Social Media und die (ex) Rumänen

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getkiss
schrieb am 20.08.2011, 12:43 Uhr
Das gerade unter diesem Direktor Abteilungsleiter der Traktorenwerke (z.B. Emil van Saanen) verhaftet wurden und ohne Prozess jahrelang eingesperrt blieben, nur weil sie nicht bereit waren, angeordnete Pläne, die nicht zu realisieren waren, zu unterzeichnen, weiss unser Nicht-chauvinist natürlich nicht.

Das muss wohl in den Jahren bis 1965/Sowromzeit gewesen sein. Nachher hatte ich das Glück unter diesem hervorragenden Fachmann einige Zeit zu arbeiten...
getkiss
schrieb am 20.08.2011, 12:49 Uhr
Habt ihr sonst noch irgend welche wichtigen Nachrichten die die Welt bewegen ?
Die Welt nicht, aber meine Beine, 2 Wochen lang, auf den versunkenen Pfaden des Herrn @popescu.....
Vielleicht gibt´s noch Salz in der Kammer des Guts...
Friedrich K
schrieb am 20.08.2011, 13:05 Uhr
Vuill Spasss oalda Herr ..
seberg
schrieb am 20.08.2011, 14:41 Uhr (am 20.08.2011, 14:52 Uhr geändert).
Weltbewegend ist es vielleicht und hoffentlich nicht, aber meinen Magen bewegt und dreht es um und um bis zur Übelkeit, wenn ich das „schöne Interview“ mit dem "klugen" sächsischen Schriftsteller Hans Bergel im Bayerischen Rundfunk höre (der famose Armin Maurer empfiehlt es auf www.rockestuf.de:

www.br-online.de/bayern2/eins-zu-eins-der-talk/hans-bergel-schriftsteller-norbert-joa-ID1302617246114.xml

wo es anfangs zunächst noch eher harmlos naiv heißt:

"Je länger ich unter Deutschen lebe, um so fremder fühle ich mich", oder: "Je älter ich werde, desto bewusster wird mir, dass ich von den Wurzeln geprägt bin, und diese Wurzeln sind nun mal südosteuropäischer Natur und mir wird bewusst, dass ich doch eigentlich dort fehl am Platze war und mittlerweile nun auch hier",

um dann aber schließlich den Hammer und die Spitze an gefährlichem Schwachsinn zu äußern:

"Es ist tatsächlich so, dass, so absurd das klingt, mein Leben und das wahrscheinlich vieler Anderer auch, im Kommunismus ereignisreicher, spannungsreicher, dramatischer war...wider Willen, aber man ist an den Situationen...gewachsen, man hatte einen Gegner, den kannte man ganz klar...einen mächtigen Gegner, dem gegenüber man völlig wehrlos war...und diese Situation quasi nackt in seiner Existenzumgebung zu stehen, hat die Substanz eines Lebensgefühls vermittelt, das ich hier in der freien Welt nachher...nicht mehr haben konnte."

Jetzt weiß ich endlich, warum mir im demokratischen Westen so furchtbar langweilig ist: weil es eben keine Situationen gibt, keine verbrecherischen Verhältnisse um mich herum, an denen ich wachsen kann!!!

Ich will meinen rumänischen Kommunismus wieder haben!

Oder soll man wenigstens dem Hans Bergel diktatorische Verhältnisse wünschen?!
gerri
schrieb am 20.08.2011, 15:22 Uhr (am 20.08.2011, 15:24 Uhr geändert).
@ jarlex, vom Herrn Brandtsch den du womöglich meinst, konnte man auch keine "Benehm"-Regeln lernen,dann noch Sprachlehre.
Den Rest behalte ich lieber für mich,man soll die Toten in Frieden ruhen lassen.
Man sollte jeden Menschen so nehmen wie er ist,ein Mischwald
ist in diesem Fall immer schöner.
Zu viel eingebildete Intelligenz ist langweilig,"nesărat" wie der Rumäne sagt.
Gruß, Geri
Mircea32
schrieb am 20.08.2011, 15:45 Uhr
der Rumäne sagt auch:

"Cu şchiopii în loc de şezi, te înveţi să şchiopătezi."
Mircea32
schrieb am 20.08.2011, 16:15 Uhr (am 20.08.2011, 16:29 Uhr geändert).

