23. Oktober 2004

Lobbyarbeit für den Transrapid

Wenn jemand mit Ministerpräsidenten korrespondiert, steckt was dahinter. Wenn es sich dabei um eine elegante Technik handelt, die auch noch lärmfrei, umweltfreundlicher als die bekannten Systeme, sehr sicher und kreuzungsfrei ist, weniger Strom verbraucht und wenig Boden benötigt, dann steckt der Siebenbürger Sachse Stefan Hedrich mit seinem Forschungsteam dahinter!
Aufschlussreiche Hintergrundinformationen aus der Geschichte des Transrapid erfuhren die Zuhörer am 30. September im „Haus der Heimat“ bei einem Vortrag von Stefan Heinz Hedrich aus Bad Heilbrunn.


Stefan Hedrich (links), der Referent, mit dem Hausherrn Horst Göbbel. Foto: Doris Hutter
Stefan Hedrich (links), der Referent, mit dem Hausherrn Horst Göbbel. Foto: Doris Hutter

Die Magnetschnellbahn, ein magnetisch schwebendes Verkehrsmittel, kann mit rund 500 Kilometern pro Stunde sehr sicher und berührungsfrei, also lärmfrei fahren. Aber die Vorbehalte in Deutschland sind vielfältig. Wettbewerbsängste bis hin zu skurillen Ängsten, das Magnetfeld könne die männliche Potenz beeinträchtigen, führten dazu, dass die Planungen für den Transrapid über mehrere Legislaturperioden verzögert wurden. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts ließen sich dennoch Verkehrsminister aus mehreren Ländern, der damalige Bundesforschungsminister sowie Bundespräsident Gustav Heinemann und andere prominente Politiker in Deutschland von der Idee und den immensen Vorteilen begeistern. Nach vielen Gesprächen stellte der Forschungsminister Geld für die Transrapid- Forschung des 230-köpfigen Teams aus sechs Nationen um Hedrich zur Verfügung. Das hundertjährige Hauptproblem, nämlich eine praktikable Regelungstechnik für die Magnete zu finden, konnte von diesen 1971 in Größe einer Streichholzschachtel gelöst werden.
In Hedrichs Buch „Die Magnetschnellbahn in der politischen Warteschleife“ kann man die an den Forschungs- und Bauarbeiten beteiligten Firmen und technische Details sowie die politische Geschichte des Transrapid aus der Sicht des Teamchefs und ehemaligen Direktors der Krauss-Maffei AG, die diese Magnetschnellbahn auf den Markt bringen wollte, nachlesen. Aus der Presse erfuhr man, dass die Chinesen mehr Vertrauen in diese deutsche Technik haben als die Deutschen selbst, und die Zuhörer wunderten sich während des Vortrags über die als stiefmütterlich empfundene Behandlung der ansprechenden Idee.
Was am Ende jedoch überwog, war die Erkenntnis, dass unser in Bistritz geborener Landsmann Stefan H. Hedrich einen hervorragenden Beitrag zur Wissenschaft und Technik Deutschlands geleistet hat. Die Siebenbürger Sachsen können stolz sein, dass er als fortschrittlicher Geist, jetzt 85-jährig, unbeirrbar seine guten Gründe für den Bau des Transrapid verteidigt. Die Zukunft wird sicherlich zeigen, dass er Recht hat. Horst Göbbel, der Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen, dankte dem Referenten im Namen der Zuhörer für den „informativen und kurzweiligen Abend“, an dem Stefan Hedrich seine Überzeugung „als angenehmer Erzähler locker und klug herübergebracht hat“.

Doris Hutter


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