4. Juli 2003

Osterode: Geschütztes Wohnen für betagte Menschen

Im niedersächsischen Osterode wurde im „Altenheim Siebenbürgen“, das vom Hilfsverein "Samuel von Brukenthal" getragen wird, ein Neubautrakt für die Betreuung altersverwirrter Heiminsassen eingeweiht.
Ausgangspunkt der Überlegungen, die Veränderung der vorhandenen, Mitte der neunziger Jahre bereits erweiterten Baumasse vorzunehmen, war die Tatsache, so Vereinsvorsitzender Gottfried Röhr in seiner Festansprache vor Vertretern der evangelisch-lutherischen Landeskirche von Niedersachsen, des Diakonischen Werks, der örtlichen Stadt- und Kreisverwaltung, vor Vereinsmitgliedern und sonstigen geladenen Gästen, dass im Zuge der allgemeinen demographischen Entwicklung in Deutschland zunehmend mehr altersverwirrte Menschen in derartigen Stätten Unterkunft finden müssen: "Wir rechnen, dass derzeit etwa 40-45 Prozent der Heimbewohner zu den demenziell Erkrankten zu zählen sind."

Ihnen einen adäquaten Lebensraum zu bieten ist Zweck der beiden "geschützten Wohneinheiten", die nun im Altersheim von Osterode geschaffen worden sind. Sie bestehen aus jeweils 14 Einzelzimmern, die ihrerseits um einen zentralen Raum gruppiert sind, der als Wohnküche, Speise- bzw. Aufenthaltsraum dient und in dem sich das tägliche Geschehen abspielt unter dem Motto: "So viel Normalität wie möglich, so viel Betreuung wie nötig." Das Pflegekonzept ist darauf ausgerichtet, bei den Heimbewohnern ein möglichst hohes Maß an Selbständigkeit und Selbstbestimmung zu erhalten.

Gute Erfahrungen diesbezüglich hat man in Altenheimen des benachbarten Auslands, in den Niederlanden und in Dänemark gemacht, wo die rührige Leiterin des Osteroder Heims, Karin Powering, Gelegenheit hatte, derartige Stätten zu besuchen. Sie war es dann auch, die beim Trägerverein die nun abgeschlossene Baumaßnahme anregte.

Diese kommt nun vor allem altersverwirrten Menschen zugute. Ihnen wird in einem Pflegeheim herkömmlicher Art kaum die Möglichkeit geboten, altvertraute Dinge zu erledigen und so ihren Alltag wenigstens teilweise eigenständig zu bewältigen. Anders in den neu geschaffenen Wohneinheiten. In den dort eingerichteten Gemeinschaftsräumen beteiligen sich die Bewohnerinnen und Bewohner, wenn sie können und mögen, an alltäglichen Aktivitäten im "Haushalt" oder verbringen dort ihre Freizeit, ständig betreut und unterstützt von entsprechend geschulten Mitarbeitern. Für die betagten Menschen ist damit ein Lebensmittelpunkt geschaffen, wo sie vertraute Geräusche, Gerüche und Bewegungsabläufe erleben, die als Stimulans in der Therapie dienen. Selbstverständlich können sich die Bewohner, wenn sie es mögen, immer wieder in ihre Wohnzimmer, die "eigenen vier Wände" zurückziehen. Offen aber steht ihnen jederzeit der Gruppenraum, wo Gemeinschaft "rund um den Herd" gelebt wird. Die altersbedingten Rückzugtendenzen, Depressionen oder Angstzustände können in einem derart familiären Rahmen besser aufgefangen werden. Dem hohen Betreuungsbedarf wird dabei mit permanent anwesenden Bezugspersonen Rechnung getragen, die so mehr Zeit für die Betreuung des Einzelnen zur Verfügung haben.

Das Konzept wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit Früchte tragen. Davon zeigten sich alle Gäste der Einweihungsfeier bei der anschließenden Besichtigung überzeugt. Das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen war beim Festakt durch Hannes Schuster, den ehemaligen Chefredakteur dieser Zeitung, vertreten.

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