Die Mauer

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der Ijel
schrieb am 04.03.2009, 09:12 Uhr (am 04.03.2009, 09:31 Uhr geändert).
"Vorbild" für die Roma/Sinti/Zigeuner ----sagte Georg
in gewissem Sinne wird doch auch Mission über die Jahrhunderte sichtbar.Vom Deutschen Ritterorden bis zum Zigeuner-Pfarrer Eginald Schlattner.
War dieser nicht lange vor seinem "Geköpften Hahn" als solcher bekannt ?

@Siel---volksetymologisch fälschlich als „Zieh-Gäuner“,
fälschlich und doch passend. Ich bedauere es ja auch.
Interessant sind für mich die Wandlungen in der Sprache.

Zitat aus Wikipedia : Wort atsinganoi ist wahrscheinlich eine korrumpierte Form von athinganoi, was der Name der im 9. Jahrhundert bezeugten gnostischen Sekte der Athinganen oder Athinganer war, seit dem 12. oder 13. Jahrhundert aber ebenfalls im Sinne von „Zigeuner“ verwendet wurde----
und hieraus endstand sicher auch das Ungarische "cigány" denn das Griechische ist doch bedeutend älter---

noch ein Zitat von: Das Wort Zigeuner ist eine Fremdbezeichnung, die im Deutschen wahrscheinlich aus dem Ungarischen (cigány) entlehnt ist und in ähnlicher Form in vielen europäischen Sprachen vorkommt.[1]
Gerhard Gunesch
schrieb am 04.03.2009, 09:42 Uhr (am 04.03.2009, 09:44 Uhr geändert).
Ja, die lieben Zigeuner. Ich nenne sie jetzt mal so, und nicht Sinti/Roma, wie man es heutzutage höflicherweise tun sollte. Ist wohl ein Überbleibsel aus meiner Kindheit.
Zum Einen habe ich viele viele Jahre einen Nachbarn in Hermannstadt gehabt, einen besten Freund sozusagen, von dem ich lange nicht wußte dass er Zigeuner ist. Beide Eltern berufstätig, ordentlich, usw., und meine Eltern sahen keine Veranlassung uns Kinder über ihre Herkunft aufzuklären. Diese Tatsache rechne ich meinen Eltern hoch an, beweist sie mir doch dass der Mensch, und nicht seine Herkunft wichtig ist.
Andererseits gibt es noch die Kehrseite der Medaille: meine Tante lebte aufm Dorf, an dessen Rande es eine Zigeunersiedlung gab. Fast täglich wurden Tiere aus den Höfen der Dorfbewohner geklaut, außer bei meiner Tante. Diese war nähmlich Kindermädchen bei einer dieser Zigeunerfamilien, und die Einzige, die von Diesen auch nie belästigt wurde. Jeder kann sich seinen Teil dazu denken.

Ich persönlich befürworte diesen Mauerbau in Kronstadt überhaupt nicht, aber ich verurteile ihn auch nicht. Die Leute werden schon ihre Gründe gehabt haben, sonst hätten sie wohl kaum zu solch drastischen Methoden gegriffen. Wir wissen doch alle ganz genau wie die Zigeuner waren, als wir noch in R gelebt haben: arbeitsscheu, haben gerne betrogen und geklaut.
Anchen
schrieb am 04.03.2009, 11:29 Uhr
Habe meinen Teil nachgedacht: Es wird doch nicht Deine Tante......?
The history of Igor
schrieb am 04.03.2009, 11:30 Uhr
Gerhard, in den 30er Jahren 'wusste' auch jeder, dass Juden Teil einer kommunistischen-kosmopolitanischen Weltverschwoerung waren (manche Klugscheisser wissen es scheinbar immer noch). Mit Binsenweisheiten kommt man bei so etwas nicht weiter.
schully
schrieb am 04.03.2009, 13:32 Uhr
für interessierte: auf jurnalul.ro läuft eine kampagne
Ţigan în loc de rom. mit hunderten von kommentaren.
servus
Che
schrieb am 04.03.2009, 17:18 Uhr (am 04.03.2009, 17:34 Uhr geändert).
The history of Igor schrieb: Gerhard, in den 30er Jahren 'wusste' auch jeder, dass Juden Teil einer kommunistischen-kosmopolitanischen Weltverschwoerung waren (manche Klugscheisser wissen es scheinbar immer noch). Mit Binsenweisheiten kommt man bei so etwas nicht weiter.

