Gut und Böse auf der Welt

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Kurt Binder
schrieb am 16.11.2022, 11:54 Uhr
Oh, diese Technik
Stoßseufzer eines Anti-Freaks

Ich bin wahrlich kein Freak von alldiesen technischen Wunderwerken, die uns heute in vielerlei Hinsicht unser Leben erleichtern wollen, und uns täglich dazu nötigen, unsre natürlichen Instinkte und Wahrnehmungen zu Gunsten ihrer Erfinder und Hersteller verkümmern zu lassen. Beim genauen Hinsehen ertappe ich mich jedoch, wie sehr auch ich bereits in diesem globalen Sog der Abhängigkeit mitschwimme.
Anstatt am Wintermorgen hinauszugehen, befühle ich lieber den Heizkörper im Wohnzimmer, um zu sehen - wie kalt es draußen ist. Diese scheinbar paradoxe Vorgehensweise findet ihr „Aha!“ in dem Umstand, dass in dem Heizsystem ein Außenfühler eingebaut ist, von dem folglich die Temperatur im Zimmer abhängt. Fazit: Je heißer der Heizkörper ist, umso kälter ist es draußen – und es bleibt mir erspart, mir bei minus 20 Grad Celsius die Nase abzufrieren!
Wenn ich erfahren will, wie gut ich mich heute fühlen muss, schnalle ich mir den Blutdruckmesser um das Handgelenk. Und siehe da - dieses herzige digitale Wunderwerk zeigt mir mit ein paar Ziffern tatsächlich an, ob ich noch Lichtjahre vom Hades entfernt bin, oder ob ich mich schleunigst nach einem lauschigen Plätzchen im Günen für die ewige Siesta umschauen sollte.
Vor dem Weg ins Büro klemme ich mir morgens erstmal das Thermometer in die rechte, frisch rasierte Achselhöhle. Warum? Ja, Leute, ich muss doch wissen, ob ich mich heute nicht etwa krank melden muss! Eine ähnliche, präventive Funktion erfüllt das Thermometer auch beim Bad am Samstag Abend. Warum den Finger dem Risiko aussetzen, im Badewasser gesotten zu werden, wenn ein kleines Glasröhrchen mit ein paar Tropfen Quecksilber drin dafür erfunden wurde, diese Kalamität an meinem Luxuskörper abzuwehren!
Besonders wichtig vor dem Hinausgehen ist, den PC zu starten, und zu googeln, wie das Wetter draußen ist! So ist einer meiner Arbeitskollegen im vergangenen Jahr ein Opfer seiner Leichtsinnigkeit geworden. Zu bequem, auf den Bildschirm zu gucken, wollte er im Juli in der Badehose ins Büro gehen. Wie zu erwarten war, wurde er unterwegs von einem Schneesturm überrascht, er stürzte, fiel auf den eisigen Boden, und zebrach in 399 Stücke. Ich hab sofort berechnet, dass ein FKK-Fan in 437 Stücke zerschellt wäre, und warnte meine Kollegen, die aber bereits Bescheid wussten. Das erklärt eindeutig, warum sie niemals in der Badehose oder so ins Büro gekommen waren: Sie hatten eben klugerweise vorher immer erst online das Wetter befragt!
Ein Außerirdischer, zu Deutsch Alien würde sich kaputtlachen, wenn er uns vor dem Fernseher begeistert herumhopsen sehen würde. Anstatt in frischer Luft Tennis zu spielen, oder in einer voll klimatisierten Halle zu kegeln – zu Deutsch bowlen, hat die Technik hierzu für eine weitere Degeneration gesorgt. Man setzt auf den Fernseher eine Spielkonsole, zu Deutsch Memorie-Box oder Playstaion – und beginnt davor in akrobatisch zuckenden Bewegungen einen Tanz aufzuführen, der im Gesamtausdruck eine harmonische Mischung aus Pantomime, Ballett und Veitstanz zelebriert.
Ich habe daraufhin an die Hersteller dieser genialen Verweichlichungsmaschinen ein Memorandum geschrieben, in dem ich eindringlich vor der Erfindung einer Playstation für – Turmspringen warne!
Die Antwort kam postwendend – doch statt des Dankes für meine Umsicht, erhielt ich – ein Prämie von 10.000 Euronen, für meine „brillante Idee!
Was soll ich sagen – ich bin trotzdem kein Freak, habe aber gelernt, dass auch oppositionelles Denken – lukrativ sein kann!
Kurt Binder
schrieb am 21.11.2022, 11:25 Uhr
Mal gut, mal a pisserl böse - im Limerick steckt so manches ...

