23. März 2005

Aktuelle Vorhaben der Landsmannschaft

Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland konsolidiert nicht nur ihre eigenen Strukturen, sondern sieht sich auch in der Verantwortung gegenüber den Kultureinrichtungen in Gundelsheim am Neckar. Zudem soll der bereits seit Jahrzehnten praktizierte europäische Brückenschlag fortgesetzt werden. "Wir sind gewillt, den engen Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen im Rahmen der weltweiten Föderation weiterzuführen", erklärte der Bundesvorsitzende Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr am Anfang der Bundesvorstandssitzung, die am 12. März in der landsmannschaftlichen Begegnungsstätte in München stattfand.
An der Tagung beteiligten sich Bundesvorstandsmitglieder, der Ehrenvorsitzende Dr. Wilhelm Bruckner, seitens des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, Pfarrer Wieland Graef, der Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, Michael Konnerth, der stellvertretende Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland, Elmar Wolff, der Vorsitzende des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Peter Pastior, sowie die aus Siebenbürgen angereisten ständigen Vertreter der Heimatkirche, Dechant Klaus Daniel (Wolkendorf), und des Siebenbürgenforums, Daniel Thellman (Mediasch).

Der Bundesvorstand der siebenbürgischen Landsmannschaft tagte in München. In der Bildmitte Bundesvorsitzender Volker Dürr, rechts davon der stellvertretende Bundesvorsitzende Bernd Fabritius und der Vorsitzende des Sozialwerks, Peter Pastior. Foto: Robert Sonnleitner
Der Bundesvorstand der siebenbürgischen Landsmannschaft tagte in München. In der Bildmitte Bundesvorsitzender Volker Dürr, rechts davon der stellvertretende Bundesvorsitzende Bernd Fabritius und der Vorsitzende des Sozialwerks, Peter Pastior. Foto: Robert Sonnleitner

Der Bundesvorsitzende Volker Dürr berichtete über die aktuelle Lage des Verbandes. Beim 60-jährigen Gedenken an die Deportation der Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion gehe es der Landsmannschaft vor allem um eine „moralische Anerkennung“ und weniger um Unterschriftensammlungen, die nicht erfüllbare Hoffnungen auf Entschädigungen weckten. Der Heimattag 2005 in Dinkelsbühl wird nicht nur dem Gedenken an die Deportation, sondern auch dem Gedanken gewidmet sein, „wie man aus dem gemeinsam Erlebten die Zukunft gestalten kann“. Diesen zeitlichen Bogen verdeutlicht auch das Motto des diesjährigen Heimattages: „Tiefen überstehen, Brücken bauen“. Ebenfalls in Dinkelsbühl werden die Listen der über 30 000 Deportierten ausgelegt, die seit zehn Jahren in Gundelsheim vorliegen, so dass sie im Laufe dieses Jahres ergänzt und in einem „Weißbuch der Deportation“ zusammengeführt werden können. Dies bedeutet ebenso ein Stück Wiedergutmachung wie die zentrale Gedenkveranstaltung, die gemeinsam mit den Donauschwaben und anderen Deutschen Südosteuropas Mitte Januar in Ulm an der Donau ausgerichtet wurde.

Der Bundesvorsitzende dankte den Heimatortsgemeinschaft für die Unterstützung der Siebenbürgische Zeitung. Im Vorjahr hatten sie durch Spendenbeiträge die Rubrik „HOG-Nachrichten“ mitfinanziert und dadurch eine Konsolidierung der Zeitung ermöglicht. Der HOG-Verband soll in diesem Jahr gemeinsam mit der Landsmannschaft neue Mitglieder werben und damit eine größere Leserbasis sichern. Des Weiteren regte Dürr an, dass die Regionalgruppen der Heimatortsgemeinschaften ihre jeweiligen Landschaften, in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim, in Ausstellungen beim Heimattag in Dinkelsbühl vorstellen.

