13. April 2003

Ehrendoktor für Harald Zimmermann

Mit dem Titel Doctor honoris causa der Universität Bukarest ist der international anerkannte Mediävist Prof. Dr. Dr. Harald Zimmermann ausgezeichnet worden. Die Feierlichkeit fand am 28. März bei der Geschichtsfakultät im Beisein zahlreicher Fachkollegen, Geschichtsstudenten, Diplomaten und Pressevertreter statt.
Der Altertumsforscher Prof. Dr. Ion Barnea, Dekan der Geschichtsfakultät, bezeichnete den Gewürdigten in seiner Laudatio als einen Freund und Förderer der rumänischen Historiker. Bei der Auflistung der Verdienste, Veröffentlichungen und Ehrungen, die Prof. Zimmermann, Mitglied der Mainzer Akademie und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zuteil geworden sind, hob Prof. Barnea hervor, dass der nun emeritierte Universitätsprofessor in Saarbrücken und später Tübingen Lehre und Forschung stets verbunden habe.

In seiner Dankrede bezog sich Prof. Dr. Harald Zimmermann auf seinen ersten Doktortitel, dessen 50-jähriges Jubiläum er im vergangenen Jahr an der Universität Wien feiern konnte. In der damaligen Dissertation hatte er sich mit dem Werk des Theologen und Chronisten Thomas Ebendorfer aus Haselbach, zwischen 1429 und 1464 Universitätsprofessor in Wien, beschäftigt. Die Persönlichkeit und das Werk dieses Gelehrten aus dem 15. Jahrhundert, der, wie Zimmermann betonte, vor Erfindung des Buchdrucks die letzte Weltgeschichte mit Feder und Tinte schrieb, sollten ihn im folgenden halben Jahrhundert nicht loslassen. Dem Beispiel seines Lehrers Alphons Lhotsky folgend, der Ebendorfers "Chronica Austriae" ediert hatte, veröffentlichte Zimmermann 1994 die "Papstchronik" desselben Autors und in Kürze soll dessen zweibändige Kaiserchronik "Chronica regum Romanorum" erscheinen. Für sein Bukarester Publikum ging der Gefeierte nun auf Stellen in Ebendorfers Chronik ein, die sich auf Siebenbürgen, die Moldau und die Walachei beziehen. Darin kommt sowohl die rumänische Geschichte von Decebal bis Dracula vor als auch Bezüge zu den siebenbürgischen Städten Bistritz und Hermannstadt, in denen Zimmermanns Wurzeln liegen. Dem "Dracol, filius antiqui Dracula" widmet er ganze drei Seiten seiner Chronik.

Ein besonderer Verdienst Prof. Zimmermanns ist es, dass er mit seinem Studium und der Edition von Quellen eine für die ganze Forschung wichtige grundlegende Arbeit verrichtet. Er schreibt weniger dicke Wälzer zu unterschiedlichsten Themen, wie er sagt, sondern er geht an die Quellen, an alte Texte, versieht sie mit dem nötigen Kommentar und bringt sie zum Druck. Selbst verwertete er diese Quellen in mehreren Büchern über das Mittelalter, über die Kreuzzüge und das Papsttum im Mittelalter sowie über "Siebenbürgen und seine Hospites Theutonici" und zuletzt in dem Band "Der Deutsche Orden im Burzenland. Eine diplomatische Untersuchung", im Jahr 2000 erschienen. Die rumänische Übersetzung dieses Werkes, das von Maria Holban in einem Buch vorgebrachte Vorwürfe der Urkundenfälschung entkräftet, soll bald vorliegen. Weitere wissenschaftliche Bücher des Forschers wurden bereits ins Rumänische, aber auch ins Ungarische und Italienische übersetzt.

Nach weißen Flecken in der Erforschung des Mittelalters befragt, erinnert Prof. Harald Zimmermann an König und Kaiser Sigismund, über den er während seines Aufenthalts in Bukarest innerhalb einer ganzen Vorlesungsreihe auch einen Vortrag gehalten hat. Der Luxemburger war 1387 zum ungarischen König und etwa 20 Jahre später deutscher König und dann auch Kaiser geworden. Von ihm existieren im "Urkundenbuch der Siebenbürger Sachsen" eine Menge Dokumente, die sich auf die Deutschen Siebenbürgens beziehen. Die Sachsen aus Kronstadt, Bistritz sind ihm bis Calais und London nachgereist, wenn es darum ging, ein königliches Privileg zu erwirken. Kronstadt war 1427 fast ein Jahr lang seine Residenzstadt, von der aus er das Reich regierte. Er ist in Marienburg, Zeiden und Rosenau gewesen. Zimmermann stellt sich die Frage, ob Sigismund wohl gemerkt hat, dass seine Untertanen in diesem Gebiet deutschen Ursprungs sind und ob sich in den Urkunden ein Hinweis darauf findet. Zur Beantwortung dieser Frage müsste man etwa 200 Urkunden durchsehen.

Rohtraut Wittstock


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. März 2003, Seite 7)

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