Es kurbelte Jonathan Meier
von früh bis spät seine Leier.
Zwar fiel in den Topf
so mancher Knopf -
gelegentlich auch ein Dreier.

Es ward einem Schrank gewahr:
Ihm fehlt’ eine Tasse, fürwahr!
Doch war der Schreck
gleich wieder weg,
weils bloß – eine trübe war.

Es freite ein Mann in Schilda
gar eifrig um die Hilda.
Doch meint’ ihre Olle,
dass sie ihn nicht wolle.
Da rief er: „Du, sei still da!“
Kurt Binder
schrieb am 26.11.2022, 10:30 Uhr
... und überall lauert das Böse

Gereimte Splitter

Da war im Zirkus ‚Boheme’
der Feuerschlucker Mähne.
Während der Nummer
gabs keinen Kummer -
bloß auf dem Klo gabs Probleme.

‚ne Nichtraucher-Makrele,
die ächzte mit trockener Kehle:
„Ich läg, statt im Rauch,
viel lieber mit Lauch
in Soße, selbst wenn man mich schäle!“

Ein Metzger aus Gastein,
der hatte täglich Schwein.
Da infarkte ihn
das Cholesterin,
von den vielen Schweinerein.
Kurt Binder
schrieb am 02.12.2022, 09:56 Uhr
Morgen(ver)stimmung

Als ich heute Morgen hochschreckte, fühlte ich mich hohl - leer bis zum Überlaufen, wie ein Nichts in toter Hülle. In der Nacht hatten mich Alpträume geplagt, die wie Schaumkronen auf stürmischen Wellen, weit über die Schmerzgrenze hinaus alles Gute in mir zu ersticken und wegzuspülen drohten.
Noch gebannt von den hässlichen Fratzen der nächtlichen Dämonen richtete ich mich mühsam auf, und ließ erstmal die schlappen Beine baumeln. Dann schlurfte ich in die Küche. Ich verspürte zwar überhaupt keinen Hunger, öffnete aber aus Gewohnheit den Kühlschrank, und ließ meinen Blick über den sorgfältig, nach kulinarischem Stand, kaloriösem Rang, Marken-Namen und Verfallsdatum geordneten Inhalt gleiten. Es war nichts Besonderes, nur das Übliche:
Deutsche Markenbutter, Kaviar, Shrimps in Olivenöl, Leberpastete, Wiener Schnitzel (aus Kalbfleisch), Griespudding mit Vanillesoße, Parmesankäse, Bratwurst mit Knofel von Winkler, Pizza Ofenfrische Speciale, Schlagsahne - ich glaube, das war fast alles; wie ich schon sagte: Nix Besonderes.
Angewidert schlug ich die Kühlschranktür zu, und ging auf den Balkon. Draußen war es noch dunkel. Ich knipste die Außenlampe an – und da sah ich sie.
Auf dem taufeuchten Rasen im Vorgarten hüpfte eine Amsel umher, sah kurz zu mir herauf, und mühte sich dann, einen ellenlangen, fetten Regenwurm aus der Erde herauszuziehen, den sie mit komischen Halsverrenkungen hinunterschluckte. Dann äugte sie mit schrägem Kopf zu mir und nickte mir zu, als wollte sie sagen: „Komm, mach mit – schmeckt gut!“.
Etwas beschämt ging ich zurück in die Küche. Dieser kleine Vogel nahm trotz der herbstlichen Kälte mit Appetit sein frugales Frühstück ein, Tag für Tag das gleiche, mit einer Selbstverständlichkeit, die mir einen unmissverständlichen Schubs versetzte.
Ich schnitt eine große Brotscheibe ab, griff mir aus dem Kühlschrank ein Glas, öffnete es, und schmierte mir - ein dickes Fettbrot, belegte es mit Knofelscheiben, und schlemmte wie Gott in Siebenbürgen.