Ich will meinen rumänischen Kommunismus wieder haben!


Dumnezeu găseşte o ramură joasă şi pentru pasărea care nu poate zbura.
bankban
schrieb am 20.08.2011, 16:47 Uhr (am 20.08.2011, 16:49 Uhr geändert).
seberg: habe mir das Bergelinterview angehört. Sein von dir zitiertes Lamento ist so aus dem Zusammenhang gerissen natürlich etwas komisch. Doch denke ich nicht, dass er den Kommunismus zurückwünscht oder sonstige heroische Zeiten. Ich würde seine Aussagen dahingehend deuten, wie das in gutbürgerlich-saturierten Kreisen seit Anfang des 20. Jahrhunderts anzutreffen ist, dass nämlich der Parlamentarismus, die Demokratie etc. die Gesellschaften ihrer Möglichkeit beraubt, sich zu stärken, abzuhärten etc. Diese Klage finden wir ja bereits bei den alten Römern (etwa bei Cato (d. Jüngeren?)), die die Zivilisation im Gegensatz zu den Kriegszeiten als für die römischen Tugenden verheerend brandmarkten. Auch aus der Geschichte verschiedener ethnischen Minderheiten sind Sprüche überliefert wie "Unterm Druck wächst die Palme" - hingegen geht sie ohne Wind und ohne Druck zugrunde.
In der Tat spricht man ja auch von unseren Zeiten seit dem 2 WK als den postheroischen Zeiten, denn so richtige Möglichkeiten der heroischen Bewährung sind kaum mehr da. Freilich sehe ich, persönlich, dies als ein Positivum an, doch gibt es vll. in manchen Bevölkerungskreisen doch immer noch den Wunsch, sich beweisen zu können.
Und da Bergel nun wirklich ein bewegtes Leben hatte, kommt all dies hinzu.
Ich will damit nicht ihn verteidigen, sondern einfach einen größeren Kontext herstellen, in dem seine Sätze etwas besser (und adäquater?) zu verstehen sind.
seberg
schrieb am 20.08.2011, 18:10 Uhr
bankban: Ich bin vorallem froh über deinen gelassenen, vernünftig-moderaten Widerspruch, das gibt mir die Möglichkeit, ihn zunächst so stehen zu lassen und darüber nachzudenken.
Ich weiß auch, was mich sehr persönlich an Bergels durchgehender Stilisierung nicht nur seines Werkes sondern auch seines Lebens – trotz aller Dramatik! – zutiefst misstrauisch macht.
Es mag schon sein, dass es „in manchen Bevölkerungskreisen“, möglicherweise sogar in sehr breiten, so etwas wie einen Wunsch, ein Bedürfnis und sogar ein Verlangen nach einem äußeren Gegner und klaren bösen Feind gibt, an dem man sich heroisch beweisen und bewähren kann. Ja, die alten Römer! Stammt nicht aus jener oder noch früheren Zeit auch der Spruch ‚der Krieg ist der Vater aller Dinge’?, den ich zumindest gerne etwas abwandeln würde in ‚der Konflikt ist der Vater aller Dinge’. - Aber: als ob wir uns Konflikte noch herbei wünschen müssten!!!
Unmöglich finde ich jedenfalls, dass hier ein Künstler und gebildeter Mensch dieses offenbar für sein Lebensgefühl braucht und in der Demokratie so sehr vermisst, also offenbar blind oder gefühllos ist für die viel tieferen und mindestens ebenso existenziellen menschlichen Konflikte in sogenannte Friedenszeiten (gibt es diese überhaupt?). Versiegt seine Schaffenskraft in Zeiten ohne Krieg, Mord und Totschlag? Das wäre in meinen Augen ein Armutszeugnis. Aber bitte, es gab ja auch den grandiosen Stilisten und Kriegsverherrlicher Ernst Jünger, der sogar z.B. bei französischen Spitzenpolitikern (war es nicht Mitterand?) Bewunderer hatte. Einfach nur erschreckend, wie ich finde.
bankban
schrieb am 20.08.2011, 21:24 Uhr (am 20.08.2011, 21:25 Uhr geändert).
Hallo seberg,

