6. Oktober 2003

Was bleibt, hat Lebenswert

Die Rumänienfahrt des Diözesanverbandes München und Freising des Katholischen Deutschen Frauenbundes war eine gelungene Sache. Die stellvertretende Diözesanvorsitzende, Dr. Monika Konnert, führte 43 Teilnehmer/innen durch die Heimat der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen. Eine Bayerin berichtet.
Geschichte, Namen und versunkene menschliche Schicksale wurden wieder lebendig. Ehemals deutsche Städte wie Temeswar, Hermannstadt, Kronstadt und Schäßburg ließen Glanz und Land ihrer Geschichte erahnen. Kirchenburgen kündeten vom Kampf um Dasein und Macht. Was blieb neben den Daten, die im Gedächtnis mehr oder minder bald absinken werden? Was bleibt neben der Unzahl abgelegter Fotos?

- Zunächst die Einsicht, welch hartes Mühen in zäher Kleinarbeit von Generationen Voraussetzung von blühendem Leben ist. Auch dass wir komfortgewohnten Westdeutschen unsere Annehmlichkeiten der Arbeit der Vorausgegangenen verdanken, dass konsumorientierte Anspruchshaltung nichts mit Kultur zu tun hat, schon lange nicht mit Lebenskraft.

- Zum zweiten die Erkenntnis, dass jene Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, Pioniere eines Lebenskampfes, es nicht dabei bewenden ließen, dem Ackerboden ihren Wohlstand abgerungen zu haben. Sie bauten Kirchen, richteten ihre eigenen kleinen Museen ein in untrügbarem Gespür, dass menschliche Identität nicht auf die geistige Komponente verzichten kann, dass materiell fundierte Existenz den Griff über die Materie hinaus verlangt, um menschenwürdig zu sein.

- Weiterhin: dass echtes zukunftsträchtiges Leben mehr ist als konservierte Vergangenheit. Die Treue der noch verbliebenen Deutschen zwischen verlassenen Häusern, z.B. in Großau und Deutschweißkirch, rührt ans Herz. Sie erhalten Kulturzeugnisse, die trotz allem Bemühen immer mehr im Nimbus „es war einmal“ aufgehen werden. Das Bild von Lots Weib, das im Rückwärts-Wenden zur Salzsäure erstarrte, behält seine Gültigkeit. Zukunft ist im Vorwärts zu suchen.

- Besonders für uns bayerisch Beheimatete: Das Gespür dafür, dass verlorene Wurzeln, verlorene Beheimatung auch in der so genannten mobilen Gesellschaft zunächst existentielles Defizit bedeuten. Dieses Defizit aber wird fruchtbar in der Bereitschaft für neu verfügbare Tage neue Einwurzelung zu suchen; auch in der tapferen Mitmenschlichkeit, mit der die junge Rosalie Gruber aus Teisendorf im siebenbürgischen Petersdorf bei Mühlbach den noch ansässigen Hilfsbedürftigen beisteht.

Eine Reise, die auf diese Weise als Erlebnis gewertet werden kann, ist weit mehr als nur gut organisiert. Diese Rumänienreise bezog ihre Einmaligkeit von der spürbaren Verbundenheit der Reiseleiterin Monika Konnert und ihres Ehemanns mit dem Land und den Menschen, ihrer früheren Heimat. Unseren Dank hat sie verdient.

Herta Pfister, Icking

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