17. März 2004

Georg Acker - Wissenschaftler im Mikrokosmos

Im Rahmen eines Festkolloquiums der Fachgruppe Biologie, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften an der Universität Bayreuth wurde der siebenbürgische Professor Dr. Georg Acker kürzlich in den Ruhestand verabschiedet.
Zum Festvortrag waren Studierende, Kollegen der Biologischen Lehrstühle sowie Freunde der Universität eingeladen. Die Begrüßung und Leitung des Kolloquiums erfolgte durch Professor Dr. Christian Lehner. Den Festvortrag hielt der Doktorvater des Laureaten, Professor Dr. Frank Mayer von der Universität Göttingen. In seiner Laudatio würdigte Professor Dr. Erwin Beck die Verdienste des Siebenbürger Sachsen um den Aufbau der Abteilung für Elektronenmikroskopie der Fachgruppe Biologie. Die Rede wird im Folgenden stark gekürzt wiedergegeben.

Prof. Dr. Georg Acker beim Festkolloquium an der Universität Bayreuth.
Prof. Dr. Georg Acker beim Festkolloquium an der Universität Bayreuth.
Georg Acker wurde am 9. September 1938 in Reußmarkt (Siebenbürgen) geboren und ging dort zur Schule. In Hermannstadt besuchte er das Brukenthal-Gymnasium (Matura, 1957) und anschließend die Technische Veterinärschule (Diplom, 1959). Nach einer sechsjährigen Tätigkeit als Veterinär-Techniker in Urwegen und im Veterinärmedizinischen Regionallaboratorium Deva begann er 1965 das Biologiestudium an der Universität in Jassy, setzte das Studium 1967 in Klausenburg fort und schloss es nach seinem Umzug nach Deutschland Mitte September 1969 an der Universität Erlangen mit dem Diplom (Dipl.-Biol., 1971) ab. Zwei Jahre später erfolgte dann die Promotion zum Dr. rer. nat. Schon kurz vor dem endgültigen Abschluss seines Promotionsverfahrens erhielt Acker eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Klinische Mikrobiologie und Infektionshygiene der Medizinischen Fakultät Erlangen. Dort begann er seine Tätigkeit mit dem Aufbau neuer Laboratorien für Elektronenmikroskopie. Diese Aufgabe löste er in vorzüglicher Weise. In ihrer Ausstattung entsprachen die Labors modernsten Anforderungen. Wissenschaftlich befasste sich Dr. Acker schwerpunktmäßig mit der Feinstruktur der Zellwand Gram-negativer Enterobakterien und mit der Wirkung von Antibiotika und Humanseren (Komplement) auf mehrere Bakterienarten. Im Rahmen eines zwölfjährigen Kooperationsprojekts mit dem Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg wurden zum ersten Mal die Biosyntheseorte des gemeinsamen Antigens der Enterobakterien immun-elektronenmikroskopisch lokalisiert.

Im Sommer 1979 habilitierte er sich zum Dr. med. habil. und wurde noch im gleichen Jahr zum Privatdozenten Dr. rer. nat. Dr. med. habil. ernannt. Herrn Dekan Professor Dr. Heinz Stolp erschien er als der am besten geeignete Kandidat für die Gründung der Abteilung für Elektronenmikroskopie der Bayreuther Biologen. 1981 wurde er nach seiner Umhabilitation zum Dr. rer. nat. habil. zum Leiter der Abteilung für Elektronenmikroskopie berufen. Diese hat er beharrlich von Null an aufgebaut und bis Februar 2004 als außerplanmäßiger Professor geleitet. Wenn Sie heute die Homepage of Biological Electron Microscopy Laboratory (www.uni-bayreuth.de/departments/emikroskopie) aufrufen, dann sticht Ihnen sofort eine umfangreiche Geräteliste ins Auge. Die Abteilung verfügt nicht nur über vier Elektronenmikroskope, sondern auch über eine beeindruckende Peripherie. Mit der Ausstattung kann sich unsere Abteilung national und international weiß Gott sehen lassen. Das ist das große Verdienst von Georg Acker, der mit seiner Beharrlichkeit immer wieder Wege fand, allein oder mit anderen Kollegen der Biologie seine Abteilung aus Drittmitteln auszustatten und zu modernisieren. Zudem bildete er sich ständig auf Fachtagungen und Workshops fort und hielt Kontakt mit vielen in- und ausländischen Experten, um immer an der elektronenmikroskopischen Front tätig zu sein.

Zahlreiche Publikationen zeugen von seiner Kooperationsbereitschaft und ihre Titel beweisen, dass Georg Acker in seiner Bayreuther Zeit vom Mikrobiologen zum Allgemeinbiologen metamorphosiert ist. Dabei geht es, um nur einige Beispiele zu nennen, um die immunelektronenmikroskopische Lokalisation von Pflanzenenzymen, um Pflanzen-Pilz-Beziehungen parasitischer und symbiontischer Art, um Projekte aus der medizinischen Mikrobiologie (z. B. um Borreliose und Morbus Crohn) und um die Beschreibung neuer Bakterienarten. Durch die von ihm seit den frühen achtziger Jahren durchgeführten Lehrveranstaltungen, Vorlesungen und Praktika erwarb er sich schnell die Hochachtung der Studenten. Bald konnte er eigene Mitarbeiter und gleichzeitig 5-7 Diplomanden, Doktoranden sowie Habilitanden in ultrastrukturellen, immuncytochemischen und elementanalytischen Fragestellungen in der Biologie betreuen. Ich bin aus eigener Erfahrung überzeugt, dass alles, was aus Ackers Labor veröffentlicht wurde, hieb- und stichfest und von höchster Qualität ist.

Festkolloquium zu Verabschiedung von Prof. Dr. Georg Acker (erste Reihe, links), neben ihm Festredner Frank Mayer und Dekan Ortwin Meyer; in der zweiten Reihe Laudator Erwin Beck (links) und in der vierten Reihe Dr. med. Jens Georg Acker und Ursula Gertrud Acker, die Ehefrau des Laureaten.
Festkolloquium zu Verabschiedung von Prof. Dr. Georg Acker (erste Reihe, links), neben ihm Festredner Frank Mayer und Dekan Ortwin Meyer; in der zweiten Reihe Laudator Erwin Beck (links) und in der vierten Reihe Dr. med. Jens Georg Acker und Ursula Gertrud Acker, die Ehefrau des Laureaten.

In unserer Biologenfamilie wird Acker präsent bleiben als ein Wissenschaftler im Mikrokosmos, ein hilfsbereiter, verlässlicher Kooperationspartner und ein aufrichtiger Kollege in der Gremienarbeit. Mit unserem herzlichen Dank dafür verbinden wir auch alle guten Wünsche für seine nun angebrochene dritte Lebenszeit, in der es ihm und seiner Familie vergönnt sein möge, all das nachzuholen, was in den vergangenen 31 Jahren berufsbedingt zurückstehen musste.

Erwin Beck

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 4 vom 15. März 2004, Seite 5)

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