Gerhard gleich in das rechte Eck zu setzen ist einfach nicht fair. Sein Standpunkt teilen sich sehr viele die mit Zigeuner mal Kontakt hatten, eine dezente ,,Reservierung´´ gegenüber anderen mit dem man nicht zu tun haben möchte bedeutet bei weitem kein NS-Gedankengut. Der man war einfach nur ehrlich.
Ich hatte mal Urlaub in die Türkei gemacht, nachdem ich jedes Jahr in Spanien war, hatte ein viel schöneres Hotel als in Spanien, besseres Essen, ein viel grösseres Pool u.s.w...
Trotzdem werde ich nicht mehr in die Türkei reisen, es ist nicht meine Welt. Und ich kann nicht mal Negatives über Türkei und die Türken schreiben, habe mich nur nicht wohl gefühlt. Vielleicht sind das in meinem Unterbewusstsein die unsichtbaren Mauern die Seberg so schön erklärt hat. Bin trotzdem ein überzeugter Cosmopolit, möchte aber auch ein persönlicher Freiraum haben, entscheiden zu können mit wem ich Kontakt haben will und mit wem nicht, ohne gleich als Rassist oder Nationalist abgestempelt zu werden. Jemand nicht zu mögen bedeutet nicht gleich dass man ihm hassen tut.

P.S. Diese Mauer muss weg! Ob man Zigeuner mag oder nicht mag, diese Mauer darf nicht existieren. Einem Menschen unwürdig!


The history of Igor
schrieb am 04.03.2009, 18:20 Uhr
Che, ich hab ihn nicht ins rechte Eck gestellt, sondern lediglich das Thema 'Binsenweisheit' anhand eines offensichtlichen Beispiels hinterfragt. Ansonsten stimme ich Dir zu.
seberg
schrieb am 04.03.2009, 20:37 Uhr
The history of Igor schrieb:
Knobler, ich wuenschte Du haettest recht mit Deiner Definition von 'Integration', aber meinem Gefuehl nach vergessen wir damit auch eine gewisse Dynamik, naemlich, dass integration auch Einbindung in ein gewisses System bedeutet. In anderen Worten erwartet man, dass sich eine Gruppe quasi einer anderen Gruppe 'unterwirft'

Das mit der Dynamik finde ich wichtig, allerdings wirkt sie nicht nur in einer Richtung. Sie entsteht und wirkt überall dort, wo unterschiedliche Kräfte aufeinander treffen und in Konflikt geraten (nicht nur in Natur, Physik usw., sondern eben auch im Sozialen und Psychischen), also z.B. auch immer dort, wo ethnisch unterschiedliche Gruppen mit voneinander abweichendem kulturellem Hintergrund (Sprache, Bräuche, Rituale…) aufeinandertreffen und sich zunächst und „natürlicherweise“ abgrenzen. Wir sprechen dann meist von der Notwendigkeit der „Intergration“ einer kleineren in eine größere kulturelle Gruppe (Leitkultur!). Es stimmt aber nicht, dass die größere sich nicht auch in die kleiner „intergrieren“ und damit verändern würde, wenn auch minimal und meist kaum merklich aber schleichend und konstant. Auch wir „Deutschen“ haben uns längst in das z.B. „Amerikanische“, aber natürlich auch in das „Türkische“ usw. „intergriert“, d.h. kulturelle Elemende übernommen, wenn auch womöglich in einem winzigen Ausmaß. Wesentlich ist aber, dass es um eine dyamischen, also ständig wirksamen, meist koflikthaften und manchmal äußerst zerstörerischen und im besten Fall um einen kreativen Prozess geht...bis vielleicht etwas Neues entsteht.

The history of Igor schrieb:
Man wuerde z.B. niemals davon sprechen, dass sich Rumaenen in einen Zigeunerkontext integrieren muessten.

Tatsächlich aber deuten die üblichen, abwertenden und beklagenden Ausdrücke von Rumänen wie z.B. „ne-am turcit“ oder „ne-am tiganit“ (wir haben uns „türkisiert“ und „verzigeunert“) genau darauf hin (die neu entstandene Musik der Manele, die m.E. zu Unrecht als minderwertig hingestellt wir, ist ein gutes Beispiel dafür), als dynamischer Prozess und Entwicklung aber wertfrei zu sehen.
Georg51
schrieb am 04.03.2009, 21:45 Uhr (am 04.03.2009, 21:55 Uhr geändert).
Möchte sagen, viele der Kommentatoren sind auf dem richtigen Wege, suchen nach Erklährungen und Lösungen zu der "Mauer".

