22. April 2019
BdV-Jahresempfang in Augsburg: Mit der "Wurzelheimat" kompetent für Europa
Juri Heiser, Vorsitzender des Augsburger Kreisverbandes des Bundes der Vertriebenen (BdV), hatte zum Jahresempfang ins Haus der Begegnung eingeladen. Ein Haus, das sich in Augsburg Russlanddeutsche, Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben teilen und das, wie Heiser bei der Begrüßung sagte, „aus allen Nähten platzt“. Jede Gruppe ist im Eingangsbereich des Hauses jeweils mit einer Pinnwand vertreten, die ihre vielfältigen Aktivitäten dokumentiert.
Das Haus wird von der Stadt Augsburg gefördert, doch wegen der regen Nutzung wird mit Unterstützung der lokalen Landtagsabgeordneten Johannes Hintersberger und Andreas Jäckel gerade auch eine institutionelle Förderung vom Freistaat beantragt. Die Einladung in dieses Haus war also gezielt an die zahlreichen anwesenden Politiker von Stadt, Bezirk und Freistaat gerichtet, die sich vor Ort selbst von den Gegebenheiten überzeugen sollten.
Die Einstimmung in die Thematik kam vom russlanddeutschen Gesangsensemble „Rudemus“, das ein Potpourri von populären Heimatliedern der unterschiedlichen Vertriebenengruppen zum Besten gab. Spätestens beim „Böhmerwald“ sang das Publikum mit. Motto der Veranstaltung war, angesichts der anstehenden Europawahl, die Rolle der Vertriebenengruppen für die Zukunft Europas. Der BdV-Landesvorsitzende Christian Knauer erinnerte eindringlich daran, dass die Vertriebenen als Leidtragende von Krieg und Nationalismus dazu prädestiniert seien, sich zu Europa zu bekennen. Auch so viele Jahre nach Kriegsende sei es die Aufgabe des BdV, Mahner zu sein und dazu beizutragen, dass Flucht und Vertreibung als politische Mittel nicht mehr passieren. Deshalb sei es Aufgabe des BdV, zur Bewahrung der Identität der Vertriebenen beizutragen. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die kulturellen Leistungen der Deutschen im Osten, die Teil der deutschen Kultur seien und nicht vergessen werden dürfen. Auch deshalb sei der Zusammenhalt der Vertriebenenverbände wichtig, denn nur durch gemeinsames Auftreten könne gegen Ungerechtigkeiten wie beispielsweise bei der Rentenberechnung vorgegangen werden. Der Augsburger Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl begrüßte den Nachfragedruck für das Haus der Begegnung, dessen räumliche Enge bei der Veranstaltung offenbar wurde. Er würdigte die Präsenz der Vertriebenen und Aussiedler in der Stadtgesellschaft – nicht nur bei ihren jeweils eigenen Aktivitäten, sondern auch in ihren Berufen oder in der Stadtpolitik. Augsburg sei eine Stadt, die auch geographisch mitten in Europa liegt. Das sei mehr als ein Auftrag, einen Beitrag für dieses Gebilde Europa zu leisten. Die Vertriebenen und Aussiedler trügen ihre Heimat im Herzen und damit einen Teil von Europa, so Gribl, der bekräftigte, dass Krieg, Flucht und Vertreibung keine Instrumente für politisches Gestalten sein können und dürfen, deshalb müsse das „Herz der Vernunft“ das Zusammenleben regeln. Festredner Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Präsident der Paneuropa-Union, wurde, wie er angab, von einem Journalisten als „Handlungsreisender in Sachen Völkerverständigung“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ehre ihn, denn die Völkerverständigung und die europäische Idee seien ihm bereits in die (sudetendeutsche) Wiege gelegt worden. Als Vertreter der zweiten Generation, die bereits hier geboren wurde, erhielt er im Elternhaus eine Prägung der Weltoffenheit und des Antinationalismus. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sei vieles selbstverständlich geworden und auch die europäische Einigung werde von vielen nicht mehr als Errungenschaft gesehen. Franz Josef Strauß, so berichtete er, habe im Gespräch mit Vertriebenen bereits vor Jahren prophezeit, dass die europäische Einigung vernachlässigt werden würde, wenn die Kriegs- und Vertreibungsgeneration nicht mehr da sei. Dieser Moment scheint nun gekommen. Man muss mit Sorge erkennen, dass vielerorts der Nationalismus wieder „sein Haupt erhebt“. Es sei deshalb unerlässlich, die jungen Leute anzusprechen und auf die Errungenschaften eines friedlichen und demokratischen Miteinanders hinzuweisen. Leider seien Krieg und Vertreibung nach wie vor der „Normalzustand“ auf der Welt, deshalb müsse der Frieden erkämpft und dauerhaft bewahrt werden. Posselt warb dringend dafür, die Europawahl als existenziell und nicht als müde Pflichtübung zu betrachten. Europa werde gebraucht für die Durchsetzung unserer Interessen in einer immer gefährlicheren Welt. Es sei ein schützendes Dach gegen Globalisierung und ein Garant für die Bewahrung der Einzelidentitäten der Regionen, auch der Regionen der Vertriebenen. Ein Plädoyer für ein starkes Europa sei keineswegs ein Aufruf zum Zentralismus. Die europäische Idee sei immer föderativ gewesen. Vaclav Havel habe als Schlüsselformel dafür die „Heimat der Heimaten“ genannt. Die kleinräumige Verwurzelung in einer Heimat brauche eine Ergänzung über den Einzelstaat hinaus, denn die aktuellen globalen Probleme wie Terrorismus, Flüchtlinge oder die Gesamtwirtschaft können nur gemeinsam gelöst werden. Mit ihrer „Wurzelheimat“ könnten die Vertriebenen einen Beitrag dazu leisten und ihre Kompetenz für Europa einbringen, unterstrich Bernd Posselt in seiner Festrede. Darüber tauschte man sich danach in gemeinsamer gemütlicher Runde bei dem von den Banater Schwaben zubereiteten reichen Imbiss noch im Haus der Begegnung aus.
