10. Februar 2004

Leserecho: Gewagte literarische Thesen

Zweifel an den literaturhistorischen Thesen, die im Artikel Von Móricz Zsigmond bis Eginald Schlaltner in der Siebenbürgische Zeitung Online aufgestellt werden, meldet der Leser Nikolaus Nutz an.
In seinem Bericht über die Akademiewoche von Studium Transylvanicum stellt Victor Edgar Onea Gáspár die seltsam anmutende Theorie auf, dass die vor der Auswanderung der Siebenbürger Sachsen entstandenen Werke sich vor allem an das eigene Publikum richteten, sozusagen für den Selbstbedarf. Die Romane von Adolf Meschendörfer, Erwin Wittstock und anderen Schriftstellern der Vorkriegszeit erschienen jedoch in großen deutschen Verlagen und erreichten ihre Leser im gesamten deutschsprachigen Binnenraum. Auszuklammern wäre lediglich die Periode des sozialistischen Realismus, als die künstlerische Freiheit aus bekannten Gründen stark eingeschränkt und die Kommunikation mit dem deutschen Literaturbetrieb gekappt wurde.

Dass Schlattner Siebenbürgen für Deutsche aus Deutschland beschreibt, ist eine andere gewagte These in dem erwähnten Beitrag. Einem Autor in reifem Alter, der seine reiche Lebenserfahrung künstlerisch verarbeitet, wird sich wohl kaum die Frage der Zielgruppe seines Schreibens gestellt haben. Dass er auch bei „Rumänen in Rumänien“ Anklang findet, beweisen die beim Bukarester Humanitas-Verlag herausgegebenen Übersetzungen.

Nikolaus Nutz, Rastatt

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