Kurt Binder
schrieb am 08.12.2022, 14:41 Uhr
Wenn ein Rettungsschwimmer einen Ertrinkenden rettet, ist das eine gute oder eine böse Tat?
Es ist eine gute Tat für den Geretteten, aber eine böse für den Weißen Hai, dem er das Frühstück weggeschnappt hat!

Sagt einer zum andern:
“Als ich Elfriede sah, war ich hin und weg - aber sie wollte nix von mir wissen!“
Sagt der andere zum einen:
“Dann rat ich dir, sei beim nächsten Mal besser ‚hier und da’ – dann klappt es sicher!“

Hallo, Mädels, wenn euer Freund eure Eltern um eure Hand bittet, vergewissert euch erst, dass er kein Kannibale ist!

Fragte ein Mann einen Mann:
„Wie, bitte schön, komme ich zum Supermarkt?“ Sagte der Mann zum Mann:
“Gehen Sie immer geradeaus – er liegt gleich da!“ Der Mann dankte dem Mann, und ging immer geradeaus, wie ihm geheißen ward.
Und er kam, nachdem er die Erde umrundet hatte, nach drei Jahren tatsächlich beim Supernarkt an, der nur 50 Meter - hinter ihm gelegen hatte.
Kurt Binder
schrieb am 14.12.2022, 08:36 Uhr
Möhrenalarm!

Das Fernsehen tat es offen kund:
Es sei nicht alles, wie man glaubt, gesund!
So sollt, war aus befugtem Mund zu hören,
der Vitaminwahn einen nicht betören!

Man sollte nicht zu viel Gemüse essen,
dies gar zu konzentrierten Säften pressen,
denn neulich erst, da hätte man entdeckt,
dass beispielsweis in Möhren - Gift drin steckt!

Ein alter Mann, der ganze 100 Jahr
lang überzeugter Vegetarier war,
hatt's ignoriert und war – Schockschwerennot,
bereits nach einem Zentner ziemlich tot!
Kurt Binder
schrieb am 28.12.2022, 15:46 Uhr
Alles für die Katz

