9. September 2004

Siebenbürgisch-sächische Kultur erfolgreich präsentiert

Am 28. August gestalteten siebenbürgisch-sächsische Kulturgruppen aus Baden-Württemberg auf der Hauptbühne der Landesgartenschau 2004 in Kehl ein dreistündiges Kulturprogramm. Dieser anspruchsvollen Aufgabe stellten sich die Stuttgarter Blasmusik, der Chor aus Heilbronn und die Tuttlinger Tanzgruppe.
Unterwegs nach Kehl kamen wir angesichts des strahlend blauen Himmels nach tagelangem Regen zu der Überzeugung, dass Petrus ein Sachse sein muss. Das Wetter spielte mit, alles war perfekt organisiert, es konnte also losgehen. In Kehl angekommen, zeigte sich dann, dass jede noch so perfekte Organisation vor einem bestimmten Faktor hilflos dasteht. Die Tanzgruppe aus Tuttlingen, die das Programm eröffnen sollte, steckte im Stau. Zum Glück war der Chor aus Heilbronn nicht nur pünktlich, sondern auch flexibel genug, um in die Bresche zu springen und kurzerhand eine Programmänderung zu vollziehen.

Landesgartenschau in Kehl mit siebenbürgischer Note: Blaskapelle Stuttgart spielt zum Ausklang "Af deser Ierd".
Landesgartenschau in Kehl mit siebenbürgischer Note: Blaskapelle Stuttgart spielt zum Ausklang "Af deser Ierd".


Nach der allgemeinen Eröffnung stellte Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg, dem erfreulich zahlreichen und aus vielen Nicht-Siebenbürgern bestehenden Publikum unser Völkchen vor. Er übergab anschließend die Moderationsstaffel an Dorothea Fronius, die sehr geschickt die Lieder des Chors in Dreierblöcken vorstellte und erläuterte. Das Repertoire des Chors unter der Leitung der sehr jungen Melitta Wonner verblüffte viele Zuhörer. So war von Mozart bis zu sächsischen Liedern alles dabei. Auch die Darbietung fand beim Publikum großen Anklang.
Es folgte ein Programmpunkt, der vor allem für Nicht-Siebenbürger von besonderem Interesse war: Christa Andree und Maria Schenker führten nach der Präsentation des passenden Liedes durch den Chor eine Bockelung von jungen Frauen anlässlich der Hochzeit bei Andrea Andree und Maria Schenker durch. Wie ein Profi gab Christa Andree dabei detaillierte Informationen über Länge des Schleiers, Anzahl der Bockelnadeln usw. an die Zuhörer weiter, von denen manche(r) Siebenbürger(in) Neues über die Heimattracht erfuhr, vor allem wenn man in der alten Heimat nicht auf dem Dorf gelebt hatte.
Wie eng Tracht und Brauchtum zueinander gehören, konnte der Zuschauer nach der Bockelung erkennen, als die Tanzgruppe aus Tuttlingen – natürlich in Tracht – ihre Künste vorführte. Unter der Leitung von Gerlinde Becker hat diese junge Tanzgruppe – ebenso wie der oben genannte Chor – ein vielseitiges Repertoire anzubieten, bestehend aus siebenbürgischen, aber auch schwäbischen bzw. anderen europäischen Tänzen. Die Idee von Alfred Mrass, dem Tänzer Martin Brenndörfer nachträglich zum 50. Geburtstag zu gratulieren, überraschte die Zuschauer und am meisten den Jubilar selbst.
Nahtlos der Übergang zum nächsten Programmpunkt: die Präsentation von verschiedenen Kindertrachten. Fachkundig erklärte Gerlinde Becker dem Publikum die Bestandteile bzw. die Unterschiede der diversen Kindertrachten, die an unseren Kleinsten zu bestaunen waren.
Der vorletzte Programmpunkt war der in der Umgebung am weitesten hörbare: die Stuttgarter Blasmusik unter Leitung von Hans-Otto Mantsch bewies – teilweise mit Gesangseinlagen –, dass die Musiker es ausgezeichnet verstehen, Tradition und Moderne zu verbinden. Neben klassischen Märschen, Polkas und anderen Blasia-typischen Stücken trug ihr Medley aus amerikanischen Country-Liedern sicherlich dazu bei, die Laune der Anwesenden anzuheben.
Die perfekte Kombination von gutem Wetter, idyllischer Umgebung mit Blumenbeeten in unmittelbarer Nähe von Vater Rhein und in der Ferne angesiedelter Heimattradition kam dann zum Schluss: Chor, Tanzgruppe und Blasmusik versammelten sich – natürlich nach wie vor in Tracht – auf der riesigen Bühne. Angestimmt wurde "Af deser Ierd" und fast alle sangen mit. Hierbei war es dann relativ einfach herauszufinden, welche Zuschauer keine Sachsen waren: nämlich die, die nicht mitsingen konnten.
Ein sehr gelungener Abschluss für drei Stunden reichhaltiges Programm und für die Landesgruppe Baden-Württemberg eine sehr gute Gelegenheit, ein weiteres Beispiel für gelungene Integration in der breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Traute Habicher


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