10. Juli 2004

Rumänische Kulturtage: Musik verbindet

Innerhalb einer Reihe von rund 20 Veranstaltungen der Rumänischen Kulturtage in München, die sich über drei Juniwochen erstreckten, hat die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen als Mitveranstalter mit dem Auftritt des Ensembles aus Klausenburg ihren Beitrag zu diesen Kulturtagen erbracht. Außerdem steuerte sie die von ihr verwaltete Fotoausstellung "Hermannstadt - mit den Augen eines Freundes gesehen" von Karlheinz Rothenberger zur Übersichtsschau "Alte und neue Architektur in Rumänien" in der Regierung von Oberbayern bei.
Seit gut acht Jahren musizieren vier Klausenburger zusammen auf zum Teil alten Instrumenten. Sie haben drei verschiedene Muttersprachen, gehören vier Konfessionen an und als Barockensemble „Transylvania“ gastieren sie häufig im Ausland. Solches mag immer schon typisch gewesen sein für Siebenbürger Verhältnisse, ist es aber heute mehr noch als früher.
Was István Nagy, den Begründer des Ensembles „Transylvania“, Zoltán Majó, Erich Türk und Ciprian Campean miteinander verbindet, ist ein an derselben Musikakademie „Gheorghe Dima“ in Klausenburg abgeschlossenes Studium – die beiden Erstgenannten als Meister des Flötenspiels, Campean am Violoncello, Türk an der Orgel und danach in Wien und in Deutschland auch am Cembalo. Es verbindet sie, außer dem Erstwohnsitz Klausenburg und Engagements an der dortigen Staatsoper, Staatsphilharmonie und der Musikakademie, wo Dr. Erich Türk Orgel unterrichtet, vor allem die Musik, der sie sich im Quartett widmen. Das ist vorwiegend einheimische siebenbürgische Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, das sind aber auch neuere und ganz neue Kompositionen.

Barockensemble "Transylvania": Erich Türk (Cembalo), Zoltán Majó (Blockflöte), Ciprian Campean (Violoncello), István Nagy (Traversflöte).
Barockensemble "Transylvania": Erich Türk (Cembalo), Zoltán Majó (Blockflöte), Ciprian Campean (Violoncello), István Nagy (Traversflöte).

Was am 26. Juni im Kleinen Konzertsaal des Münchner Kulturzentrums Gasteig geboten wurde, gehörte im ersten Teil des Programms zum Barock: ein „Tanz des siebenbürgischen Fürsten“ und andere Tänze eines anonymen Autors aus dem 17. Jahrhundert; von einem anderen Anonymus auf Reisen aus den drei Fürstentümern Siebenbürgen, der Moldau und der Walachei gesammelte Melodien, zum Teil mit unüberhörbarem türkischem Einfluss, in der Bearbeitung von Zoltán Majó für Traversflöte, Blockflöte, Cembalo und Cello; ferner ein Konzert für zwei Flöten von Monteclair und Sonaten von Telemann und Vivaldi – eine durchwegs eingängige, wohlklingende Musik.

Nach der Pause erklang zunächst das Londoner Trio Nr. l von Joseph Haydn in gleicher Besetzung. Der Komponist und Hochschulprofessor Hans Peter Türk hat 1999 eigens für dieses von seinem Sohn Erich motivierte Ensemble eine „Partita in stilo antico“ geschrieben und darin drei siebenbürgisch-sächsische Volkslieder („Owend äs et worden“, „Et saß e klin Waldvijeltchen“, „Na wolle mer gohn“) als quasi una Allemanda, Sarabanda bzw. Giga verarbeitet.

Schließlich steuert der 1967 geborene Klausenburger Komponist Adrian Borza seine „Transylvanische Suite“ mit fünf Folklorestücken aus verschiedenen Gebieten des Landes bei: Flori dalbe – das erinnert an die wunderschönen „Colinde“ (Weihnachtslieder) –, Zdroboleanca, Paparuga, Ardeleana Mare, Natanga.

Wenn es wahr ist, dass man nach einem Konzertbesuch ein Fiepen in den Ohren behält, und zwar auf den in der Ohrmuschel sitzenden „Flimmerhärchen“, hier war es ein vom Inhalt und hohen künstlerischen Niveau der Darbietung bedingtes, sehr angenehmes Nach-Fiepen, das man in den schönen Samstagmittag mitnehmen konnte. Bloß die Terminierung auf einen Samstagvormittag erwies sich als unglücklich. Dieses Konzert hätte mehr Beachtung durch ein viel zahlreicheres Kennerpublikum verdient.

Das Ensemble ist nicht nur in Siebenbürgen und in Teilen Deutschlands bekannt geworden. Von seinem erfolgreichen Wirken zeugen Beteiligungen an zahlreichen Festivals in Kronstadt, Neumarkt, Klausenburg und Schäßburg, Auftritte bei Empfängen und Staatsakten, Konzertreisen nach Österreich, Italien, Belgien, Ungarn und Holland, wo es wiederholt im Spiegelsaal des „Concertgebouw“ und in der Oude Kerk in Amsterdam aufgetreten ist, und Einspielungen auf drei CDs. Zu Pfingsten 2002 war „Transylvania“ Gast des Heimattags in Dinkelsbühl.

Im Anschluss an das Konzert in München gastierte das Barockensemble noch in Wegscheid bei Passau, in Pohlheim bei Gießen, in Singlis bei Kassel, in Marburg und in Landshut anlässlich der „Hofmusiktage“ zum 800-jährigen Jubiläum dieser Stadt. Als Organist wird Erich Türk im September dieses Jahres im Passauer Dom sowie in Bonn, Remscheid und Heiligenstadt konzertieren.

Ewalt Zweyer

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 11 vom 15. Juli 2004, Seite 5)

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