Dem Siebenbürgischen Museums sei es im letzten Jahr gelungen, mit halbierter Mannschaft gute Museumsarbeit zu leisten, führte Volker Dürr weiter aus. Die Eröffnung des neuen Verwaltungsgebäudes mit Museumsdepot am 8. Januar 2005 in Gundelsheim sei von der Landes- und Bundespolitik gut aufgenommen worden. Der Bundesvorstand der Landsmannschaft beschloss, das Konzept eines Museumsausbaus auf Schloss Horneck mit beachtlichen Mitteln zu fördern. Aber auch bei der Erhaltung bzw. dem Wiederaufbau tragbarer Strukturen des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates gilt es „Durchhaltekraft“ zu zeigen, nachdem das Patenland Nordrhein-Westfalen Ende letzten Jahres die institutionelle Förderung eingestellt hat. „Wir sind gefordert etwas zu tun“, betonte Volker Dürr. In diesem Sinne beschloss der Bundesvorstand der Landsmannschaft, sich in der Zusammenarbeit zwischen dem Kulturrat in Gundelsheim und dem Friedrich-Teutsch-Haus in Hermannstadt zu engagieren.

Hoffnungen nach dem Führungswechsel in Bukarest

Die Evangelische Landeskirche A.B. in Rumänien werde zurzeit sehr stark von der Rückgabe der im Kommunismus enteigneten Eigentümer bewegt, berichtete Klaus Daniel, Dechant des Kronstädter Kirchenbezirks. „Wir haben viele Enttäuschungen erlebt, konnten aber in der Honterusgemeinde in Kronstadt und anderen Kirchengemeinden mehrere Gebäude zurückerhalten.“ Man hoffe nun, dass die neue Regierung einiges zum Positiven bewegen werde. So wurde die Evangelische Kirche gebeten, Verbessungsvorschläge für das Restitutionsgesetz einzubringen, das demnächst novelliert werden soll.

Das Häuserrückgabegesetz werde neuerdings beschleunigt angewendet, sagte der Mediascher Bürgermeister Daniel Thellmann. Die deutsche Minderheit in Siebenbürgen habe beim Regierungswechsel im Dezember 2004 in Rumänien eine wichtige Rolle und, quasi als „Zünglein an der Waage“, mehrheitlich für die Allianz D.A. gestimmt, die derzeit die Regierung stellt. Die neue Führung in Bukarest sei allerdings nicht sehr stabil und stehe unter großem Druck: Einerseits wolle man die EU-Integration vorantreiben, andererseits den Reformstau der früheren Regierung überwinden. Beides fordere hohe soziale Opfer seitens der Bevölkerung. Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien habe einen Generationswechsel vollzogen, führte Thellmann weiter aus. Im Lichte des geplanten EU-Beitritts von Rumänien werde die Zusammenarbeit zwischen Forum und den Landsmannschaften immer wichtiger.

Europäischer Brückenschlag

„Unsere Partnerschaften greifen, da sie seit vielen Jahren von Bürger zu Bürger praktiziert werden“, betonte der Bundesvorsitzende Volker Dürr. Dieser europäische Brückenschlag sei in Rumänien kaum bekannt, und deshalb wurde angeregt, die Rolle und Strukturen der Landsmannschaft verstärkt durch Öffentlichkeitsarbeit in rumänischen Medien bekannt zu machen. Auch Projekte, die Hermannstadt (gemeinsam mit Luxemburg) als europäische Kulturhauptstadt 2007 plant, wolle man gerne unterstützen und mitgestalten.

Im letzten Jahr wurde im Rahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen die Informationsplattform „Internationaler siebenbürgisch-sächsischer Jugendaustausch“ eingerichtet. Über die Internetadresse www.siebenbuerger.de/verband/sjd/jugendaustausch.php wird damit der Austausch, so das Motto der Einrichtung: „Aus siebenbürgischen Familien – in siebenbürgische Familien“ ermöglicht. Die Siebenbürger Sachsen werden aufgefordert, diese preiswerte Möglichkeit intensiver zu nutzen, damit die Jugendlichen sowohl fremde Länder als auch ihre Sprachen, aber auch das siebenbürgische Kulturleben vor Ort kennen lernen können.

