15. Juni 2023

AKSL-Jahrestagung: Geschichte des Rechts im Donau-Karpaten-Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit

Der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Heidelberg (AKSL) lädt zu seiner 55. Jahrestagung ein, die vom 21. bis 24. September an der Universität Passau stattfinden wird. Sie wird vom AKSL, dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa an der Universität Oldenburg (BKGE) und der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa e.V. (KGKDS) in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen der Universität Passau sowie der Zweigstelle Passau der Südosteuropa-Gesellschaft e.V. (SOG) veranstaltet. Im Anschluss an die Jahrestagung wird traditionellerweise die Mitgliederversammlung des AKSL stattfinden.
Codex Altemberger (Hermannstadt, 15. Jahrhundert) ...
Codex Altemberger (Hermannstadt, 15. Jahrhundert)
Die Erforschung des Rechts im Donau-Karpaten-Raum kann auf eine lange Tradition zurückblicken, die in Siebenbürgen maßgeblich vom Vorgänger des AKSL, dem 1840-1947 wirkenden Verein für siebenbürgische Landeskunde, begründet wurde. Daran konnte der Arbeitskreis organisatorisch erst 1985 mit der Konstitution der Sektion „Sozialgeschichte, Recht und Wirtschaft“ anknüpfen. Nach der Auflösung der Sektion in ihre drei Bestandteile im Jahr 1987 übernahm Dr. Günther H. Tontsch die Leitung der Sektion Rechtsgeschichte, die er 1997 an Gerald Volkmer weitergab. 2020 wurde der AKSL-Fachbereich Rechts- und Wirtschaftsgeschichte gegründet, der diese Aspekte der Geschichte Siebenbürgens mit Hilfe zeitgemäßer Fragestellungen und Methoden erforscht und seine Ergebnisse in Publikationen, Ausstellungen oder auf Veranstaltungen wie dieser präsentiert.

Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen führten zu einem Einbruch in der rechtshistorischen Erforschung des Donau-Karpaten-Raumes. Erst nach der politischen Wende von 1989 erlebte die rechtsgeschichtliche Forschung, gerade in den zwischen dem Karpatenbogen und der Donau gelegenen Staaten, eine von ideologischem Ballast befreite Renaissance. Der europäische Einigungsprozess beschleunigte die Vernetzung der Forscher in Ost und West. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten haben seit der Jahrtausendwende die rechtshistorische Forschung zum Donau-Karpaten-Raum erweitert und erneuert, insbesondere durch interdisziplinäre und multiperspektivische Ansätze. Aus diesem Grund erscheint es lohnenswert, den Versuch zu unternehmen, eine vorläufige Bilanz der rechtshistorischen Forschung zum Donau-Karpaten-Raum zu ziehen und die Erträge dieser Forschung, die zu einem großen Teil Siebenbürgen betreffen, sowohl Fachkreisen als auch einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Folglich werden die Referate keine Spezialstudien vorstellen, sondern einen Überblick über einen bestimmten Themenbereich vermitteln. Die bereits angesprochene Vernetzung der Forscher in Ost und West erfolgte bislang vor allem im Rahmen größerer Projekte, die insbesondere das 19. und 20. Jahrhundert behandelten. Diese Tagung wird deshalb den Schwerpunkt auf das Spätmittelalter und die Frühe Neuzeit legen, um die in den vergangenen Jahrzehnten in großer Zahl entstandenen Forschungsergebnisse in diesem Bereich zu präsentieren und diese anschließend in einem Tagungsband zu bündeln, mit dem Anspruch, ein grundlegendes Werk vorzulegen. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Zeit zwischen dem Aussterben der Arpaden-Dynastie im Königreich Ungarn (1301) und dem Tod Kaiser Josephs II. aus dem Hause Habsburg-Lothringen (1790). Der geografische Schwerpunkt wird auf dem Gebiet des historischen Königreichs Ungarn und seiner Nebenländer (Siebenbürgen, Kroatien, Slawonien, Banat) sowie auf den Interferenzen mit den benachbarten Großmächten (v.a. Osmanisches Reich, Heiliges Römisches Reich bzw. Habsburgermonarchie) liegen.

