5. April 2001

15 Jahre SJD: Raum für Durchsetzung innovativer Ideen

Auf dem Verbandstag der Landsmannschaft im April 1986 wurde die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) von den Delegierten als vollwertige Gliederung in die Landsmannschaft aufgenommen. Damit war eine bundesweite Gemeinschaft siebenbürgisch-sächsischer Jugendlicher geschaffen, die gleichzeitig die Jugendorganisation der Landsmannschaft war und heute noch ist. Aus Anlass des 15-jährigen Bestehens der SJD geht ihr Pressereferent Rainer Lehni auf die Entstehungsgeschichte, die Leistungen und aktuelle Lage des Jugendverbands ein.
Nach der regen Jugendarbeit der Siebenbürger Sachsen im Nachkriegsdeutschland der fünfziger und sechziger Jahre, vor allem im Rahmen des Arbeitskreises junger Siebenbürger Sachsen und des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen, wurde ab dem Jahre 1978 der Jugendarbeit in der Landsmannschaft eine stets wachsende Aufmerksamkeit gewidmet. Engagierte Mitarbeiter wie der damalige Bundesjugendreferent Hans-Reiner Polder und der Jugendbeauftragte des Bundesvorstandes und spätere Bundesvorsitzende, Dr. Wolfgang Bonfert, waren es, die neuen Schwung in die landsmannschaftliche Arbeit mit jungen Menschen brachten und so den Grundstein für die bis heute erfolgreiche siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit in Deutschland legten. Gab es 1978 in ganz Deutschland lediglich sechs Jugendgruppen, so stieg deren Zahl bis 1984 auf über 40 an. Von Jahr zu Jahr wurde die Jugend stärker in den Ablauf der Heimattage in Dinkelsbühl eingebunden, unzählige Tagungen und Seminare wurden durchgeführt, die Jugend war Mitte der achtziger Jahre zu einem bestimmenden Faktor der Landsmannschaft geworden.

Sichtbarer Beleg für die Erbepflege in der SJD: das gemeinsame Tanzen (hier beim Aufmarsch dazu 1996) vor der Dinkelsbühler Schranne während der jährlichen Heimattage, wo in den letzten Jahren jeweils um die 20 Tanzgruppen mit weit über 120 Trachtentänzern auftreten.
Sichtbarer Beleg für die Erbepflege in der SJD: das gemeinsame Tanzen (hier beim Aufmarsch dazu 1996) vor der Dinkelsbühler Schranne während der jährlichen Heimattage, wo in den letzten Jahren jeweils um die 20 Tanzgruppen mit weit über 120 Trachtentänzern auftreten.
Foto: Josef Balazs/Siebenbürgische Zeitung-Archiv

