2. Juni 2002

Siebenbürgisch-Sächsisches Wörterbuch vorgestellt

Der nunmehr achte Band des Siebenbürgisch-Sächsischen Wörterbuchs wurde bereits im Februar in der Hermannstädter Honterus-Druckerei erstellt und am Heimattag in Dinkelsbühl erstmals einem breiten Publikum präsentiert. Nun stellt auch Sigrid Haldenwang den neuen Band vor im Informationsblatt Nr. 30 der Forschungsstelle am Zibin, wo die Mundartforscher beheimatet sind.
Das 560 Seiten starke Werk umfasst die Buchstaben N bis P und wurde, ähnlich seinem Vorgänger mit dem Buchstaben M, infolge Umstellung auf Computertechnik benutzerfreundlich gestaltet. Wie bekannt, sind die letzten Ausgaben dieses rund 100-jährigen Forschungsbemühens eine editorische Gemeinschaftsarbeit zwischen dem Verlag der Rumänischen Akademie, Bukarest, und dem Böhlau-Verlag Köln, Weimar, Wien. Von daher wird der Vertrieb vorerst in der Bundesrepublik gestartet. Ab August, so Sigrid Haldenwang, wird diese Ausgabe desgleichen in den Buchhandlungen von Hermannstadt/Sibiu erhältlich sein. Die Bände 7 und 8 sind dank finanzieller Unterstützung der Volkswagenstiftung erschienen, wobei die Förderung über die Mainzer Akademie der Wissenschaft und Literatur und ihrem Direktor Dr. Carlo Servatius in die Wege geleitet wurde. Einen finanziellen Zuschuss erhielt das Wörterbuch ferner vom Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg und vom Institut für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas.
Ferner berichtet Sigrid Haldenwang im Informationsblatt über ein Kolloquium zum Thema Vom Wein zum Wörterbuch, das im vergangenen Frühjahr in Kaiserslautern veranstaltet wurde, wo sich auch der Sitz des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde sowie die Arbeitsstelle des Wörterbuchs der deutschen Winzersprache befinden. Sigrid Haldenwang hielt dabei einen wissenschaftlichen Vortrag über Heteronymik und semantische Interferenz in der siebenbürgisch-sächsischen Weinbauterminologie. Darin wird die Bedeutung der sächsischen Winzersprache für die deutsche Sprachforschung insgesamt unterstrichen, zumal das Sächsische, etymologisch betrachtet, eine mittelfränkische Mundart ist, die während ihrer Entwicklung in Siebenbürgen ostmitteldeutsche und oberdeutsche Elemente aufgenommen hat, so die Autorin. Und Haldenwang ergänzt: Die meisten Gemeinsamkeiten hat sie mit den Mundarten, die zwischen Trier und Köln gesprochen werden, sowie mit dem Luxemburgischen. Demnach gehört das Siebenbürgsich-Sächsische zu den Mundarten des Moselraums und bewahrt altromanisches Lehnwortgut, das schon von deutschen Siedlern im 12. Jahrhundert aus der Urheimat mitgebracht wurde.
Frau Haldenwang betonte, dass sie sich größte Sorgen mache wegen eines weiteren Umzugs der Hermannstädter Zweigstelle der Akademie, da allein der Zettelkasten des Wörterbuchs ein solches Unterfangen nur schwer überstehen könne. Wie berichtet, hat der ehemalige Besitzer des Hauses auf der einstigen Schneidmühlgasse dessen Rückgabe eingeklagt und jüngst in letzter Instanz ein positives Gerichtsurteil erhalten. Mittlerweile wurde die Villa auch schon verkauft, und der neue Eigentümer, wie der Direktor der Forschungsstelle Dr. Paul Niedermaier im Info-Blatt nun mitteilt, überlässt die Villa lediglich bis Ende 2002 mietfrei dem Institut. Danach können wir, so Niedermaier, ebenfalls mietfrei im Jahre 2003 einen großen Raum als Depot für Mobiliar und Büroutensilien weiter nutzen. Wir werden demnach bis Ende des Jahres das Gebäude räumen müssen.
Allerdings gibt es für einen neuen Sitz vorerst noch keine entsprechende Alternative. Die Rumänische Akademie besitzt nämlich keine Liegenschaften in Hermannstadt, das Bürgermeisteramt hat uns ein Gebäude angeboten, das praktisch eine Ruine ist (Niedermaier), und die Bemühungen des Landeskonsistoriums in gleicher Angelegenheit stoßen bisweilen noch auf erhebliche Schwierigkeiten.

Martin Ohnweiler

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