5. September 2001

Politiker aus Nordrhein-Westfalen in Siebenbürgen

Landespolitiker aus Nordrhein-Westfalen, dem Patenland der Siebenbürger Sachsen, haben zwischen dem 24. und 26. August auf Initiative der Landsmannschaft eine dreitägige Informationsreise durch Siebenbürgen unternommen. Zur Sprache gelangten die Lage der deutschen Minderheit in Rumänien sowie die aktuellen Aufgabenschwerpunkte des DFDR, darunter auch in der leidigen Frage der Boden- und Häuserrückgabe.
Der Delegation gehörten an: der nordrhein-westfälische Sozialminister Harald Schartau sowie zwei seiner engen Mitarbeiter, die persönliche Referentin des Ministers, Ute Neumann, und Ministerialdirektor Ullrich Kinstner, dazu der Vorsitzende des Sozialausschusses im nordrhein-westfälischen Landtag, Bodo Champignon, und der Landtagsabgeordnete Hagen Jobi sowie, seitens siebenbürgischer Vereinigungen in Deutschland, der landsmannschaftliche Bundesvorsitzende Volker E. Dürr und Harald Janesch, Vorsitzender der Landegruppe Nordrhein-Westftalen, zudem der Vorsitzende des Hilfskomitees Kurt Franchy und Christoph Machat, Vorsitzender des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats.
Nachdem am ersten Tag ein in Bukarest geplantes Gespräch mit dem rumänischen Staatspräsidenten Iliescu und Vertretern der Bukarester Regierung nicht zustande kommen konnte, was allerdings nicht zu Lasten der Besucher geht, bereiste die Delegation zunächst Kronstadt. Hier kam sie mit dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt, Adrian Moruzi, mit dem örtlichen Forumsvorsitzenden Dieter Simon, dem Kronstädter Bezirksdechanten Klaus Daniel und dem Kirchenkurator Erwin Hellmann, mit dem Geschäftsführer der Saxonia-Stiftung, Karl Arthur Ehrmann, und dem Chefredakteur der Karpatenrundschau, Dieter Drotleff, zusammen. Angesprochen wurden dabei Fragen im Zusammenhang mit der zu beschleunigenden Rückerstattung des kirchlichen und Gemeinschaftseigentums der Sachsen sowie mit der jüngsten, die deutsche Minderheit bei der Bodenrückgabe benachteiligenden Dringlichkeitsverordnung Bukarests. Forumsvorsitzender Simon verwies zudem auf die Lage der deutschsprachigen Schulen, wo die Schüler durch die zusätzlich erhöhte Stundenanzahl überbelastet seien und eine bessere Zusammenarbeit mit den Foren nötig wäre. Die Gastgeber baten um weitere Hilfen für bedürftigen Landsleute und ihre auf Spenden angewiesenen Sozialeinrichtungen wie das im Ausbau befindliche Altenheim in der Blumenau. Besucht wurden von den deutschen Gästen unter anderem die Schwarze Kirche und die Tartlauer Kirchenburg.
In Schäßburg führte die Delegation Gespräche mit Bürgermeister Florin Danesan, dem Stadtpfarrer Bruno Fröhlich und dem örtlichen Forumsvorsitzenden Christian Elges, wobei unter anderem auch das im Hinblick auf eine mögliche Städtepartnerschaft mit Dinkelsbühl sich entwickelnde Freundschaftsverhältnis thematisiert wurde.
Nach einer kurzen Zwischenstation in Birthälm gab es in Hermannstadt Begegnungen u.a. mit dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und Parlamentsabgeordneten Wolfgang Wittstock, dem Senator und Denkmalschützer Hermann Fabini sowie dem Vorsitzenden des Siebenbürgen-Forums Paul Jürgen Porr, mit Bischof Christoph Klein und Bürgermeister Klaus Johannis. Zur Sprache gelangten hier erneut die Lage der deutschen Minderheit in Rumänien sowie die aktuellen Aufgabenschwerpunkte des DFDR, darunter auch in der leidigen Frage der Boden- und Häuserrückgabe. Man sprach die sich zwischen Hermannstadt und Landshut anbahnende Städtepartnerschaft an, stellte Bemühungen um die Erhaltung und Sicherung des deutschen Kulturguts in Siebenbürgen vor sowie die Hilfen im Bereich des kirchlichen Lebens und der Diakonie. Gebeten wurde Minister Schartau seitens der Forumsvertreter um die Unterstützung des deutschsprachigen Schulunterrichts, speziell zur Finanzierung der nötigen deutschen Lehrbücher, sowie bei der Beschaffung von Arbeitserlaubnissen in der Bundesrepublik bzw. in Nordrhein-Westfalen. Mit Bürgermeister Johannis zog man eine Bilanz der bisherigen Erfahrungsaustausche, die auf Initiative der Landsmannschaft zwischen der Verwaltung Hermannstadts und kommunalen Einrichtungen Nordrhein-Westfalens stattgefunden haben und kam überein, sie gezielt fortzusetzen. Besichtigt wurden in Hermannstadt die zurzeit laufende Gemeinschaftsausstellung des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim und des örtlichen Sigerus-Museums mit Zeugnissen siebenbügrisch-sächsischer Volkskultur sowie das "Carl Wolff"-Heim. In der Stadtpfarrkirche nahmen die Delegationsmitglieder am Sonntagsgottesdienst teil.
Während der gesamten Besuchsreise haben die siebenbürgischen Gesprächspartner wiederholt die gute Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft, mit dem Hilfskomitee und mit den übrigen sächsischen Einrichtungen in Deutschland hervorgehoben und dafür anerkennende Worte gefunden. Seinerseits dankte Minister Schartau bei der Verabschiedung in Hermannstadt für die ausgezeichnete Organisation und Durchführung der Informationsfahrt, sprach seine volle Anerkennung für die sich in Forum, Kirche und Diakonie in Siebenbürgen engagierenden Landsleute aus und verwies auf die sehr erfolgreich verlaufenden Hilfeleistungen aus der Bundesrepublik, um deren Fortführung und Verfestigung er sich gerne auch persönlich bemühen wolle. Für ihn und die mitreisenden Landespolitiker sei diese Siebenbürgenfahrt eine echte Bereicherung gewesen.

Hannes Schuster


(Siebenbürgische Zeitung, Folge 14 vom 15. September 2001)

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