Einsatz für Aussiedlerrechte

Keine Neuigkeiten habe die „Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen“ zu vermelden, sagte Bundesrechtsreferent Ernst Bruckner. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe plant für dieses Jahr eine Entscheidung bezüglich der vierzigprozentigen Fremdrentenkürzungen. Wann genau die Klagen behandelt werden, ist angesichts der Überlastung dieser höchsten Gerichtsinstanz Deutschlands noch ungewiss. Die „Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen“ hat inzwischen zwei Gutachten und drei positive Richtervorlagen des Bundessozialgerichts erwirkt.

Immer weniger Aussiedler kommen aus Rumänien nach Deutschland. Das am 1. Januar 2005 in Kraft getretene Zuwanderungsgesetz bringe keine wesentlichen Änderungen für die bereits restriktive Aussiedleraufnahme der Deutschen aus Rumänien mit sich, berichtete der zuständige Bundesrechtsreferent Dr. Johann Schmidt. Besorgnis erregend sei nach wie vor die Situation in Bayern. Erstinstanzliche positive Urteile werden von der Berufungsinstanz sowohl in Ansbach als auch in München regelmäßig zu Lasten der Antragsteller korrigiert.

Kultur- und Medienarbeit im Mittelpunkt

Eine Tagung des Bundesvorstandes mit den Vorsitzenden der Kreisgruppen findet am 29.-30. Oktober 2005 in Schwabach statt. Dazu werden die Kreisvorsitzenden jetzt schon eingeladen. Die Tagung wird abgestimmt mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kirchentag, der vom Hilfskomitee am selben Wochenende und Ort abgehalten wird. Viele gemeinsame Veranstaltungen sollen auch die Möglichkeit der Aussprache zu aktuellen Themen unseres Verbandes und des Hilfskomitees bieten.

Dr. Swantje Volkmann, seit drei Jahren Kulturreferentin für Südosteuropa beim Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm, berichtete über ihre Projekte. Sie ist auch für siebenbürgische Veranstaltungen zuständig, die von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gemäß Paragraph 96 des BVFG gefördert werden. Gerade die kulturelle Breitenarbeit der Siebenbürger Sachsen wurde in den letzten Jahren kaum bezuschusst. Dr. Volkmann zeigte sich offen, künftig mehr siebenbürgische Projekte zu fördern. Der Bundesvorstand beschloss, dass alle landsmannschaftlichen Anträge in Zusammenarbeit mit dem Bundeskulturrefenten Hans-Werner Schuster erstellt und zur Förderung bei Volkmann eingereicht werden.

Bei der elektronischen Erstellung der Siebenbürgischen Zeitung wurden weitere Fortschritte erzielt. Die Mitarbeiter eignen sich fortlaufend technisches Fachwissen an, was zu beachtlichen Einsparungen bei den Druckkosten führte. Seit der Folge 15/2004 wird der Seitenumbruch in der Druckerei Jägerhuber in Starnberg zu hundert Prozent elektronisch erstellt, rund die Hälfte der Seiten werden inzwischen von der Redaktion und Anzeigenabteilung der Siebenbürgischen Zeitung am Bildschirm umbrochen. Die Bundesvorstandsmitglieder bewerteten die Berichterstattung über Siebenbürgen als wichtigen Teil der Zeitung, der auch mit neuen thematischen Schwerpunkten ausgestaltet werden soll.

Die landsmannschaftliche Kommunikationsplattform SiebenbuergeR.de hat sich seit Oktober 2000 als anerkannte deutschsprachige Webseite mit zuverlässigen Informationen und vielfältigen Online-Serviceangeboten rund um siebenbürgische Themen etabliert, erklärte Internetreferent Robert Sonnleitner. Mit zurzeit rund 4 000 Visits (Anwendersitzungen) pro Tag und 750 000 Seitenaufrufen pro Monat wurde die erfolgreiche Internetpräsenz ausgebaut. Die Anzahl der eindeutigen Besucher pro Monat beträgt 50 000.

Des Weiteren billigte der Bundesvorstand den Haushalt 2004 und verabschiedete den Haushaltsplan für das laufende Jahr. Die nächste Bundesvorstandssitzung findet am 5. November 2005 in Neu-Isenburg statt.

Siegbert Bruss

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2005, Leitartikel)

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