du sagst: "dass hier ein Künstler und gebildeter Mensch dieses offenbar für sein Lebensgefühl braucht und in der Demokratie so sehr vermisst, also offenbar blind oder gefühllos ist für die viel tieferen und mindestens ebenso existenziellen menschlichen Konflikte in sogenannte Friedenszeiten (gibt es diese überhaupt?). Versiegt seine Schaffenskraft in Zeiten ohne Krieg, Mord und Totschlag?"

nun, ich habe schon irgendwie den Eindruck, dass Künstler eben etwas erleben müssen, das sie dann verarbeiten können. Deshalb ist die aktuelle Generation junger deutscher Schriftsteller so schwach und schreibt solche Nichtigkeiten. Und nicht von ungefähr kommen die besten der jungen Generation aus der ehem. DDR: Tellkamp, dessen Turm unglaublich ist (wenngleich zu kurz!!), Schulz usw. Denn die haben noch etwas erlebt...
Die ältere Generation (Grass, Walser, vorher Böll, Kempowski) haben allesamt den Krieg erlebt. Hatten was zu erzählen. Diese saturierten Wohlstandskiddies, die nur voneinander klauen können (heuer: Gutti, letztes Jahr: Hegemann usw.), haben keine Inspiration, keine Phantasie, nichts. Deshalb wohl auch Bergels Ausspruch. Den ich (wie gesagt), nicht verteidigen will, nur kann ich diesen Gedankengang rational nachvollziehen. Böswillig könnte ich sagen: einem Schiller hat es gereicht, an einem faulen und vermoderten Apfel zu riechen, schon ging seine Phantasie los, aber nicht jeder kann eben ein Schiller sein und er braucht daher Größeres um seinen Ekel künstlerisch zu sublimieren...
Mircea32
schrieb am 20.08.2011, 21:30 Uhr


nun, ich habe schon irgendwie den Eindruck, dass Künstler eben etwas erleben müssen, das sie dann verarbeiten können.

Die ältere Generation (Grass, Walser, vorher Böll, Kempowski) haben allesamt den Krieg erlebt.


Also her mit dem Krieg!
Es kommt eher als man denkt und anders ale je zuvor gewesen. Wie immer, (unvorstellbar) eigentlich.

Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, gepriesen sei der Herr.
Koi
schrieb am 20.08.2011, 21:46 Uhr
Hier wird dir geholfen Bruder: Siehe Thread "Institution Kirche".
bankban
schrieb am 20.08.2011, 22:38 Uhr
Mircea: ich hab doch von der jüngeren Generation aus der ehem. DDR auch gesprochen. Die haben auch etwas erlebt und haben deshalb etwas zu erzählen.
TheBigLebowski
schrieb am 20.08.2011, 22:41 Uhr
Etwas armselig ,wenn ein Künstler das reale Geschehen braucht um etwas zu erzählen,sollte doch gerade bei diesen die Fantasie dafür verantwortlich sei.
seberg
schrieb am 20.08.2011, 23:06 Uhr (am 20.08.2011, 23:07 Uhr geändert).
Das reale äußere Geschehen ist für das innere Erleben schon wichtig, nicht aber die Art und Intensität des Geschehens für das künstlerische Gestalten mithilfe von Phantasie, denke ich.

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