- Einen Gedanken hätte ich aber, den man gerne weitern diskutieren könnte, die "Akkommodation".
- Es trifft meistens die Ethnie in der Minderheit die gewillt ist sich zu "Integrieren" oder gefordert ist sich zu "Assimilieren".
Diese "Akkommodation" kann man gut erkennen, bei verschiedenen Ethnien (auch bei den Siebenbürger Sachsen, z.B. es gibt die "Verdeutschten" und "Nichtverdeutschten"), wo auch die sozial/politisch/geographische Lage eine nicht unwichtige Rolle/Einfluß spielt.

- Akkommodation; Erklährung/Begründung: Im Gegensatz zu der "Assimilation", bei der eine Ethnie einen neuen Sachverhalt an ein vorhandenes Schema anpasst, dient die "Akkommodation" als Möglichkeit für die Ethnie eine neue Erkenntnis zu verarbeiten (mit sich selbst in Einklang zu bringen), indem sie das bis dahin befestigte Schema erweitert.
Genau das gleiche Schema der "Akkomodation", könnte auch die in der Mehrzahl vorhandene Ethnie übernehmen/befolgen. - Letztendlich wäre ein guter Konsens beiderseits ein gutes Ergebnis, was die Mauer in dem Dorf Tarlugeni oder anderswo einstürzen liese.

Siel
schrieb am 04.03.2009, 23:19 Uhr (am 05.03.2009, 09:05 Uhr geändert).
Dass im Prozess der Integration auch ein "winziges Ausmaß" (!!!)an Veränderung der dominanten Kultur stattfindet ist ohne Frage - allerdings bleibt das eklatante Ungleichgewicht in der Annäherung bestehen. Und hier ist das Problem, das Probleme schafft...Für die 'zu integrierende' Kulturgemeinschaft ist dieser Einfluss recht vernachlässigbar - für die dominante Kultur kann er evtl. als Bereichewrung empfunden werden: sie befindet sich ja auch in der entspannteren Ausgangslage...

Die Manele-Musik ist tatsächlich ein interessantes Phänomen: Ich sehe eine starke Parallele zur Rai-Musik Nordafrikas. Der Rai, übrigens musikalisch der Manelemusik ziemlich ähnlich, war das Aufbegehren der Jugendlichen gegen verkrustete, für sie völlig einengende Gesellschaftsstrukturen.(Es handelt sich nicht um die Musik einer 'anderen' Kultur - lediglich um eine andere Generation...) Die Texte waren ungebührlich, die Lieder brachen Tabus, sie drückten die alltäglichen Probleme und die Wünsche der Jugendlichen aus. Der Rai schaffte es, trotz Verbot durch die Regierung unter die Leute zu gelangen - er war ein notwendiges Ventil für die tagtäglichen Frustrationen. Die Interpreten wurden berühmt, produzierten in Frankreich, gelangten zu bescheidenem internationalen Ruhm und damit passierte etwas Interessantes, was ich im Moment bei der Manelemusik nicht sehe: der Rai wurde auch eine politische Bewegung.
Die Manele -Musik scheint mir nicht mit einer wie auch immer gearteten Akzeptanz der Zigeuner einherzugehen. Ich habe den Eindruck, dass die Zigeunermusik, die sich immer schon einer freieren, direkteren Ausdrucksweise bediente, genutzt wird, um dem eigenen Ausdruck Freiheit zu verleihen...

Georg51: Mir ist nicht ganz klar was du mit 'Akkomodation' meinst. Mir scheint, es ist doch eigentlich auch nur eine Form/Möglichkeit der 'Anpassung' an die dominante Kultur...

Ich finde, dass bei der ganzen Diskussion auf die Bedürfnisse der Zigeuner gar nicht eingegangen wird. Ist es denn wirklich so, dass die Zigeuner nichts lieber täten als 'vollwertige Rumänen oder Ungarn oder ...' zu werden?
Anzug, lohnabhängige Arbeit und eine OP für eine weiße Hornhaut (Auge)?