Vom stellvertretenden Landesjugendreferenten der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland, Hans-Christoph Bonfert, ging im Sommer 1984 die Initiative aus, ein Statut der siebenbürgisch-sächsischen Jugend zu schaffen. Es sollte zu einer besseren Organisation der siebenbürgisch-sächsischen Jugendarbeit führen, um das bisher Erreichte zu erhalten und weiterzuführen. Die Jugendgruppen, die in den Jahren davor entstanden waren, fanden in der damals bestehenden Satzung der Landsmannschaft keine Entsprechung. Daher wurde von der Jugendgruppe des Saarlandes ein "Entwurf für ein Statut der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland" verabschiedet, der an die zuständigen Gremien weitergeleitet wurde. Man hielt es im Gesamtverband der Landsmannschaft größtenteils für berechtigt, dass die Jugend die Bildung einer bundesweiten landsmannschaftlichen Organisation anstrebte.
Die Tagung des erweiterten Bundesjugendreferats vom 9. bis 10. November 1985 beriet über eine Gliederungsordnung der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland, die Aufgabenverteilung in der künftigen Bundesjugendleitung sowie die Vorbereitung des Verbandstages 1986, bei dem die Jugendorganisation in die Satzung der Landsmannschaft aufgenommen werden sollte. Da Hans-Reiner Polder nach langjähriger Tätigkeit das Amt des Bundesjugendreferenten beim Verbandstag 1986 zur Verfügung stellen wollte, wurde Hansotto Lang als sein Nachfolger vorgeschlagen. In der neuen Bundesjugendleitung sollten künftig Aufgaben- und Arbeitsteilung eingeführt werden, neben dem Bundesjugendleiter und seinen Stellvertretern sollte es auch einen Schriftführer, einen Schatzmeister und Fachreferenten geben. Die neue Gliederungsordnung sollte die Zeit der Sicherung des Erreichten in der Jugendarbeit einleiten und den rechtlichen Hintergrund für den Ausbau der Jugendorganisation liefern. Ziel sollte sein, die ganze siebenbürgisch-sächsische Jugend endlich zusammenzufassen, um "mit einer starken Stimme sprechen zu können". Die einzelnen Jugendgruppen sollten künftig mehr als bisher am Entscheidungsprozess der Gesamtjugend beteiligt werden, ohne dass jedoch ihr Eigenleben eingeschränkt werde. Die Jugend sollte auch formal Teil der Landsmannschaft werden, die hierfür notwendigen Satzungsänderungen mussten beim Verbandstag 1986 eingebracht werden.
Beim Bundestreffen der Jugendreferenten und Jugendgruppenleiter in Saarlouis vom 7. bis 8. Dezember 1985 trafen sich 50 Jugendliche unter der Leitung von Hansotto Lang, um über Fragen des Jugendstatuts zu beraten; zudem wurde die erste Bundesjugendleitung konstituiert.
Nach diesen intensiven Vorbereitungen wurde die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) als bundesweite Gemeinschaft und Jugendorganisation der Landsmannschaft geschaffen. Auf dem Verbandstag der Landsmannschaft vom 19. bis 20. April 1986 wurde die SJD als vollwertige Gliederung von den Delegierten in die Landsmannschaft aufgenommen. Erster Bundesjugendleiter wurde Hansotto Lang, seine Stellvertreter waren Kathi Bachmann, Karl-Heinz Schmitt und Hans-Christoph Bonfert. Mit der neuen Organisationsform wurde kein separater Verband, sondern eine landsmannschaftliche Jugendorganisation geschaffen, deren Ziel es war und ist, den Nachwuchs für die künftige Arbeit in der Landsmannschaft vorzubereiten. Seit dem 26. Oktober 1986 hat die SJD auch eine eigene Jugendordnung, der am genannten Tag vom Bundesvorstand der Landsmannschaft zugestimmt wurde. In dieser Jugendordnung bekennt sich die SJD zum Erhalt des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen und zur Fortsetzung ihrer jahrhundertealten Geschichte. Dabei hat sie insbesondere zum Ziel, den Landsleuten zu helfen und zur Festigung ihres Zusammenhalts und ihres Gemeinsinns auch über Grenzen hinweg beizutragen. Der Jugend fällt die Aufgabe zu, die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in Zukunft lebendig zu erhalten.
Diese Vorhaben gilt es in zeitgemäßer und angemessener Form in der Jugendarbeit umzusetzen. Die Jugendarbeit muss sich dabei an den Belangen, an den Vorstellungen und Wünschen der jungen Menschen orientieren und diese mit dem geistigen und kulturellen Erbe der Siebenbürger Sachsen in Einklang bringen. Als Jugendorganisation der Landsmannschaft ist die SJD deren Untergliederung.
Das oberste Organ der SJD, der "Jungsachsentag", fand erstmals vom 9. bis 11. Oktober 1987 in Sachsenheim statt. Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet verabschiedeten die neue Jugend- und Geschäftsordnung der SJD und wählten erstmals direkt die Mitglieder der Bundesjugendleitung. In einer Ansprache an die Delegierten ging der damalige Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Wolfgang Bonfert, auf die Bedeutung der sich seit 1978 wiederentwickelten Jugendarbeit für die verstreut lebende Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen ein und rief dazu auf, die Jugendarbeit solide und niveauvoll zu betreiben. Zur siebenbürgisch-sächsischen Jugendarbeit gehöre die Vermittlung der historischen, kulturellen und heimatpolitischen Fakten, zur gemeinsamen Arbeit gehöre Engagement, Kooperation und Fairness. Als Teil der Landsmannschaft habe auch die Jugend die Verpflichtung, heimatpolitische Zielsetzungen mitzutragen, zu vertreten und zu gestalten. Dr. Bonfert sprach seine Sympathie für die Jugend aus, der Bundesvorstand würde für ihre Anliegen immer ein offenes Ohr haben. Zur Bewältigung der gemeinsamen Aufgaben aber werde sie vor allem selbst Initiativen entwickeln und Hand anlegen müssen, um Vorhaben voranzutreiben: "Siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit erfordert Hinwendung zur Gemeinschaft, Einsatzfreudigkeit und Leistungsbereitschaft, einen kühlen Kopf und sicher ein warmes Herz."
Damit war die Entstehungsphase der SJD abgeschlossen. Was in den darauf folgenden Jahren in der Jugendarbeit folgte, darf als Erfolgsstory unserer Landsmannschaft gewertet werden. Zu Beginn der neunziger Jahre folgten eine Reihe von Neugründungen von Jugend- und Tanzgruppen, auch in den letzten Jahren kamen immer wieder neue Gruppen hinzu, so dass die SJD heute bundesweit über 50 Gruppen zählt.
Als Großveranstaltung organisiert die SJD jeweils im Herbst ihren beliebten Volkstanzwettbewerb, in diesem Jahr mittlerweile zum zehnten Mal. Die bisher stattgefundenen Fortbildungs- und Brauchtumsseminare können wegen der Kürzung der Fördermittel zur kulturellen Breitenarbeit durch die Bundesregierung seit 1998 zum Teil nicht weitergeführt werden. Nichtsdestotrotz ist die SJD zurzeit bemüht, ähnliche Seminare wieder zu beleben und neue Finanzierungsmöglichkeiten dafür zu finden. Hierzu soll u.a. die neue SJD-Mitgliedschaft beitragen, mit dem man zusätzlich Jugendliche für die Mitarbeit in der SJD begeistern will. Ein breit gefächertes Angebot an Aktivitäten ist zukünftig notwendig, da man nur mit neuen, innovativen Ideen und einem modernen, dem Zeitgeist entsprechenden Angebot an einen breiteren Kreis von jungen Menschen herankommt.
Die zahlenmäßige Stärkung der SJD ist notwendig, um die Zukunft der Landsmannschaft zu sichern. Blickt man heute in die Führungsgremien des Verbandes, sei es in Bund, Landesgruppen oder Kreisgruppen, lassen sich die vielen neuen, vor allem jungen Gesichter erkennen, die in den letzten Jahren verstärkt Verantwortung übernommen haben. Zählt man die schätzungsweise rund 800 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in den aktiven Jugend- und Tanzgruppen hinzu, lässt diese Entwicklung auf eine gesicherte Zukunft unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft in Deutschland hoffen.

Rainer Lehni

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