1. Februar 2001

TV-Tipp: Siebenbürger entwickelte neues Medikament gegen männlichen Haarausfall mit

Der Münchner Universitätsprofessor Dr. Hans Wolff ist einer der bekanntesten Spezialisten für Haarausfallerkrankungen in ganz Deutschland. Als solcher ist er oft in populären TV-Sendungen zu Gast. Dass er in der Behandlung des Haarausfalls wissenschaftlich überprüfte Medikamente und weniger "Mittelchen und Sälbchen" bevorzugt, wird er im Rahmen der Sendung Stern TV auf RTL am 7. Februar, ab 22.05 Uhr, darlegen. Der 41-jährige Siebenbürger Sachse hat u.a. das Medikament Propecia, das den männlichen Haarausfall am effektivsten bekämpft, in den vergangenen Jahren mitentwickelt.
Der bekannte Dermatolge und Spezialist für Haarausfallerkrankungen Dr. med. Hans Wolff ist am 1. Dezember vergangenen Jahres zum Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München ernannt worden. Damit erreichte die extrem rasch und geradlinig verlaufene Karriere des Siebenbürgers ihren bisherigen Höhepunkt. Die akademische Tätigkeit eines Professors ruht in der Medizin auf drei Säulen: der Krankenversorgung, die Wolff als Oberarzt und Leiter der Haarsprechstunde in der Münchner Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie hervorragend durchführt, zweitens der Forschung und drittens der Lehre und Studentenausbildung. In allen drei Bereichen hat der 41-jährige Siebenbürger Sachse schon Herausragendes geleistet.
Am 25. April 1959 in Weidenbach bei Kronstadt geboren, beendete Wolff 1986 das Humanmedizin-Studium an der LMU in München und promovierte ebendort über immunologische Ursachen männlicher Unfruchtbarkeit mit der Höchstnote "summa cum laude". Die Forschungen zu diesem Thema vertiefte Wolff zweieinhalb Jahre lang bis Ende 1988 an der Harvard Medical School in Boston (USA) und erforschte zudem die Übertragung des HI-Virus durch Sperma. Seit 1994 ist Wolff Leiter der Haarsprechstunde und Oberarzt an der Dermatologischen Klinik der LMU. Bereits 1995 habilitierte er zum Privatdozenten.
Da er schon seit seinem 34. Lebensjahr Oberarzt ist, hat er viel Gestaltungsraum und kann zudem auf eine gute personelle Ausstattung zurückgreifen, nämlich eine Sekretärin (die übrigens eine Landlerin aus Siebenbürgen ist: Christa Wandschneider, Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Großpold und Frauenreferetin der Landesgruppe Bayern), eine Krankenschwester bzw. Arzthelferin, drei MTA (Medizinisch-Technische Assistenten) sowie zwei Assistenzärzte. So konnte er in den vergangenen Jahren an einer bahnbrechenden internationalen Studie mitarbeiten, die zur Entwicklung von Propecia-Tabletten, dem bislang effektivsten Medikament gegen männlichen Haarausfall, geführt hat. Die Pille Propecia beruht, wie in dieser Zeitung schon berichtet, auf der Substanz Finasterid und greift in den Hormonwechsel der Kopfhaut ein. Das sehr ungünstige Dihydrotestosteron (DHT) wird dadurch reduziert, wobei das männliche Testosteron unverändert bleibt.
Patienten, die Professor Wolff in seiner Haarsprechstunde aufsuchen, werden nach dem neuesten Stand der Medizin behandelt. Als Medikament gegen männlichen Haarausfall wird beispielsweise seit letztem Jahr auch die Regaine-Lösung verwendet, die rein äußerlich zweimal am Tag - morgens und abends - angewendet wird und gut verträglich ist.
Der androgenetische Haarausfall hat, wie das Wort schon sagt, eine doppelte Ursache: Zum einen handelt es sich in erheblichem Maße um eine Disposition, wobei die Eltern und Großeltern durch die Weitergabe ihrer Erbanlagen darüber bestimmen, ob ein Mensch Haarausfall, die männliche Glatzenbildung, entwickelt oder nicht. Auch Frauen können Erbanlagen weitergeben, die bei den Söhnen zu Glatzen führen, erläutert Hans Wolff im Gespräch mit der Siebenbürgischen Zeitung. Zehn bis zwanzig Prozent der Frauen entwickeln selbst eine androgenetische, diffuse Haarlichtung im Mittelscheitelbereich.
