9. Februar 2003

Südosteuropäischer Musikforschung in Bewegung

Das vor kurzem unter dem Titel "Musikzeitung" erschienene 2. Heft der ''Gesellschaft für Deutsche Musikkultur im Südöstlichen Europa" (GDMSE) ist im Vergleich zu dem im Oktober 2001 erschienenen 1. Heft zu einem über 30 Seiten starken Kompendium klein gedruckter Informationen, Berichte und Nachrichten angewachsen: ein aus musikwissenschaftlicher und -praktischer Sicht überaus interessantes Spektrum historischer und zeitgenössischer Musikkultur der Deutschen aus Südosteuropa im Kontext der Musikkultur benachbarter Völker.
Immer schon spielte die Musik eine integrierende Rolle innerhalb der multiethnischen und multikonfessionellen Gesellschaften, und so stellte auch die jahrhundertelange Tradition unserer deutschen Musikkultur aus Rumänien, Ungarn oder Jugoslawien immer - oder fast immer - einen gleichwertigen Teil der gesamteuropäischen Musikkultur dar. Und wenn in der Zeit des Sozialismus ganze Bereiche der Musikgeschichte und Kultur Siebenbürgens, des Banats, der Wojwodina, der Batschka oder der Bukowina nicht bearbeitet werden durften, und von der mittel- oder westeuropäischen Musikforschung nur bruchstückhaft oder leider nur in Zerrbildern wiedergegeben wurde, ist es in den letzten zehn Jahren dank intensiver musikwissenschaftlicher Forschungsarbeit vor allem seitens der GDMSE gelungen, die großen Lücken siebenbürgischer, auch Banater, Zipser, ukrainischer, kroatischer, slowenischer oder ungarischer Musikhistoriographie zu schließen.

Anhand biographischer und werkanalytischer Darstellungen wurden die neuesten Forschungsergebnisse gesammelt, um innerhalb von Berichten, Rezensionen und Programmen die wichtigsten Informationen der musikalischen Aktivitäten von Musikern aus Rumänien, Ungarn, Jugoslawien, Deutschland, Osterreich, den USA, Kanada und Israel einem breiten Publikum zugänglich zu machen. In verblüffender Vielzahl und beeindruckender Mannigfaltigkeit dokumentiert dieses über 70 Titel umfassende Mitteilungsblatt der GDMSE, unter der unermüdlichen redaktionellen Betreuung von Dr. Franz Metz, Aktivitäten von Musikern in Südost- und Mitteleuropa, deren Werke in Amsterdam, Paris, Wien, München, Ulm, Berlin, Budapest, Hermannstadt, Kronstadt und Bukarest auf ein immer größeres Interesse stoßen.

Um einen Einblick in die thematische Vielfalt der Berichte aus den verschiedensten Regionen Europas zu gewähren, hier eine Titelauswahl: Berlin: Über den Kronstädter Komponisten Norbert von Hannenheim; Banat: Auf den Spuren des Komponisten Vinzenz Mascheck in fünf Ländern; Jassy: Oschanitzky-Festival in Jassy; Hermannstadt: Carl Filtsch-Wettbewerb, Festival 2002; Amsterdam/München: Eine Franz Limmer-Renaissance; Kludenbach: Horst Gehann - Dirigent und Verleger; Siebenbürgen: Der Komponist Johann Lukas Hedwig; München: Die Winterreise, CD mit dem Banater Wilfried Michl; Paris: Dissertation des Siebenbürgers Alois Balint über Joannes Caioni; Ballingen: Wenn ein Traum auffindbar wird ... (siebenbürgisch-sächsische Balladen in zeitgemäßer Bearbeitung); Stuttgart: Forschungen über den Orgelwind; Zips: Im Blickpunkt: Musik aus der Zips; Wien: Eine Liebeserklärung an Temeswar; Odessa (Ukraine): Der Chor "Viva la musica", und das deutsche Kulturzentrum; Bonn: CD mit Kammermusik von Anton Schöndlinger; Zagreb: Sendung über kroatisch-rumänische Musikbeziehungen; Laibach/Ljubliana: Kompositionen des Arader Komponisten Wisner von Morgenstern; Sathmar: Vielfalt bei den Deutschen Kulturtagen in Sathmar (Kunst, Musik, Poesie, Theater); Löwenstein: 17. Musizierwoche der GDMSE, April 2002. Wegen des überaus reichhaltigen Informationsflusses wird die Musikzeitung der GDMSE mit aller Wahrscheinlichkeit im Jahre 2003 neben der für April vorgesehenen Ausgabe ein weiteres viertes Heft im Oktober herausbringen.

Weitere Informationen bei "Musikzeitung. Mitteilungsblatt der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V.", Telefon (0 89) 45 01 17 62.

Peter Szaunig


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