Lieber Leser*in,
wenn du in der nächsten Zeit in Gültstein durch die Burgstraße schlenderst, und unter dem Balkon des Hauses Nr 13 einen gut aussehenden, älteren Herren auf den Knien herumrutschen siehst und „Pisu ... bs bs bs ... komm, kleines Pisulein, hier is Fressi Fressi!“, locken hörst - dann bitte nicht gleich den Notdienst alarmieren, denn - doch beginnen wir von Anfang an.
Meine Tochter teilte mir mit, dass sie für zwei Wochen verreisen wolle, und damit ich mich nicht mehr so langweile, sollte ich in dieser Zeit das ihr kürzlich zugelaufene, noch minderjähriges Kätzchen Pisulein füttern. Natürlich sagte ich zu, obwohl sich meine Liebe zu Haustieren in ziemlich engen Grenzen hielt.
Mit vier Jahren wollte ich den Wetterfrosch meiner Oma küssen, damit er sich in eine Prinzessin verwandle. Doch der sprang mit einem Riesensatz aus meiner erschrockenen Hand direkt in die Freiheit, und zog es vor, lieber von einem zufällig vorbeiklappernden Storch am Stück verschluckt zu werden, als mich zu heiraten.
Und als ich 16 Jahre alt war, versuchte ich einmal den Kater meiner Freundin Pesamoska zu streicheln. Doch der fauchte mich derart garstig an, als sei er eben erst vom Friedhof der Kuscheltiere* zurückgestreunt. Dass sie eifersüchtig meine Wange etwas unsanft mit ihrer Handfläche kontaktierte, sei hierbei unerheblich.
Meine Tochter jubelte also hoch erfreut, und erklärte mir haarklein, wie ich mich als Kätzchen-Sitter zu benehmen hätte: Zweimal täglich Trockenfutter, Wasser im Napf und - das wars schon. Da ich auf größere Taten gefasst war, versprach ich ihr, Pisulein zusätzlich jeden Tag zu baden.
Meine Tochter schrie hoch entsetzt auf, und erklärte mir, dass man Pisus nicht baden dürfe! Beschämt nahm ich diese Neuigkeit zur Kenntnis, und beschloss, mich in den Belangen der Felis catus** schleunigst zu bilden!
Nun hatte Töchterchen meine Schutzbefohlene nicht im Haus, sondern im Freien unter dem Balkon in einem mit warmer Decke möblierten Karton mietfrei angesiedelt. Da sie im Freien logierte, entfielen somit auch die Nebenkosten.
Ich begann also, in der Abwesenheit ihres Frauchens, Pisulein wie befohlen zu füttern. Dies schien jedoch einen ungeheuren Appetit zu entwickeln, denn selbst wenn ich das Futter im Napf bis zum Überlaufen anhäufte, war dieser am nächsten Morgen total leergefressen!
“Potzblitz“, dachte ich, „soviel Futter passt doch nie und nimmer in so ein Krischpindel hinein!“. Da ich der Sache auf den Grund gehen, bzw. auf die Schliche kommen wollte, montierte ich eine Nachtsicht-Kamera derart raffiniert an einem Pflock, so dass sie den gesamten Tatort im Blick, bzw. in der Linse hatte – und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Und sie kamen!
Was mein trübes Auge am nächsten Morgen in der Kamera zu sehen bekam, konnte selbst mein rasiermesserscharfer Verstand nicht fassen.
Drei Katzen und zwei Kater verschiedener Größe, Haarlänge, Geschlechts und sozialen Standes balgten sich in friedlicher Eintracht um den besten Platz an dem üppig gedeckten Frühstücktisch.
Mich traf schier der kalte Schlag. Wohin sollte das führen, wenn ich die Lieblinge aller meiner benachbarten Witwen atzen würde? Daraufhin lud ich diese an einem verregneten Nachmittag zum Kaffee ein – ohne Katzem, und machte meinem Unmut empört Luft. Doch dann geschah das Unerwartete!
Die Damen lobten (mit Schirm, Charm – ohne Melone) im Chor mein katzenfreundliches Verhalten, und versuchten mit Tränen in den Augen, mich dankbar abzuknutschen. Und nur unter Anwendung meiner vor 60 Jahren erlernten Kung-Fu-Kenntnise konnte ich mich mit Mühe der fünf Vergewaltigungen erwehren - nicht aber den Lobgesängen.
Kurz – sie spornten mich an, mit meinen altruistischen Bemühungen weiterzumachen, und möglichst auch die Katzen des ganzen Dorfes einzubeziehen. Bei solchen Mengen könnte ich die Fressi-Kosten von der Steuer absetzen, was ja meine Rente wesentlich aufbessern würde. Von meinem Ansehen gar nicht erst zu sprechen, denn mit dieser Aktion würde ich die Speisung der 5000 (Matthäus 14, 13 – 21) glatt in den Schatten stellen.
Oh, mein Gott – wie Recht sie doch hatten. Ich reckte mich im Vorgefühl wonniger Bürgerehrung, sah mich schon in Brüssel – als etwas entsetzliches passierte!
Im Dorf wurde ein – chinesisches Restaurant eröffnet. Auf dem provisorisch bekritzelten Aushang stand laut und deutlich:
“Wir bieten täglich garantiert frische, ausschließlich chinesische Spezialitäten!“

Aus der Traum! Ab sofort führten die Dorfbewohner*innen ihre Katzen nur noch an der Leine Gassi, und die Katzenklo-Industrie samt Streu boomte steil hinauf, so dass ihre Aktien am selben Tag noch an der Börse in der Wallstreet zu Höchstpreisen gehandelt wurden.
Ich aber ließ meine neue, edle Lebenshaltung, die ja voll in Sinne der Erhaltung einer äußerst gefärdeten Art und zugleich des Umweltschutzes stand, sofort patentieren.

