20. Juni 2002

An der Kommunikation hapert es noch

SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner lud deutsche und rumänische Journalisten zu einer Pressekonferenz nach Berlin ein.
Mit Sicherheitsvorkehrungen wie auf einem Flughafen wird man im Deutschen Bundestag erwartet. In das neue, noch etwas steril wirkende Jakob-Kaiser Haus kommt man jetzt nur noch mit Personalausweis und über die Sicherheitsschleuse hinein. Vorausgesetzt, man verirrt sich nicht in den menschenleeren Gängen, gelangt man dann unbeschadet ans Ziel. Allerdings erweist sich der Saal für die simultan gedolmetschte Zusammenkunft deutscher und rumänischer Presseleute als viel zu groß.
Zu einer Pressekonferenz hatte Susanne Kastner, die Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Forums (DRF), für den 6. Juni in den Deutschen Bundestag geladen. Fünfzehn Redakteure von rumänischen Zeitungen und Fernsehsendern waren zu Gast in Berlin und sollten zum Austausch mit deutschen Kollegen zur Verfügung stehen. Doch leider glänzte die deutsche Presse vor allem durch Abwesenheit. Außer DeutschlandRadio Berlin und einem Brandenburger Wirtschaftsmagazin waren keine größeren Zeitungen oder Sender vertreten, was man seitens der rumänischen Botschaft aufrichtig bedauerte.
Viel atemberaubend Neues war dann auch nicht zu erfahren. Susanne Kastner und ihre Kollegen aus dem Deutschen Bundestag berichteten kurz über ihre Aktivitäten. Im Rahmen eines Programms zur Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung stellt die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) mit Erfolg ausführliche Studien zusammen, deren Zielgruppe aber nicht die Investoren, sondern eher die rumänische Regierung ist. Deutschland steht zusammen mit Italien an erster Stelle, was die Investitionen in Rumänien anbelangt.
Im anschließenden Gespräch bedauerte die Politologin Anneli Ute Gabanyi von der Stiftung Wissenschaft und Politik, dass die Berichterstattung über Rumänien so mangelhaft und negativ sei und führte dies unter anderem auf das Fehlen eines Informations- und Dokumentationszentrums zurück. Auch regte sie die Schaffung eines Internet-Portals zu Rumänien an. Die rumänischen Journalisten wollten vor allem wissen, wie rumänische Belange in Deutschland wahrgenommen werden, sei es nun die Errichtung des Dracula-Erlebnisparks in der Nähe von Schäßburg oder die Einführung des umstrittenen Rechts auf Gegendarstellung in der Presse. In Sachen Dracula-Park riet Susanne Kastner zu Vorsicht und zur Überprüfung der Berechnungen: „Wenn jeder rumänische Staatsbürger 50 Dollar im Jahr in diesen Park tragen müsse, haben Berechnungen auf dieser Grundlage wenig Sinn.“ Vielversprechender wäre es hingegen, neue Zielgruppen im Tourismus anzupeilen und für ausgewanderte Rumäniendeutsche beispielsweise Kultururlaube anzubieten.
Dennoch soll die deutsch-rumänische Kommunikation fortgesetzt werden; bei ihrem nächsten Parlamentarieraustausch möchte Susanne Kastner nunmehr deutsche Journalisten mit nach Rumänien nehmen.

Edith Ottschofski

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