Schnuk
schrieb am 05.03.2009, 06:09 Uhr (am 05.03.2009, 18:44 Uhr geändert).
Ihr lieben Leute,
nichts gegen Begriffe wie Integration, Akkomodation oder
Mauer in den Köpfen. Ich finde es gut, daß über diese Möglichkeiten debattiert wird,
aber es geht hier um etwas viel wichtigeres, elementares, allerdings dies mit einem Wort zu benennen weiss ich nicht. Vielleicht -Zivilisation?
Das Thema hat ja angefangen mit der Mauer in einem Dorf in R. Und diese Mauer ist von Rumäner bzw. Ungarn aufgebaut worden, weil sie von den Zigeunern schlimm belästigt wurden. Die Mauer hat ja Geld und Arbeit gekostet. Die wurde bestimmt nicht darum aufgebaut weil die Zigeuner keine Rumäner oder Ungarn wollen werden. Also es geht dort um das negative Verhalten der Zigeuner, nicht um deren ihre Sprache, Kultur, Bräuche wie zum Beispiel das frühe Heiraten, oder tragen von Schmuck.
Schnuk.
Georg51
schrieb am 05.03.2009, 11:04 Uhr (am 05.03.2009, 13:15 Uhr geändert).
Oft liegt der Teufel im Detail. Den Eindruck habe ich, daß die Rromas(durch die neue demokratische Feiheit, EU u.s.w.)in einen aufblühenden Konflikt ihrer kulturellen/traditionellen Identität/Bedürfnisse geraten sind, es wird nach einer "nationalen Einheit" gesucht, die ihnen im Grunde in ganz Europa abgesprochen wird, ihre Stimmen werden immer mehr und mehr wichtiger...
Man spricht immer nur von einer Ethnischen Gruppe. Wie auch immer, ich neige eher zu der Überzeugung, daß die Rumänen und Ungaren in dem rumänischen Dorf eine große Angst entwickelt haben(kann ja auch nur ein lokaler Konflikt sein) gegen eine eigene "Akkomodation" den Rromas gegenüber, daß sich ihre Kinder (und nachfolgenden Umgangsformen/Bräuche) sich "verzigeunern". Vor der "Vermaghiarisierung" haben sie weniger Bedenken/Angst, aus welchen Gründen auch immer, vieleicht sagt ihnen die Hautfarbe eher zu..?

@Siel, eine "Akkomodation" geht bestimmt nicht so weit, bis zur kosmetischer (weiße Hornhaut (Auge)?) Veränderung, aber immerhin man kann etwas von ihrer Musikart übernehmen, sie hat viel Feuer und Rythmus(z.B.The Gypsi King).

Ich bin der Überzeugung der Konflikt in dem rumänischen Dorf wurde von den Zuständigen Behörden/Personen ganz falsch interpretiert und die falschen Maßnahmen/Instrumentarien eingesetzt.

Die Mauer ist und bleibt eine Schande für die, die sie errichtet haben.
schully
schrieb am 05.03.2009, 13:41 Uhr
frage: wisst ihr eigentlich, worum es hier geht?
kennt jemand die tatsächliche situation in Tărlungeni?
oder geht es gar nicht um diese mauer, die eigentlich ein zaun ist, mit der ein privates eigentum umzäunt wurde?
hier gab es schon früher einen zaun, auf dem grundstück befand sich ein lager und eine mühle. nach der wende wurde es den eigentümern erstattet und aus verschiedenen gründen verfielen die gebäude mitsamt dem zaun.
der neue eigentümer hat nun das zur müllhalde verkommene grundstück umzäunt, mit einem 2 - 2,5 m hohen zaun, und zwar vor anderthalb jahren. bis irgendeine minderheiten-organisation darauf kam und die romas gegen diesen zaun aufhetzte.
soviel zu den tatsachen. interpretieren können wir ja weiterhin, jeder nach belieben.
servus
Johann
schrieb am 05.03.2009, 14:17 Uhr (am 05.03.2009, 14:19 Uhr geändert).
schully schrieb: frage: wisst ihr eigentlich, worum es hier geht?

Anscheinend weißt du etwas über Tărlungeni.
Kannst du mir vielleicht auch sagen, worum es hier im Thread geht?
Georg51
schrieb am 05.03.2009, 18:18 Uhr (am 06.03.2009, 11:29 Uhr geändert).
Che schrieb:
Die Mauer

,,Un primar din judeţul Braşov i-a separat pe ţigani cu un zid

Caz incredibil la Braşov. Primarul din Tărlungeni a ridicat un zid ce străbate tot satul şi separă ţiganii de comunitatea de români şi maghiari.

Edilul susţine că, sătul de sutele de oameni care veneau să se plângă, a cumpărat un teren, aflat în vecinătatea comunităţii de rromi. Apoi şi-a împrejmuit proprietatea cu un gard de beton înalt de doi metri.

Bariera naşte frustrări şi revolte, pentru că rromii sunt nevoiţi să ocolească aproape doi kilometri până în centrul satului. Mai mult, gardul de beton merge până la poarta şcolii, iar pentru copiii rromi a fost instalată o poartă separată. De cele mai multe ori, însă, aceştia sar gardul pentru a ajunge mai repede la şcoală.

Zidul a atras atenţia Consiliului Naţional pentru Combaterea Discriminării, care a deschis o anchetă şi va trimite, săptămâna aceasta, o echipă de control la Tărlungen.´´


Anscheinend war dieser Artikel aus der "Libertatea" der Anstoß zu dieser Diskusion "Mauer" und unser Verhältniß zu den Rromas....

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