*) ein Horrorfilm

**) lat: die Hauskatze

Nimrod
schrieb am 28.12.2022, 20:09 Uhr (am 28.12.2022, 20:11 Uhr geändert).
Katzen sind die beliebtesten Haustiere in Deutschland. Dabei machen sie sich bei Garten-und Naturfreunden nicht beliebt. Deshalb wäre ich sofort dafür, wenn die Kommunen eine Katzensteuer einführen würden. Hundesteuer gibt es ja auch und viele Kommunen habe in diesem jahr deutlich diese Steuer erhöht. Also warum keine Katzensteuer ? Das gäbe doch gute Einnahmen in die Stadt-und Gemeindesäckel. Und was die Essgewohnheiten der Chinesen anbelangt, vor etlichen Jahrzehnten gab es auch in Deutschland Gegenden, da waren diese "chinesischen Dachrinnenläufer" ein Spezialität, die voll verwertet wurde. In den Nachkriegsjahren gab es noch gegerbte Katzenfelle gegen Rheuma auf Rezept.
Kurt Binder
schrieb am 01.01.2023, 08:58 Uhr
Happy! Happy??

Es ist da!
Nicht zu fassen – das Baby hat gestern Nacht unter heftigen Wehen, wie ohrenbetäubendes Krachen und nasenbeleidigendes Stinken Schlag 24 Uhr relativ unbeschadet das Dunkel der Welt erblickt!
Die sich selbst bewusste Umwelt verzog schmerzhaft ihr hehres Gesicht, denn Lärm über ein bestimmtes Maß an Dezibell, und Tonnen von zusätzlichem Feinstaub in der Atem-Sphäre waren laut den Gesetzen jener Species, die zu dem Zeitpunkt noch die Wekt beherrschten, eigentlich nicht erlaubt! Doch unter dem Druck der Tradition und der Industrie für kracherzeugende Gebilde durften die Menschen einmal im Jahr ihrer Freude auf diese merkwürdige Art Ausdruck verleihen!
Als das Neugeborene das Chaos wahrnahm, wollte es entsetzt wieder zurück, doch Mama Zeit erklärte ihm, dass eine Zeitreise reine Utopie sei. Dann versetzte sie dem widerspenstigen Frischling den richtungsweisenden Tritt in den jungen, süßen Hintern, und taufte ihn auf die Schnelle auf der Stelle, ohne Taufpaten und aufwendiger Zeremonie:
“Du sollst 2023 heißen!“ Ja, da kauerte es nun, nackt und hilflos, auf sich allein gestellt, und von schrecklichen Visionen geplagt.
“Das ist deine Zukunft!“, erklärte ihm Mama Zeit. „Also reiß dich zusammen und bleib stark!“ Das kleine 2023 nickte zitternd.
“Deine Nannys werden die Menschen sein!“, fuhr die Mama fort.
“Au fein!“, quäkte das erst wenige Minuten alte Baby voller Hoffnung.
“Doch freu dich nicht zu früh!“, fegte Mama diesen blassen Hoffnungsschimmer brutal vom Tisch. „Das Problem ist nämlich, dass sich 8 Milliarden Menschen niemals einigen können, wie sie dich erziehen und gestalten sollen!“

Nach dieser, vor Skepsis triefenden Prognose bin ich trotz der Hölle unmittelbar vor meinem Fenster eingeschlafen.
Ich kann nur hoffen, dass sich unser Baby gesund entwickelt, und soviel Vernunft und Energie aufzubringen vermag, künftig zwischen Gut und Böse zu unterscheiden!!