Die Einstimmung in die Thematik kam vom russlanddeutschen Gesangsensemble „Rudemus“, das ein Potpourri von populären Heimatliedern der unterschiedlichen Vertriebenengruppen zum Besten gab. Spätestens beim „Böhmerwald“ sang das Publikum mit. Motto der Veranstaltung war, angesichts der anstehenden Europawahl, die Rolle der Vertriebenengruppen für die Zukunft Europas. Der BdV-Landesvorsitzende Christian Knauer erinnerte eindringlich daran, dass die Vertriebenen als Leidtragende von Krieg und Nationalismus dazu prädestiniert seien, sich zu Europa zu bekennen. Auch so viele Jahre nach Kriegsende sei es die Aufgabe des BdV, Mahner zu sein und dazu beizutragen, dass Flucht und Vertreibung als politische Mittel nicht mehr passieren. Deshalb sei es Aufgabe des BdV, zur Bewahrung der Identität der Vertriebenen beizutragen. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die kulturellen Leistungen der Deutschen im Osten, die Teil der deutschen Kultur seien und nicht vergessen werden dürfen. Auch deshalb sei der Zusammenhalt der Vertriebenenverbände wichtig, denn nur durch gemeinsames Auftreten könne gegen Ungerechtigkeiten wie beispielsweise bei der Rentenberechnung vorgegangen werden. Der Augsburger Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl begrüßte den Nachfragedruck für das Haus der Begegnung, dessen räumliche Enge bei der Veranstaltung offenbar wurde. Er würdigte die Präsenz der Vertriebenen und Aussiedler in der Stadtgesellschaft – nicht nur bei ihren jeweils eigenen Aktivitäten, sondern auch in ihren Berufen oder in der Stadtpolitik. Augsburg sei eine Stadt, die auch geographisch mitten in Europa liegt. Das sei mehr als ein Auftrag, einen Beitrag für dieses Gebilde Europa zu leisten. Die Vertriebenen und Aussiedler trügen ihre Heimat im Herzen und damit einen Teil von Europa, so Gribl, der bekräftigte, dass Krieg, Flucht und Vertreibung keine Instrumente für politisches Gestalten sein können und dürfen, deshalb müsse das „Herz der Vernunft“ das Zusammenleben regeln. Festredner Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Präsident der Paneuropa-Union, wurde, wie er angab, von einem Journalisten als „Handlungsreisender in Sachen Völkerverständigung“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ehre ihn, denn die Völkerverständigung und die europäische Idee seien ihm bereits in die (sudetendeutsche) Wiege gelegt worden. Als Vertreter der zweiten Generation, die bereits hier geboren wurde, erhielt er im Elternhaus eine Prägung der Weltoffenheit und des Antinationalismus. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sei vieles selbstverständlich geworden und auch die europäische Einigung werde von vielen nicht mehr als Errungenschaft gesehen. Franz Josef Strauß, so berichtete er, habe im Gespräch mit Vertriebenen bereits vor Jahren prophezeit, dass die europäische Einigung vernachlässigt werden würde, wenn die Kriegs- und Vertreibungsgeneration nicht mehr da sei. Dieser Moment scheint nun gekommen. Man muss mit Sorge erkennen, dass vielerorts der Nationalismus wieder „sein Haupt erhebt“. Es sei deshalb unerlässlich, die jungen Leute anzusprechen und auf die Errungenschaften eines friedlichen und demokratischen Miteinanders hinzuweisen. Leider seien Krieg und Vertreibung nach wie vor der „Normalzustand“ auf der Welt, deshalb müsse der Frieden erkämpft und dauerhaft bewahrt werden. Posselt warb dringend dafür, die Europawahl als existenziell und nicht als müde Pflichtübung zu betrachten. Europa werde gebraucht für die Durchsetzung unserer Interessen in einer immer gefährlicheren Welt. Es sei ein schützendes Dach gegen Globalisierung und ein Garant für die Bewahrung der Einzelidentitäten der Regionen, auch der Regionen der Vertriebenen. Ein Plädoyer für ein starkes Europa sei keineswegs ein Aufruf zum Zentralismus. Die europäische Idee sei immer föderativ gewesen. Vaclav Havel habe als Schlüsselformel dafür die „Heimat der Heimaten“ genannt. Die kleinräumige Verwurzelung in einer Heimat brauche eine Ergänzung über den Einzelstaat hinaus, denn die aktuellen globalen Probleme wie Terrorismus, Flüchtlinge oder die Gesamtwirtschaft können nur gemeinsam gelöst werden. Mit ihrer „Wurzelheimat“ könnten die Vertriebenen einen Beitrag dazu leisten und ihre Kompetenz für Europa einbringen, unterstrich Bernd Posselt in seiner Festrede. Darüber tauschte man sich danach in gemeinsamer gemütlicher Runde bei dem von den Banater Schwaben zubereiteten reichen Imbiss noch im Haus der Begegnung aus.
Halrun Reinholz
Schlagwörter: BdV, Augsburg, Bayern, Vertriebene und Aussiedler
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