27. Januar 2002

Albert Arz von Straussenburg: Meister des Exlibris

Albert Arz von Straussenburg (vor 110 Jahren, am 17. Januar 1892, in Hermannstadt geboren, am 14. August 1968 ebendort gestorben), Dr. jur., Magistratsrat in Hermannstadt, widmete sich außer beruflichen rechtskundlichen Problemen autodidaktisch der Heraldikforschung (Wappenkunde). Zudem gilt er neben Hermann Lani als einer der bedeutendsten siebenbürgischen Meister seiner Generation des Exlibris und schuf als solcher kleine graphische Kunstwerke.
Sein Hauptwerk, die „Beiträge zur siebenbürgische Wappenkunde“, erschien postum 1981. Zudem beschäftigte er sich mit Fragen der Siegelkunde (Sphragistik), der Buchästhetik, der Kalligraphie und Kleingraphik. Zu seinem Werk gehören zahlreiche Exlibris-Entwürfe (Bucheignerzeichen). Albert Arz gilt neben Hermann Lani als einer der bedeutendsten siebenbürgischen Meister seiner Generation des Exlibris. Manchmal sind die Exlibris der beiden Künstler schwer voneinander zu unterscheiden.
Albert Arz von Straussenburg: Exlibris, Abbildung 1
Albert Arz von Straussenburg: Exlibris, Abbildung 1


Arz von Straussenburg bediente sich verschiedener Techniken: Tuschzeichnung, Holzschnitt, Lithographie und Linolschnitt. Der Stil seiner Exlibris ist vorwiegend heraldisch. Wie bekannt hat er nicht „auf Bestellung“ gearbeitet, sondern seine Entwürfe ausschließlich Familienangehörigen, Verwandten und Freunden zu besonderen Anlässen gewidmet. Seine für die Siebenbürgen-Forschung interessanten graphischen Arbeiten wurden mit einer Eintragung in das Künstler-Lexikon Thieme-Becker, 1992, gewürdigt. Das Verzeichnis seiner Exlibris ist gegenwärtig leider nicht vollständig. Im Folgenden einige Beispiele seiner Kunst.
Albert Arz von Straussenburg: Exlibris, Abb. 2
Albert Arz von Straussenburg: Exlibris, Abb. 2


Der Heilige Georg, der Drachentöter, als Symbol für Mut und Widerstand kommt mehrmals als Motiv vor (vergl. Abb. 1). Die Zugehörigkeit zur Familie Arz von Straussenburg wird durch den Vogel Strauß oder durch das Hauszeichen der von Arz, vier weiße Sparren auf schwarzem Grund, markiert (Abb. 2). Familiennamen wie Müller oder Holzträger (hier nicht abgebildet) werden durch eine Mühle bzw. einen Mann, der einen Baumstamm auf dem Rücken trägt, symbolisiert. Außer Bilddarstellungen werden auch Texte (Sinnsprüche) einbezogen (Abb. 2). Besonders beziehungsreich ist übrigens der letzte Entwurf von Albert Arz von Straussenburg (1958). Dem Namen des Eigners „Walter“ ist „walten“ gegenübergestellt. Dem zweiten Vornamen Georg entspricht die St.-Georg-Statue. Diese ist gleichzeitig kennzeichnend für den Wohnort des Eigners (Klausenburg). Passend für die Entstehungszeit des Entwurfs ist der trotzige Spruch: „Allen Gewalten zum Trotz“.
Albert Arz von Straussenburg: Exlibris, Abb. 3
Albert Arz von Straussenburg: Exlibris, Abb. 3


Exlibris gehören zur Buchgeschichte, denn seit Erfindung des Buchdruckes gibt es auch Exlibris. Sie lebten in unterschiedlichen Techniken und Stilrichtungen als Gebrauchsgraphik durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Einen Höhepunkt erlebten sie in der Zeit des Jugendstils. Seit damals sind sie auch ein begehrtes Tausch- und Sammelobjekt. Berühmte Sammlungen umfassen heute viele Tausend Exemplare. Bedeutende Künstler haben sich dieser besonderen Kleingraphik gewidmet: Dürer, Heinrich Vogeler, Otto Ubbelohde, Cocteau, Kubin, Schmidt-Rottluff, Frans Masereel u.a. Exlibris sollen nicht nur den Besitz des Bucheigners anzeigen, sondern auch etwas über seine Persönlichkeit aussagen. Die Aussage wird in ein allegorisches Bild gekleidet und auch sprachlich umgesetzt (z.B. Sinnsprüche). Symbolisch werden manchmal der Name des Besitzers, sein Beruf oder seine Liebhabereien dargestellt. Humor und Sex sind ebenfalls beliebte Themen. Exlibris sind schwarz, weiß oder bunt.
Albert Arz von Straussenburgs künstlerische Beziehung zu Sprache, Schrift, Bild und Buch sowie seine Beschäftigung mit Wappen- und Siegelkunde haben seinen persönlichen Stil des Exlibris, diesen kleinen graphischen Kunstwerken, geprägt.

Walter Roth


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2002, Seite 9)

Bewerten:

2 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.