Nimrod
schrieb am 01.01.2023, 14:25 Uhr (am 01.01.2023, 14:27 Uhr geändert).
Wie hat doch Erich Kästner für die Zeit des Jahreswechsels so besinnlich und zum Nachdenken anregend gereimt:
Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man’s versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
“Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.”

Allen Lesern der diversen Foren ein gesegnetes, gesundes und zufriedenes neues Jahr 2023 von Herzen - Nimrod

Kurt Binder
schrieb am 06.01.2023, 08:35 Uhr
Winter ahoi!

Auch an diesem Januar-Morgen zeigte das Außenthermometer 8 Grad Celsius an – plus! Ich hatte, nicht zuletzt auch zum Wohle des Energiesparens die Heizung seit mehreren Tagen abgestellt, und spazierte im Haus im kurzärmligen Hemd herum, wobei auch ein kurzer Tripp in den beinahe nach der Badehose schreienden Garten drin war. In der Küche holte ich mir zum Frühstück ein kühles Bier aus dem Kühlschrank, entdeckelte es, und wollte es gerade an meine dürstenden Lippen führen – als es an die Haustür hämmerte. Ich lugte durch den Spion, konnte aber nor den Bauch eines offensichtlich sehr großen Menschen erkennen.
Bevor ich öffnete, wählte ich aus meiner Bösen-Buben-Abwehr-Waffen-Garnitur, die genau rechts neben der Tür in Reichweite griffbereit ihres Einsatzes harrte, den 100.000 Volt-Elektroschocker hervor, entsicherte ihn – und öffnete vorsichtig die Tür.
Der Türspion hatte sich nicht geirrt, denn vor mir stand ein riesiger, weißhaariger Mann mit rotem Gesicht, über das der Schweiß in Strömen hinunterfloss. Er war in einen weißen, total verdreckten Overal gekleidet, und sein Atem ging stoßweise, als läge er in den letzten Zügen. Seine weit aufgerissenen Augen starrten mich um Hilfe flehend an, und ich erkannte sofort, dass er im höchsten Grade hilfsbedürftig war. Dennoch fragte ich ihn höflich nach seinem Begehr. Und da erlebte ich die wohl grö0te Überraschung meines Lebens.
Er erkundigte sich stotternd, ob er – in meiner Gefriertruhe überwintern dürfe. Mich haute es schier aus den Latschen, und ich fragte:
“Aber, wieso – wer sind Sie denn?“
„Ich bin der Winter!“

Im Augenblick hab ich keine blasse Ahnung, wie diese Geschichte weitergehen soll!
Hat jemand eine Idee, wie ich mich aus diesem abgrundtiefen Tief der Phantasielosigkeit herausrappeln kann ??
Kurt Binder
schrieb am 13.01.2023, 06:19 Uhr
Freitag, der 13.
Durchwachsener Quatsch in Gut-und-Böse-Aspik

