12. November 2001

Elke Riffelt-Bernerth stellte in Wiesbaden aus

„Die Ausstellung ist ja Balsam für die Seele.“ Nur ein überschwänglicher Kommentar einer Vernissagebesucherin? Mitnichten, denn die Eröffnung der Ausstellung „Erinnerung und Gegenwart – Bilder aus zwei Welten“ im Haus der Heimat zu Wiesbaden zauberte tatsächlich den Besuchern ein Lächeln aufs Gesicht, in einer Zeit, da man schon glaubte, dies verlernt zu haben. Gut 50 Ölbilder, sieben großformatige Kohlezeichnungen und eine Vitrine mit kunsthandwerklicher Keramik zeigten in Wiesbaden bis Ende Oktober nicht nur das vielseitige Können der siebenbürgischen Künstlerin Elke Riffelt-Bernerth.
Sie sind vielmehr auch Ausdruck einer wechselvollen Lebensgeschichte. Elke Riffelt-Bernerth wurde am 17. August 1939 in Bukarest geboren, wo sie auch Malerei, Plastik und Graphik studierte und danach als Kunstpädagogin sowie als Graphikerin und Buchillustratorin für Verlage tätig war. Seit 1972 in Deutschland lebend, arbeitet sie als Kunsterzieherin an der Geschwister-Scholl-Schule in Mannheim, wo sie Fachvorsitzende für das Fach Bildende Kunst ist, sowie als Kunstpädagogin in der Erwachsenenbildung. Ihre Werke wurden bisher in Einzel- und Gruppenausstellungen in Bukarest, Mannheim, Heidelberg, Salzburg und Dinkelsbühl gezeigt.
Elke Riffelt-Bernerth: Forkeschgasse mit Trompeterturm in Mediasch, Ölbild, 1962.
Elke Riffelt-Bernerth: Forkeschgasse mit Trompeterturm in Mediasch, Ölbild, 1962.

Alfred Herold, Vorsitzender des BdV Hessen, verwies in seiner Begrüßung bei der Vernissage am 22. September denn auch besonders auf den Teil „Erinnerung“ der Ausstellung im Erdgeschoss der Galerie. Eindrucksvolle Architekturansichten mittelalterlicher Städtchen und landestypisches Kunsthandwerk, meist Keramiken, arrangiert zu Stillleben, erzählten von der vielhundertjährigen Geschichte des Fürstentums Siebenbürgen, einer fast vergessenen deutschen Kulturlandschaft, so Herold.
Doch die auf den ersten Blick gedeckt wirkenden Farben der Jugendbilder täuschen nicht über die ursprüngliche Farbigkeit und Lebendigkeit der Bilder und ihrer Motive hinweg. So war es keine Überraschung, dass Stadtrat Wolfgang Herber, der die Grüße von Oberbürgermeister Hildebrand Diehl überbrachte, Herold im Punkt des „Vergessens“ widersprach. Zu wichtig sei, was man von der Geschichte der Deutschen aus Osteuropa lernen könne. Und sowohl die Erfahrungen, die zum Beispiel Jugendliche in der Schule mit ihren in Deutschland geborenen Schulkameraden austauschten, als auch Ausstellungen wie die aktuelle, hielten diesen Fundus an Erfahrung und Wissen offen und zugänglich.
Doch auch die Gegenwart sollte nicht zu kurz kommen. Herber wie auch Herold kamen hier nicht umhin, nach den, bei aller impressionistischer Freude an Licht und Farbe doch auch wehmütigen Bildern aus Siebenbürgen, die heiter-beschwingten Blumenarrangements der Gegenwart zu würdigen. Gisela Krauß, Vorsitzende des Bündnisses für Künstlerinnen, ging bei ihrer fachkundigen Einführung in die Ausstellung dann auch besonders auf diese Bilder ein. Denn hier verbinde sich die Liebe der Malerin zu Licht und Farbe, zum Impressionismus, mit einer früh-expressionistischen Maltechnik, die noch mehr Raum zur Entfaltung von Atmosphäre biete. Nicht das Motiv stehe nämlich im Mittelpunkt, so Gisela Krauß. Dies sei nur der Ausgangspunkt, der Anker in der sichtbar-rationalen Realität. Charakteristisch für die Bilder von Elke Riffelt-Bernerth sei jedoch, dass sie zu zeigen vermögen, was sich in ihren Motiven verberge, was ihre Motive zu mehr als der Summe ihrer Teile mache.
So ergebe sich durch behutsame Abstraktion in Form und Farbe eine gerade emotional beeindruckende und erfüllende, vor allem aber direkte und „un-vermittelte“ Begegnung mit dem Bild, sagte Gisela Krauß. So überwältigend oft, dass man erstaunt zurücktrete und denke „Aber es ist doch ‚nur’ ein Strauß Löwenmäulchen“, wie ein anderer Besucher sagte. Ergänzt werden die Ölbilder durch sieben großformatige Kohlezeichnungen, die „Menschen im Alltag“ zeigen. Dies sind spontane Zeichnungen, die in wenigen Linien alltägliche Beschäftigungen wie die des Wollespinnens oder des Brotbackens zeigen. Sparsame Schraffuren deuten Licht und Schatten an. Die ebenfalls ausgestellte Keramik, hergestellt im Hörgrenzhausen, schmückt jedoch nicht die Westerwälder Motivik ihres Entstehungsortes, sondern die traditionellen siebenbürgischen Muster von Akazienblatt, Schachbrett, Tulpe, Sonnenblume, oder Elster. Ebenso vielfältig wie ihr Dekor sind auch die vewendeten Techniken. Ritz,- Pinsel- oder Kniebistechnik finden sich jedoch nicht nur einzeln auf verschiedenen Stücken. Vielmehr ist es oft ihre gelungene Kombination, die einem Krug oder Teller seinen besonderen Reiz verleiht.

K. I.


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2001, Seite 7)

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