29. Juli 2004
Neuzugang im Friedrich-Teutsch-Haus
Anfang dieses Jahres wurden die Bestände des "Landeskirchlichen Museums" mit einer Sammlung aus dem Nachlass der bildenden Künstlerin Trude Schullerus (1889-1981) bereichert. Die Leihgabe von Pfarrer Gerhard Möckel wurde vom Dechanten des Hermannstädter Kirchenbezirks, Dietrich Galter, ermöglicht. Es war ihm gelungen, Familie Möckel davon zu überzeugen, dass die Kunstwerke im Teutsch-Haus besser aufgehoben seien als in ihrem alten Domizil, dem Klima-Haus in Neppendorf.
Der umfangreiche Nachlass mit rund 760 Inventarnummern gibt Einblick in ein über sieben Jahrzehnte langes künstlerisches Schaffen. Vertreten sind Zeichnungen des zehn- bis elfjährigen Mädchens, Werke der Studienjahre, die dreißiger Jahre, in denen Trude Schullerus die Theorie des Berliner Professors Zierer umsetzen wollte, bis hin zum sozialistischen Realismus und zu einer Porträtskizze der greisen Künstlerin, datiert 1976. Der Nachlass umfasst zum Großteil Skizzen, Studien Zeichnungen und Probedrucke. Hinzu kommen Steindrucke, Linolschnitte, Aquarelle und Ölbilder. Gut vertreten ist in der Sammlung auch eine Zeitspanne, die bisher weniger bekannt war: die Studienjahre an der Münchener Akademie der Künste (1906-1914) – eine Zeit, in der auf genaues, akribisches Zeichnen großes Gewicht gelegt wurde. Diese Fähigkeit sollte der siebenbürgischen Künstlerin später, an der Leipziger Schule für Graphik und Buchkunst (1923-1924), sehr zugute kommen. Zwei Mappen mit Aktzeichnungen zeigen den menschlichen Körper vor allem in Bewegung. Damit hat sich Trude Schullereus in jenen Jahren eingehend beschäftigt.
Mehrere Werke der Sammlung weisen die Hermannstädterin als moderne Künstlerin aus. Es überraschen zwei kleinformatige Damenporträts, die im vierten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Die Bildnisse sind ohne vorherige Zeichnung, mit breiten Pinselstrichen und in einer interessant abgestuften Chromatik auf die Leinwand bzw. auf Karton aufgetragen. Die Grenze der figuralen Darstellung hat Trude Schullerus zwar nie durchbrochen, sie hat sich jedoch maltechnische und farbliche Elemente angeeignet, die die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts kennzeichneten. Dies zeigen sogar zahlreiche Bauernporträts, Szenen aus dem Alltag und Landschaftsbilder, die ihr den Ruf einer Heimatkünstlerin eingebracht haben.
Zahlreiche Werke stammen aus einer weniger erbaulichen Zeit, der des sozialistischen Realismus in den endvierziger und fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Offenbar um zu überleben, eignete sich Trude Schullers den Kanon der Zeit an und schuf entsprechende Werke. Abgesehen von den Bildinhalten, die vorgegeben waren, littt unter dem Einfluss der neuen Kunsttheorie auch die Linienführung: Die Zeichnung wird viel steifer und ausdrucksloser. Schullerus’ Industrielandschaften, Auftragsarbeiten, die ein Jahrzehnt später entstanden, sind von der Farbgebung her gelungene Bilder. Ein wichtiges Kapitel ihres umfangreichen Schaffens, Blumenbilder, sind in der Sammlung des Teutsch-Hauses nur durch wenige Skizzen vertreten.
Da das "Landeskirchliche Museum" zurzeit und in der nächsten Zukunft keine Möglichkeit hat, diesen Neuzugang in traditioneller Form auszustellen, und bereits 33 Jahre seit der letzten Trude-Schullerus-Retrospektivausstellung im Schatzkästlein in Hermannstadt (Haus der Künste) vergangen sind, entschieden sich die Aussteller für eine etwas ungewöhnliche Präsentationsformel. Vom 18. Juni bis zum 9. Juli zeigten wir auf der Terrasse des Teutsch-Hauses eine Ausstellung, in der die Arbeiten in einer Art Installation auf Tischen und Stühlen ausgelegt waren. Um einen Einblick in die Künstlerwerkstatt zu gewähren, wurden nicht nur fertige Arbeiten gezeigt, sondern auch Skizzen mit Aufzeichnungen der Künstlerin, Probedrucke, Pausen und unvollendete Gemälde.
Porträt eines sächsischen Jünglings (= Gerhard Möckel) aus den 1940er Jahren – eines der Werke der Trude-Schullerus-Ausstellung im Kultur- und Begegnungszentrum „Friedrich-Teutsch“ in Hermannstadt. Foto: Konrad Klein |
Zahlreiche Werke stammen aus einer weniger erbaulichen Zeit, der des sozialistischen Realismus in den endvierziger und fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Offenbar um zu überleben, eignete sich Trude Schullers den Kanon der Zeit an und schuf entsprechende Werke. Abgesehen von den Bildinhalten, die vorgegeben waren, littt unter dem Einfluss der neuen Kunsttheorie auch die Linienführung: Die Zeichnung wird viel steifer und ausdrucksloser. Schullerus’ Industrielandschaften, Auftragsarbeiten, die ein Jahrzehnt später entstanden, sind von der Farbgebung her gelungene Bilder. Ein wichtiges Kapitel ihres umfangreichen Schaffens, Blumenbilder, sind in der Sammlung des Teutsch-Hauses nur durch wenige Skizzen vertreten.
Da das "Landeskirchliche Museum" zurzeit und in der nächsten Zukunft keine Möglichkeit hat, diesen Neuzugang in traditioneller Form auszustellen, und bereits 33 Jahre seit der letzten Trude-Schullerus-Retrospektivausstellung im Schatzkästlein in Hermannstadt (Haus der Künste) vergangen sind, entschieden sich die Aussteller für eine etwas ungewöhnliche Präsentationsformel. Vom 18. Juni bis zum 9. Juli zeigten wir auf der Terrasse des Teutsch-Hauses eine Ausstellung, in der die Arbeiten in einer Art Installation auf Tischen und Stühlen ausgelegt waren. Um einen Einblick in die Künstlerwerkstatt zu gewähren, wurden nicht nur fertige Arbeiten gezeigt, sondern auch Skizzen mit Aufzeichnungen der Künstlerin, Probedrucke, Pausen und unvollendete Gemälde.
Dr. Gudrun-Liane Ittu
(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 12 vom 31. Juli 2004, Seite 5)
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