Die zweithäufigste Form des Haarausfalls ist, so Wolff, der immunologisch bedingte Haarausfall (Alopecia areata). Zur Behandlung wird eine komplizierte topische Immuntherapie durchgeführt, bei der ein Allergen, die chemische Substanz Diphencyprone (DPC), örtlich auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Patienten müssen dabei jede Woche zum Arzt kommen und entwickeln eine ekzematöse Entzündung, die bewirkt, dass die Immunzellen, die gegen die Haarwurzel gerichtet sind, abgelenkt werden. Auch gegen den kreisrunden Haarausfall, bei dem sogar Kinder alle Haare am Kopf verlieren können, gibt es somit ein Mittel.
Wolff ist nicht nur Leiter der Haarsprechstunde, sondern auch Oberarzt der Station und Tagesklinik für Dermatologie und Allergologie. Dort werden die häufigen dermatologischen Erkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte), Hauttumore (Melanom, Schwarzer Hautkrebs), Akne und ein ganzes Spektrum anderer dermatologischer Erkrankungen behandelt. Die Behandlungsmöglichkeiten stehen Patienten aller Kassen offen; sie werden entweder von ihren Haus- und Fachärzten oder von der Ambulanz der Dermatologischen Klinik Dr. Wolff zugewiesen. Die Kosten werden im Allgemeinen von den Krankenkassen getragen, nicht jedoch die Privatrezepte für Propecia, da männlicher Haarausfall aus Kassensicht keine Erkrankung ist.
Besondere Erfolge verzeichnet Hans Wolff auch im Lehrbereich, der ihm großen Spaß macht. Der Siebenbürger koordiniert die gesamte Studentenausbildung an der Dermatologischen Klinik, bietet Vorlesungen und ein Repetitorium für Studenten an, die kurz vor dem Examen im Fach Dermatologie stehen. Wolff ist dabei nicht nur beliebt bei den Studenten, sondern auch erfolgreich in seiner Arbeit. Für den Benjamin-Franklin-Contest, der jedes zweite Jahr in Berlin stattfindet, wurde er im vorigen Jahr vom Dekan der Fakultät beauftragt, ein Team von Studenten auszuwählen und zu trainieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Münchner Studenten verwiesen am 26. Juni 2000 die anderen sieben deutschen Universitäten mit deutlichem Abstand auf die Plätze. Ein Riesenerfolg für Wolffs Studenten, die ihr Wissen und ihre praktischen Fertigkeiten am besten einsetzen konnten.
An die hundert wissenschaftliche Publikationen hat Wolff bislang verfasst. So hat er 1999 das Buch "Diagnostik und Therapie von Haarerkrankungen" zusammen mit Dr. Christian Kunte im Verlag UNI-MED Science herausgegeben (ISBN 3-89599-445-6, DM 79,80). Der Ratgeber bietet einen aktuellen Überblick über die gängigsten Haarerkrankungen und zeigt im Wesentlichen, wie man diese richtig diagnostiziert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Das Buch wurde an alle Dermatologen in Deutschland verteilt und fand großen Anklang. Ein Jahr zuvor, 1998, hatte Wolff, zusammen mit seinem Chef, Prof. Dr. Gerd Plewig, ein umfangreiches Buch mit den Ergebnissen einer Fortbildungswoche für Praktische Dermatologie und Venerologie herausgegeben.
Was steht für die Zukunft an? Er sei nicht "von Ehrgeiz zerfressen" und habe kein Programm vor Augen, das er unbedingt erreichen müsse, antwortet der frisch gebackene Universitätsprofessor. An der Münchner Klinik fühlt er sich wohl. Dennoch wird er sich in den nächsten Jahren auf frei werdende Chefarztstellen in Dermatologischen Kliniken bewerben, stellt sich aber gut vor, auch weiter an der Ludwig-Maximilianis-Universität in München bleiben zu können.

Siegbert Bruss



Adresse: Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, Frauenlobstraße 9-11, 80337 München, Telefon: (0 89) 51 60 - 62 01.
Diagnostik und Therapie von Ha
Hans Wolff
Diagnostik und Therapie von Haarerkrankungen

Uni-Med Verlag Ag
Gebundene Ausgabe

Jetzt bestellen »

Bewerten:

2 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.