Als ich gelesen hatte, was an diesem Tag so alles an Unglücken passieren kann, scheute ich keine Mühe, um mich gehörig darauf vorzubereiten. Zunächst gliederte ich die klassischen Unglücke in Kategorien, wobei mir die biblischen Plagen Ägyptens glaubwürdige Hinweise lieferten. Ich habe daraus nur die gewählt, die mir am besten gefallen haben.
So konnte ich es kaum erwarten, dass die Frösche kommen sollten, denn Froschschenkel wollte ich schon immer mal kosten. Auch soll man angeblich Froschinnen küssen können, um eine Prinzessin zu heiraten. Also stellte ich im Garten, gleichmäßig verteilt sieben selbstgebaute Froschfallen auf.
Gegen die Stechfliegen und die Heuschrecken wappnete ich mich mit zwei Dutzend Insektenspraj-Dosen, und sieben Fliegenklatschen (mit eingraviertem Namen).
Für den Fall eines Stromausfalles, der Finsternis, die ja nur drei Tage dauern sollte, erstand ich zwei Dutzend Kerzen – kleine natürlich, und sparte damit sogar etwas Geld ein!
Gegen die Geschwüre-Plage kaufte ich drei große Tuben Hämorrhoidensalbe – die beste, die mir im Test empfohlen wurden.
Hinzu kamen gegen eine Feuersbrunst noch fünf Feuerlöscher (die besten).
Gegen die Sintflut erstand ich in einem Second-Hand-Shop ein gebrauchtes U-Boot. Und zur Abschreckung von Aliens einen Putin-Klon! Der ging allerdings auf Kosten des Hauses, weil das Haus froh war, ihn endlich losgeworden zu sein!
Dann wandte ich mich den humanistischen Gefahren zu: Einbruch und Überfall an der Haustür. Bevor man also den Bösen Buben hereinläßt, sollte man ihm erstmal den Ausweis verlangen, und seine Personalien feststellen. Nach den letzten Erkenntnissen empfiehlt sich auch eine gründliche Leibesvisitation, um eventuelle Feuerwerkskörper zu entlarven.
Für den Ernstfall habe ich mich bestens vorbereitet.
Dafür musste ich meinen Haushalts-Etat allerdings bedenklich anzapfen. Da lagen zunächst für den Nahkampf ein Paar Boxhandschuhe aus Krokodilleder bereit, ein Skalpiermesser, ein roter Ringeranzug, eine Tarnkappe, ein Baseball-Schläger, ein Degen von d’Artagnans Tochter, ein von Jackie Chan trainierter Kampfkater, und drei Dosen Pfefferspray – den ich auch gerne zum Würzen meiner Sarmale verwende.
Für den Fall, dass der Stehler sich straffrei mit meiner 47-jahrealten Zahnstochersammlung davonstehlen wollte, hing da ein Lasso bereit, sowie ein Blasrohr mit Betäubungspfeilen, ein Katapult, ein Megaphon und ein Kunst-Bein, das man dem Fliehenden leicht stellen kann!
Mit diesem Arsenal von raffinierten Verteidigungsmaßnahmen war ich gegen alles gerüstet, sah diesem Freitag, den 13. gefasst und cool entgegen – ja, ich hoffte sogar, dass sich die anstehenden Unglücke nicht im Datum irren mögen, oder sich gar nach dem julianischen Kalender orientieren würden – sonst wäre das ganze Aufgebot umsonst gewesen!
Da klopfte es an die Tür. Nun, obwohl Einbrecher meistens nicht anklopfen (Paragraf 1 in ihrem Ehrencodex) zog ich den Ringeranzug an, schnallte die Boxhandschuhe an die geballten Fäuste, hing das Lasso um die Schultern usw., denn laut Statistiken sollte ja an diesem Tag keiner ungeschoren bleiben! Ich entsicherte die Spraydose, öffnete vorsichtig die Tür, auf alles gefasst - und erweiste vor Entsetzen!
Draußen stand die Witwe Pütz, und fragte mich, ob ich ihr ein Frühstücksei borgen könnte! Somit hatte also auch mich die Unbill dieses 13. Freitags trotz aller minutiöser Vorbereitungen heimgesucht, denn - ich hatte nämlich keine Eier im Haus! Und damit hatte ich mir sowohl die Gunst meiner Vis-a-vis-Nachbarin, als auch die ihres Labradors lebenslänglich verscherzt!
Für den nächsten 13. Freitag werde ich mir vorsorglich eine Zeitmaschine zulegen, um der Witwe Pütz auf Knopfdruck sofort ein Frühstücksei aus der Vergangenheit in den Eierbecher beamen zu können. Dann könnte meinetwegen sogar die wesentlich ältere Witwe Zipfel (mit drei Katzen), koffeinfreien Kaffee und vegane Ravioli borgen wollend an meine unvorbereitete Haustür klopfen.
Kurt Binder
schrieb am 17.01.2023, 18:43 Uhr
Das gibt zu denken

