13. Januar 2005

Leserecho zum Thema Deportation: Vergessen nicht, vergeben ja

60 Jahre nach der Deportation der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion erinnert die siebenbürgisch-sächsische Mundartautorin Rose Schmidt an die traumatischen Ereignisse, die die Erlebnisgeneration geprägt haben.
Warum werden wir immer wieder an den schrecklichen Tag der Aushebung und die fünfjährige Deportation in die Sowjetunion erinnert? Warum erfasst uns noch nach 60 Jahren ein Trauma, wenn wir daran denken?

Die Erlebnisgeneration wird durch diesen Einschnitt in ihrem Leben ein Leben lang von Alpträumen begleitet. Ein unsagbar tief erfahrener Schmerz, ausgelöst durch die gewaltsame, unmenschliche Trennung von unmündigen Kindern, von alten und kranken Eltern, von Haus und Hof, vom Heimatboden, sitzt in ihren Herzen fest. Die Zwangsdeportierung im eisig kalten Januar 1945, erfasste über 70 000 Deutsche aus Rumänien, Mädchen, Frauen, Jünglinge und Männer, welche zum Wiederaufbau des durch den zweiten Weltkrieg zerstörten Landes, in die Sowjetunion, gebracht wurden.

Das dort erlittene große Leid war für die einzelnen Menschen kaum ertragbar. Es kann heute nicht mehr stillschweigend angenommen und totgeschwiegen werden. Denn es waren Tage des Entsetzens! Die Tränenströme, welche anfangs in der Deportation flossen, versiegten, das Klagen und Jammern verstummte und die meisten ergaben sich in ihr Schicksal. Unzählige Menschen mussten den Kummer- und Hungerstod sterben. Die dort zugebrachten fünf Jahre als Zwangsarbeiter und das erlittene Unrecht und Leid können die Opfer bis heute nicht vergessen. Einzelne Schicksale werden in Erlebnisberichten erzählt, in Büchern über Deportation und Vertreibung festgehalten. „Ich bitte, folgende Erinnerungen als Versöhnungszeichen anzusehen, damit so etwas nie wieder geschieht“. „Nicht anklagend oder abrechnend, sondern mahnend, Toleranz anderen Menschen, anderen Nationen gegenüber fordernd, schreiben wir, damit nie wieder den Menschen durch Menschen ein so großes Leid und Leiden zugefügt wird.“ (aus Rose Schmidt: „Das große Leid“)

Nicht anklagend stehen wir heute da, sondern fordernd. Wir fordern:

a) Eine symbolische Entschädigung, und von Seiten der Regierung als rumäniendeutsche deportierte Zwangsarbeiter öffentlich anerkannt zu werden;

b) Wir befürworten den Entschluss, dass in Berlin ein „Zentrum gegen Vertreibungen und Deportationen“ entstehen soll, als Ort der Erinnerung, der Lehre und Mahnung gegen Vertreibungen und Deportationen in der Welt.

Möge die Gedenkveranstaltung in Ulm am 14. und 15. Januar 2005 dazu beitragen, dass Regierung und Öffentlichkeit die Opfer der Deportierten würdigen und anerkennen.

Rose Schmidt, Althütte

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