4. Januar 2004

Hermann Jekeli - Pädagoge, Publizist und Wissenschaftler

Hermann Jekeli (1878 -1933), Sohn einer Mediascher Pfarrerfamilie, gehört zu den herausragenden Lehrerpersönlichkeiten des Mediascher Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasiums. Unter seinem Rektorat erlebte diese Schule eine Blütezeit. Seine erfolgreiche Tätigkeit am Gymnasium seiner Heimatstadt, zudem als Landeskirchenkurator und Politiker ist bis in unsere Tage im Bewusstsein seiner Landsleute gegenwärtig.
Hermann Jekeli wurde am 31. August 1878 in Mediasch als Sohn des damaligen Gymnasialprofessors sowie späteren evangelischen Pfarrers in Bulkesch, Johann Jekeli, und dessen Ehefrau Josefine geboren. 1898 legte er am Evangelischen Gymnasium in Mediasch die Reifeprüfung ab und studierte anschließend Theologie und Philosophie an den Universitäten Halle-Wittenberg, Leipzig und Klausenburg. Nachdem er 1903 die Fachprüfung für Magyarisch und Deutsch bestanden hatte, erhielt er eine Stelle als Supplent am Gymnasium seiner Heimatstadt. Nach Erwerb des Professorendiploms (1904) bekleidete er bis 1912 das Amt eines Professors am Gymnasium in Mediasch. Während dieser Zeit gelang es ihm, das Mediascher Presbyterium von der Notwendigkeit der Einrichtung eines Schülerheims für die Schüler aus den Dörfern des Schelker und Mediascher Stuhls zu überzeugen. Bereits 1908 wurde das Internat eröffnet und zwei Jahre später mit dem Internat für Seminaraspiranten zum großen Schülerheim vereinigt, das im renovierten Kasernengebäude untergebracht wurde.

1912 übernahm Jekeli das Amt des Direktors am Mediascher Gymnasium, das auf seinen Vorschlag am 21. September 1919 in "Stephan-Ludwig-Roth-Schule" umbenannt wurde, womit er "der heranwachsenden Jugend diesen größten Volksmann als nachzuahmendes Beispiel in greifbare Nähe rücken wollte".

Energie und Weitblick des neuen Rektors beeinflussten auch die Arbeit der Lehrerkonferenzen an seiner Schule. Diese erarbeiteten tragfähige Konzepte zur Weiterentwicklung des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens, die von der Neugestaltung des Religionsunterrichts über die Neuordnung der Reifeprüfung bis zur "Stellungnahme zur Neugestaltung unserer Mittelschulen" reichten und im Landeskonsistorium der evangelischen Kirche große Beachtung fanden. Im Juni 1923 wurde Jekeli an der Universität Halle-Wittenberg zum Dr. phil. promoviert. Die große Anerkennung seiner Leistungen durch die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen äußert sich auch in seinen öffentlichen Ämtern als Mitglied der theologischen Prüfungskommission in Hermannstadt, Vertreter des Mittelschulwesens im Evangelischen Landeskonsistorium sowie Konsistorialrat.

Die Ausbreitung des Nationalsozialismus in seiner Heimat verfolgte der zum konservativen Lager gehörende Jekeli mit großer Skepsis. So wendet er sich in den politischen Auseinandersetzungen der frühen Dreißigerjahre als Schriftführer der Mediascher Zeitung in mehreren Beiträgen gegen die "großen und kleinen Propheten" im Land. In seinem "Sächsischen Neujahrswunsch" schreibt er 1932: "Wir wünschen und sehnen uns nach religiös-sittlicher Wiedergeburt aus dem Blute deutsch-sächsischen Volkstums. Diesem Volkstum aber ist religiöser Fanatismus ebenso fremd als nationaler Chauvinismus, religiöse Mache ebenso gleichgültig als übermütiger Rassendünkel, Freude an dogmatischer Formulierung ebenso unverständlich als verwaschener Internationalismus." Kurz vor seinem Tode hatte die Theologische Fakultät der Universität Marburg noch den Beschluss gefasst, ihm die theologische Ehrendoktorwürde zu verleihen. Seine wissenschaftliche Tätigkeit war erheblich. Er veröffentlichte insgesamt 95 Beiträge, davon 31 zum Thema Schule und Unterricht sowie weitere 31 zur siebenbürgisch-sächsischen Kirchengeschichte.

Jekeli war nicht nur auf kirchlichem Gebiet, sondern auch im politischen und wirtschaftlichen Leben tätig. So war er einerseits lange Jahre Mitglied des Mediascher evangelischen Bezirkskonsistoriums und der Landeskirchenversammlung sowie Gründer des Hilfswerkes für arme Gemeinden der evangelischen Landeskirche und vom evangelischen Landeskonsistorium ausgesandter Auslandsprediger, andererseits bekleidete er wiederholt die Stelle eines Kreisausschussobmanns, war Mitglied und stellvertretender Präsident des Volksrates sowie Mitglied des Verwaltungsrates der Mediascher Bank, der späteren Hermannstädter allgemeinen Sparkassa. Er starb vor 70 Jahren, am 13. Oktober 1933, in Mediasch.

Das Begräbnis Hermann Jekelis war eine beeindruckende Kundgebung, an der alle Schulen, Organisationen und Vereine seiner Heimatstadt beteiligt waren. Auf Bitten des Lehrerkollegiums wurde sein Leichnam in der Aula des Gymnasiums aufgebahrt, während der Coetus zu beiden Seiten des Zugangs entblößten Hauptes Spalier stand. Es folgten Ansprachen seiner besten Freunde, darunter des Bischofs Viktor Glondys und des Politikers und Landeskirchenkurators Hans Otto Roth. Mit seinem Tod wurde auch in Mediasch eine Ära zu Grabe getragen, die geprägt war durch Traditionen und Werte der Vergangenheit, durch Erfahrungen einer Jahrhunderte alten Geschichte inmitten anderer Völker und Kulturen. In seinem letzten öffentlichen Auftritt, während des Vormarsches der "Erneuerer" in Mediasch, referierte Jekeli am 17. Mai 1933 zum Thema: "Unsere Margarethenkirche in der Geschichte unseres sächsischen Volkes". Der Berichterstatter der Mediascher Zeitung bedauerte am nächsten Tag, dass "der Abend hauptsächlich infolge der Übertragung einer Rede Adolf Hitlers nicht so besucht war, wie es der Vortrag verdient hätte".

Hans Gerhard Pauer

Bewerten:

3 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.