Die Veranstaltung wird am Donnerstag, dem 21. September, um 17.00 Uhr beginnen. Nach der Eröffnung der Tagung wird Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gábor Hamza (Budapest) in das Tagungsthema einführen. Am Freitag, dem 22. September, werden innerhalb der Sektion „Ordnungen und Quellen des Rechts“ (9.00-13.00 Uhr) folgende Vorträge gehalten: Prof. Dr. Béla Szabó (Debrecen): Die Entwicklung der Rechtswissenschaft im Ungarn der Frühen Neuzeit; Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Küpper (Regensburg): Die Gerichtsbarkeit in Ungarn im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit; Prof. Dr. Sándor Papp (Szeged): Rechtspluralismus in den osmanischen Provinzen Ungarns; Univ.-Doz. Dr. Adinel C. Dincă (Klausenburg): Rechtskenntnisse und Rechtsquellen der Siebenbürger Sachsen vom 14. bis ins 16. Jahrhundert; Univ.-Doz. Dr. Edit Szegedi (Klausenburg): Rechtskulturen der Siebenbürger Sachsen im 17. und 18. Jahrhundert. Am Nachmittag folgt die Sektion „Straf- und Privatrecht“ (14.00-17.30 Uhr) mit folgenden Referaten: Dr. habil. Katalin Gönczi (Frankfurt am Main): Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Ungarn und Siebenbürgen; Dr. Julia Derzsi (Hermannstadt): Die Gerichtsbarkeit der sächsischen Städte in Siebenbürgen; Dr. habil. Mária Papsonová (Kaschau): Die Rechtsquellen der Zips; Dr. Blanka Szeghyová (Pressburg): The Criminal Justice in the Upper Hungarian Towns in the Late Medi­eval and Early Modern Period. Am Samstag, dem 23. September, wird die Sektion „Öffentliches Recht“ (9.00-13.00 Uhr) mit folgenden Beiträgen tagen: Dr. Szabolcs Varga (Budapest): Das rechtliche Verhältnis Kroatiens und Slawoniens zum Königreich Ungarn; Dr. Sabine Jesner (Universität Graz): Die rechtliche Dimension der Habsburgischen Militärgrenze; Dr. Ioan Drăgan (Klausenburg): Die rechtliche Stellung der Knesen und des (ungarischen) Adels rumänischer Herkunft in den Ländern der ungarischen Krone; Prof. Dr. Emőd Veress (Klausenburg): Staatsrechtliche Strukturen in Siebenbürgen und dessen rechtliches Verhältnis zur ungarischen Krone; Dr. Dr. Gerald Volkmer (Oldenburg): Die rechtliche Stellung Ungarns und Siebenbürgens innerhalb der Habsburgermonarchie und des Osmanischen Reiches. Die letzte Sektion der Tagung, „Kirchenrecht“, sieht am Samstagnachmittag (14.00-17.30 Uhr) folgende Vorträge vor: Dr. habil. András Forgó (Fünfkirchen): Die rechtliche Stellung der römisch-katholischen Kirche in den Ländern der ungarischen Krone; Prof. Dr. Zoltán Csepregi (Budapest): Die rechtliche Stellung der christlichen Kirchen in den osmanischen Provinzen Ungarns; Prof. Dr. Dr. h.c. Karl W. Schwarz (Wien): Reformatorische Kirchenordnung im katholischen Habsburgerreich; Dr. Ulrich A. Wien (Landau): Die lutherische Kirche Siebenbürgens im Spiegel ihrer Kirchenordnungen und Visitationsberichte sowie des Eigen-Landrechts. Im Anschluss folgen ein Kommentar (Prof. Dr. Thomas Wünsch, Passau), eine Abschlussdiskussion und ein gemütlicher Ausklang der Tagung im Café-Restaurant Blaas. Abgerundet wird die Tagung am Sonntag, dem 24. September, mit der Mitgliederversammlung des AKSL (9.00-10.00 Uhr) und einer Führung durch die Passauer Altstadt (10.30-12.30 Uhr).

Tagungsort: Universität Passau, Fakultät für Informatik und Mathematik, Innstraße 33, 94032 Passau, Hörsaal 13 (EG).

Anmeldung: Mitglieder des AKSL werden gebeten, sich in der AKSL-Geschäftsstelle anzumelden: Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V., Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim/N., E-Mail: info[ät]siebenbuergen-institut.de, Telefon: (06269) 4215-0.

Alle anderen Interessenten werden gebeten, sich im BKGE anzumelden: Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Johann-Justus-Weg 147a, 26127 Oldenburg, E-Mail: bkge[ät]bkge.bund.de, Telefon: (0441) 96195-0.

Bitte reservieren Sie Ihre Unterkunft selbständig über die Webseite der Stadt Passau oder über eines der üblichen Online-Portale.

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Schlagwörter: AKSL, Jahrestagung, Ankündigung

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