26. Juli 2004

Hermann Fabini plädiert für moralische Gesundung

Für eine konsequente christlich-moralische Verantwortung jedes Einzelnen hat sich der Architekt Dr. Hermann Fabini in seiner Abschiedsrede im rumänischen Senat ausgesprochen. Bei den Kommunalwahlen am 6. Juni wurde Fabini auf der Liste der National-Liberalen Partei (PNL) in den Stadtrat von Hermannstadt gewählt. Er entschloss sich daraufhin, auf sein Mandat im Senat Rumäniens zu verzichten, um sich vermehrt der Lokalpolitik und seinem Beruf als Architekt und Denkmalpfleger zu widmen. Über 43 Monate war der Siebenbürger Sachse Mitglied des Oberhauses im rumänischen Parlament.
Von grundlegender Bedeutung für den Senat seien das Problem der Werte und die „bestimmenden Fixpunkte der Philosophie“, die die Parlamentarier in Gesetzen erfassen und in Normativakten umsetzen. Prinzipiell seien wir zwar fast alle „gute Christen“, aber weit entfernt „von der konsequent christlichen Handlungsweise, auch die andere Wange hinzuhalten oder unseren ganzen Besitz zu verkaufen und den Armen zu geben“, betonte Fabini. Einen Ansatz zu gleichen Frage biete eine Maxime des deutschen Philosophen der Aufklärung Immanuel Kant. Er kenne zwei Bezugspunkte zur Orientierung unserer Existenz: den gestirnten Himmel über uns und das moralische Gesetz in uns. „Nach Kant ist es imperativ notwendig, dass wir uns in unserem sozialen Verhalten nach der uns innewohnenden Fähigkeit zu unterscheiden, was Gut und Böse ist, orientieren müssen“, führte Fabini aus.

Der russische Schriftsteller Alexander Sinowjew habe den sittlichen Verfall beschrieben, der den Kommunismus begleitet habe. Während sein Schriftstellerkollege Alexander Solschenitzyn, vereinfacht ausgedrückt, davon ausgehe, dass das gute russische Volk von einer „Nomenklatura“, einer kommunistischen Oligarchie, unterdrückt werde, zeichne Sinowjew ein komplexeres Bild: Zwischen Unterdrücker und Unterdrückten bestünde eine Komplizität. „Der Unterdrückte akzeptiert die Erniedrigung seiner menschlichen Existenz, die Verringerung seiner individuellen Würde, und erhält dafür ein sichereres, allerdings manipuliertes Leben, mit weniger Verantwortung, mit einem gesicherten minimalen Lebensstandard.“

Hermann Fabini betonte: „Eine freie demokratische Gesellschaft lebt von der Orientierung eines jeden Mitgliedes der Gesellschaft an moralischen Werten, die, jenseits des täglichen Pragmatismus, nicht abhängig ist von den jeweiligen Umständen, die uns umgeben. Hier liegt der Unterschied zu der kommunistischen Philosophie, in der die Grundwerte relativen Charakter haben und von ihrer parteilichen Nützlichkeit bestimmt werden.“

Der Beitritt Rumäniens in die Europäische Union sei von außerordentlicher Bedeutung, doch könne „das Streben jedes Einzelnen von uns nach moralischer Gesundung nicht an eine außenstehende Institution delegiert werden, sie muss ein ständiges individuelles Anliegen auch der Mitglieder dieses Hohen Hauses bleiben“. Fabini dankte abschließend für „alle Bezeugungen von Freundschaft und Achtung, aber auch für die Stunden intellektueller Freude“, die er im Senat erlebt habe.

S. B.

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.