24. November 2001

Kulturzentrum in Gundelsheim als Einheit erhalten

Die große Sorge um die Verlagerung des Siebenbürgischen Museums nach Ulm durch den derzeitigen finanziellen Träger, den Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, dominierte die Sitzungen sowohl des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats als des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim, die am 10. November in Gundelsheim am Neckar stattfanden. Die siebenbürgischen Vereine sprachen sich für den Erhalt des Kulturzentrums als Einheit aus. Die Stelle des Museumsdirektors in Gundelsheim ist neu zu besetzen.
In der Sitzung des Trägervereins Siebenbürgisches Museum bestand Ministerialrat Dr. Jürgen Martens als Vertreter des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM) zum wiederholten Mal auf der Verlagerung des Museums nach Ulm. Das Hauptargument war weiterhin, dass die Sorge des Bundes für siebenbürgisches Kulturgut einhergehe mit der Sorge um die Besucherzahlen, die ein vom Bund finanziertes Landesmuseum aufweisen müsse.
Teilnehmer des Gespräches über die Zukunft des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim, jeweils von links nach rechts, erste Reihe: Karin Servatius-Speck, Staatssekretär Heribert Rech, Irmgard Sedler, Volker Dürr; zweite Reihe: Christoph Machat, Lothar Oheim, Volker Wollmann; dritte Reihe: Alfred Mrass, Jürgen Martens und Heribert Hellstern.
Um den schon in früheren Sitzungen vorgetragenen Argumenten der geringen Besucherzahlen wie auch des Raummangels gerecht zu werden und um der drohenden Verlegung des Museums zu begegnen, hatte sich der Museumsverein um eine pragmatisch fundierte Zwischenlösung zum Erhalt des Museums in Gundelsheim auf Schloss Horneck bemüht. Architekt Volker Dürr, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Vorsitzender der Föderation der Siebenbürger Sachsen, sowie Irmgard Sedler, Museumswissenschaftlerin und Vorsitzende des Museumsvereins Gundelsheim, hatten ein Fachbüro für Museumsgestaltung und -architektur beauftragt, ein Konzept zur weiteren Optimierung der Museumsarbeit am Standort Gundelsheim zu erarbeiten. Die Zusicherung des Hausherren auf Schloss Horneck, des Hilfsvereins „Johannes Honterus“, und seines Vorsitzenden Dr. Christian Phleps weiteren Raum zur Verfügung zu stellen, war eine entscheidende Voraussetzung dafür.
Dieses Konzept lag nun bei der Sitzung in Gundelsheim vor und wurde nicht nur den Mitgliedsvereinen, sondern auch Vertretern der baden-württembergischen Landes- und Kommunalpolitik vorgestellt: Heribert Rech, Staatssekretär im Innenministerium Baden-Württemberg und Landesbeauftragter für Vertriebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler, Heribert Hellstern, Abteilungsleiter im Innenministerium Baden-Württemberg, Lothar Oheim, Bürgermeister von Gundelsheim.
Bei der sachkundigen Führung durch das Museum (Dr. Volker Wollmann, Irmgard Sedler) sowie durch Bibliothek und Archiv (Gustav Binder) wurden den Gästen nicht nur die Schätze vorgeführt, in den schönen historischen Räumlichkeiten, die sie seit rund 40 Jahren beherbergen, sondern es wurde auch der innere Zusammenhang der Einrichtungen offensichtlich. Deutlich wurde auch die vor dem Konzeptentwurf so wenig ausgelotete und als publikumswirksamer Trumph eingesetzte Einheit von Schloss Horneck mit seiner Geschichte, seinen Sammlungen, und der Schlösserlandschaft des Neckartals, genauso deutlich wie die gewachsene Symbiose zwischen den Kultureinrichtungen und dem Altenheim Siebenbürgen auf Schloss Horneck.
Sehr offen, gut dokumentiert, an der Praxis orientiert und dem Auftrag des Kulturerbes gerecht werdend, auch emotionale Aspekte erklärend, stellte Volker Dürr alle Argumente vor, die eindeutig für den Verbleib des Museums plädierten, jetzt und in der Zukunft, an einem Standort, der topografischer Bezugspunkt der siebenbürgischen Kultur und Geschichte über die Grenzen hinweg geworden ist, integrativ und identitätsstiftend wirkt sowie darüber hinaus dank seiner Einheit eine bedeutende wissenschaftliche Forschungsstelle darstellt.
Sollte trotzdem ein Umzug unumgänglich werden, so fasste der Museumsverein den Beschluss, dass ein Umzug nur geschlossen geschehen dürfe, das heißt für die gesamte Einheit der Einrichtungen des Kulturzentrums. Außerdem solle der Umzug möglichst an einen Ort mit akademischen Einrichtungen verwandter Forschungs- bzw. Lehrschwerpunkten erfolgen, mit denen das Museum und das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv zum gegenseitigen Nutzen zusammenarbeiten können.
Bürgermeister Oheim sicherte seine volle Unterstützung vor allem zur Lösung der räumlichen und Werbeproblematik zu. Für die baden-württembergischen Politiker war die Begegnung und Betrachtung vor Ort sicherlich bestimmend für zukünftige Beschlüsse zum Wohle der guten Sache, die im Sinne der vorherigen Zusicherungen von Ministerpräsident Erwin Teufel und Staatssekretär Heribert Rech erfolgen dürften.
In der Sitzung des Museumsvereins hatte der Vorstand dem Antrag auf Auflösung im gegenseitigen Einverständnis des Arbeitsvertrages von Dr. Volker Wollmann, dem Museumsleiter, zum 15. Dezember 2001 entsprochen, ebenso jenem von Adelheid Schmidt, Verwaltungsangestellte, zum 15. April 2002. Bis zur Neubesetzung der Stelle der Museumsleitung werden die Geschäfte von der Vorsitzenden des Museums, Irmgard Sedler, kommissarisch geführt.

Karin Servatius-Speck

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