19. November 2003

Lechnitzer Jahreshauptversammlung

Auch 59 Jahre nach dem Verlassen ihrer früheren Heimat pflegen die Lechnitzer, obwohl sie inzwischen weit verstreut leben, nach wie vor einen starken Zusammenhalt. Dies zeigte sich wieder einmal bei der Jahreshauptversammlung am 26. Oktober, die im Gasthaus des Lechnitzer Landsmanns Peter Raidel in Kirnberg bei Rothenburg stattfand. Schon tags zuvor traf man sich, um unter Anleitung von Hans Hauptmann vor allem unsere sächsischen Volkslieder begeistert zu singen.
Die Jahreshauptversammlung wurde mit einer Andacht eröffnet, die der aus Mühlbach stammende, jetzt im Dekanat Rothenburg wirkende Pfarrer Klaus Friedrich Fabritius hielt. Die Choräle begleitete das Ad-hoc-Bläsertrio Hans Hauptmann, Cornelia Weltzer und Fritz Lieb. Sehr gut passte ein auf Tonband dokumentierter Bericht von Katharina Reiser über die Flucht 1944 aus Lechnitz, den 2 000 Kilometer langen Weg nach Niederösterreich, von dort im Frühjahr 1945 nach Niederbayern und danach die Verlegung der Lechnitzer nach Mittelfranken, wo viele von ihnen sesshaft geworden sind.



Lechnitzer Hauptversammlung, von links Jürgen Felker und Martin Hauptmann mit dem kürzlich erschienenen Lutherhausbuch. Foto: Wiegant Weltzer
Lechnitzer Hauptversammlung, von links Jürgen Felker und Martin Hauptmann mit dem kürzlich erschienenen "Lutherhausbuch". Foto: Wiegant Weltzer
Die Heimatortsgemeinschaft wolle, so ihr Vorsitzender Jürgen Felker in seinem Jahresbericht, dazu beitragen, die Erinnerung an die frühere Heimat zu erhalten und auch den Kindern und Enkeln ermöglichen, einen Teil ihrer Herkunft zu finden. Man wolle versuchen, mit neuen Akzenten neue Mitglieder zu gewinnen, damit die Kette nicht abreißt. Und dazu gehöre eben eine stärkere Beschäftigung mit der Gegenwart. "Wir wollen aber auch über den Tellerrand hinausblicken und, soweit es uns möglich ist, auch für das heutige Lechnitz eintreten", fügte Felker hinzu. Wie viele in der Ortsgemeinschaft ist er "nur noch Halb-Siebenbürger". Aber gerade darin sieht er eine Möglichkeit, diese Zielgruppe anzusprechen und zu gewinnen.

Jahreshöhepunkte waren der Besuch des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, bei dem der Lechnitzer Jugendchor die 100-Jahr-Feier mitgestaltete, und eine Besichtigung unseres Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim. Dem Ausbau der Beziehungen zu Lechnitz galten vier Besuche der Vorstandschaft. Besonders erwähnte Felker das ein paar Tage zuvor erschienene "Lutherhausbuch", das großen Anklang fand und in einer zweiten Auflage erscheinen wird. Neben Wigant Weltzer gebühre ein besonderer Dank dem Zeitzeugen Martin Hauptmann und auch Georg Niphut für die schreibtechnische Unterstützung. Für 2004 ist, 60 Jahre nach der Flucht, die Herausgabe eines "Lechnitzbuches" als Fortschreibung des von Georg Felker 1963 verfassten Heimatbuchs geplant.

Hauptaugenmerk bleibt die weitere Renovierung der Kirche, die 1999 der reformierten Gemeinde geschenkt wurde. Auch der Lechnitzer Kindergarten wird weiter unterstützt. Für das kommende Jahr erhofft die HOG die Einrichtung eines "Siebenbürgerzimmers" im Rothenburger Reichsstadtmuseum. Die von Martin Hauptmann bearbeitete Familienchronik, die zwei Jahrhunderte umfasst, soll vervollständigt werden. Als kühner Gedanke wird eine Fahrt nach Siebenbürgen "in umgekehrter Richtung" ins Auge gefasst mit dem Ziel, am 17. September, auf den Tag genau nach 60 Jahren, Lechnitz zu erreichen.

Nach dem Kassenbericht von Klaus Oppermann, der erfreulich viele Spenden für die Kirchenrenovierung aufweist, stellte Wigant Weltzer das neu erschienene Buch "Das Lutherhaus in Lechnitz" vor. Großes Interesse fand zum Schluss das Angebot einer "Lechnitzer Tasche", versehen mit einer Zeichnung von Hans-Gustaf Weltzer und gefüllt mit frisch aus Lechnitz mitgebrachten Waren: Wein, Schnaps, Speck, Bratwurst, Zwiebel, Knoblauch wie auch ein vortrefflich illustrierter "Lechnitzer Kochkalender" (eine zündende Idee der Schriftführerin Katharina Dürr). Apropos Wein. Der 2. Vorsitzende Thomas Emmerling hat mit Hilfe von HOG-Mitgliedern als "Aktionären" in Lechnitz einen Weingarten gekauft. Der angebotene Wein ist demnach ein eigenes Erzeugnis der Marke "Lechnitzer Riesling 2002".

W. W.

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