18. November 2003

Wegbereiter in Herzogenaurach

Sachsen aus 32 Gemeinden Siebenbürgens treffen sich alljährlich im Martin-Luther-Haus der evangelischen Kirche Herzogenaurach. Dabei wird immer auch kulturell etwas geboten. In der Veranstaltung am 9. November wurden die Wegbereiter erwähnt, die für einen guten Ruf der Siebenbürger bei der einheimischen Bevölkerung gesorgt haben.
Ihnen war auch das künstlerische Programm als Dank gewidmet, das im Rahmen der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen zustande kam. Einige setzen sich ehrenamtlich für ihre Landsleute ein, gründeten oder führten Kulturgruppen oder organisierten Feste, Treffen, Ausflüge. Andere engagieren sich über den Kreis der Siebenbürger hinaus, beispielsweise in der ehrenamtlichen Altenpflege, der Betreuung von Deutschen aus Russland im Übergangswohnheim, der Hilfe in der Kleiderkammer, dem Austragen der Gemeindegrüße, Backen bei Kirchenfesten, Singen oder andere Vereinstätigkeiten.

Die junge Generation bot ein künstlerisches Programm für die Wegbereiter in Herzogenaurach. Foto: Harald Martini.
Die junge Generation bot ein künstlerisches Programm für die Wegbereiter in Herzogenaurach. Foto: Harald Martini.


Ihnen allen gebührt der Dank der Gemeinschaft, weil sie den guten Ruf unserer Landsleute verbreiten und somit für uns alle wirken. Dieser gute Ruf wurde schon seit Jahren aufgebaut und wird jetzt gefestigt. Zum besseren Verständnis für die anwesende Jugend führte Doris Hutter anhand einiger Erinnerungen ihrer Landsleute kurz in die Geschichte der Ansiedlung der Aussiedler in Herzogenaurach ein. Am schwersten und beeindruckendsten seien immer die Anfänge. Vereinzelt gab es schon früher Siebenbürger in Herzogenaurach und Umgebung, doch der große Zuzug begann erst nach der Eröffnung des Übergangswohnheims, begleitet von den Pfarrern der beiden Konfessionen Sterzl (katholisch) und Bock (evangelisch) im März 1983. Die Stadt Herzogenaurach, aber ganz besonders die evangelische Kirche habe sich rührend um die Aussiedler bemüht. Pfarrer Bock und seine Frau, zusammen mit ehrenamtlichen einheimischen Helferinnen, darunter einige aus den Reihen der Vertriebenen, die Schlesierin Sylvia Wolf sowie der Nordsiebenbürgerin Käthe Riedel, gaben den Aussiedlern das Gefühl, willkommen zu sein. Sie holten sie in ihren Autos zu Veranstaltungen ab, besuchten sie im Übergangswohnheim (ÜWH), organisierten die Kleiderkammer, Bibelstunden und gesellige Abende und beschenkten sie z.B. mit selbst gebacknen Kuchen zu Weihnachten. Käthe Riedel war Lehrerin und sammelte mit ihren Schülern für das erste Weihnachtsfest der Aussiedler im ÜWH. Solche bewegende Momente hat es in der zwanzigjährigen Geschichte des ÜWH öfters gegeben und war für alle, die die Heimat aufgegeben hatten, sehr wichtig, tröstlich und zugleich Ansporn, es einmal an andere, die Hilfe benötigen, weiterzugeben. Das ist schon in vieler Hinsicht geschehen. Heute werden Siebenbürgerinnen z.B. vom Pfarrer angesprochen, in der Gemeinde vereinsamte Witwen zu besuchen und ihnen beim Bewältigen ihres Schicksals zu helfen, die Kuchenbäckerinnen für das Gemeindefest waren viele Jahre ein fester Punkt in der Planung des Festes, und beim ökumenischen Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen sind die Siebenbürgerinnen auch immer wieder dabei. Als die Referentin 1989 nach Herzogenaurach kam, waren die Siebenbürger unter den einheimischen Mitbürgern bereits gut bekannt, und das erleichterte ihre ehrenamtliche Arbeit und gab Mut. Dafür dankte sie ganz besonders allen Wegbereitern.

Das anschließende Programm wurde von mehreren Jugendlichen mit Gedichtvorträgen, Theater, Musik und Volkstanz bestritten. Neben neuen, begeisterten Tänzern der Kindertanzgruppe traten folgende Kinder (4 bis 8 Jahre alt) erstmals vor die Öffentlichkeit und trugen sächsische Kinderverse von Doris Hutter vor, die sie mit ihren Eltern oder Großeltern einstudiert hatten: Lena Biemel, Tanja und Jana Hermannstädter, Nicole Martini, Tobias und Yannik Wayand und Markus Theiss. Martin Klein blies auf der Trompete, Roland Ziegler spielte Akkordeon, Katharina Ziegler trug auf dem Klavier „Ballade pour Adeline“ in Bearbeitung von Paul de Senneville und Olivier Toussaint vor und das Bläserquartett (Michael Schuster, Katharina Ziegler, Matthias Berner und Dagmar Hutter) blies zwei Stücke. Drei Sketsche in Mundart von Doris Hutter wurden von Natalie Martini und Tobias Krempels, Martin Klein und Michael Schuster sowie von Christian Klein, Katharina Ziegler, Mathias Berner und Dagmar Hutter aufgeführt. Die Kindertanzgruppe unter der Leitung von Brigitte Krempels erfreute mit drei Tänzen, wobei sogar die ganz Kleinen eingebunden waren. Die vielen jungen Menschen in Tracht gaben der Veranstaltung einen ganz besonderen Glanz und dankten damit öffentlich den ehrenamtlichen Wegbereitern in Herzogenaurach.

Doris Hutter

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