Cäsars letzte erdolchten Worte waren nicht „Auch du, mein Sohn Brutus?“!
Als sich nämlich die Reporter entfernt hatten, froh darüber, geradenoch ein Zitat von Julius erhascht zu haben, hauchte der kaum hörbar:
“Nun ist mein Latein am Ende ...“

In Heidelberg wurde vor einiger Zeit die wohl überraschendste Entdeckung des Jahrtausends gemacht. An der Rückwand des Großen Fasses entdeckte man einen quadratischen Einsatz, dessen Umrisse kaum sichtbar waren. Er entpuppte sich als ein Türchen, dass offensichtlich vor sehr langer Zeit hier angebracht wurde. Mittels der Carbon-14-Methode konnte sein Alter als ziemlich genau ungefähr in etwa auf 368 Jahre a. Chr. n. festgesetzt werden. Dies Jahr fiel exakt mit der Blütezeit des zynischen Philosophen Diogenes zusammen.
Somit war der eindeutige Beweise erbracht, dass Diogenes wohl in einem Fass gelebt hat, das aber im Vergleich mit den andern Behausungen der Obdachlosen - ein Bungalow war! UnFassbar!

Ein armes Wiener Würstchen kam zum Wurscht-Doktor, und beklagte sich, dass es sich über seine Identität nicht im Klaren sei.
Wieso denn das?
Nun, in Siebenbürgen hieße es Krenwürschtel, werde aber konsequent – mit Senf gegessen!
Der Doktor klärte ein paar Minuten, holte dann den Rezeptblock aus der Toilette, und verschrieb dem gespaltenen Würschtel – Kartoffelsalat als künftige Beilage.
Aus den kulinarischen Analen geht leider nicht hervor, ob sich diese ärztlich verordnete Therapie mit einer die Schizzophrenie verhindern sollender Beilage durchgesetzt hat. So gibt auch heute noch jeder seinen Senf dazu, und verspeist das arme Krenwürstchen, gespalten oder nicht, mit – eben!
Kurt Binder
schrieb am 28.01.2023, 15:40 Uhr
Gut und – weniger gut

In vino veritas* - O jeh, wie soll dann ein Abstinenzler die Wahrheit jemals finden?

Was ist der Weisheit letzter Schluss?
Nun – das ‚t’!

Der Mensch denkt - sein Bankkonto lenkt!

Die Sonne bringt es an den Tag.
Das war beim Ötzi eine angenehme Überraschung – bei der Gletscherschmelze weniger.

Was ist der Unterschied zwischen einem normalen Menschen und einem Propheten?
Der normale Mensch leidet an posttraumatischen Symptomen!

Panem et circensis**- Willkommen im alten Rom! Die Spielchen werden immer unterhaltsamer, doch das Brot wird weltweit - leider immer knapper!
Der Mensch wird seiner Führungsrolle als Clown hingegen – immer gerechter!


*) lat: Im Wein ist Wahrheit
**) lat: Brot und Spiele
Kurt Binder
schrieb am 03.02.2023, 14:40 Uhr
Noch nicht zu spät für 2023!

Klagelied des Pessismisten:

Das alte Jahr, wie immer auch geartet,
entfleucht; nostalgisch sehen wir ihm nach.
Das neue, das wir hoffnungsvoll erwartet,
beschert uns köstlich frisches Ungemach.

Wenn Optimisten auch auf Wunder hoffen -
das eitle Schicksal schert das einen Dreck,
denn grinsend bleiben die Probleme offen;
du strampelst zwar, doch kommst du kaum vom Fleck.

Und ist danach ein weiteres Jahr vergangen,
ziehst du die traurige Bilanz, geschockt -
du bleibst in deinem Sorgenturm gefangen,
und wähnst das neue im Voraus verbockt!

Der Optimist:


„’s wird schon werden ...!“

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