3. November 2007

Verdienste um Pharmaziegeschichte Siebenbürgens

Durch die Herausgabe seines zweibändigen historisch-biographischen Werkes zur Geschichte der deutschen Apotheken und Apotheker in Siebenbürgen hat sich Guido Fabritius große Ver­dienste um die Dokumentation des deutschen Apothekenwesens in Siebenbürgen erworben. Seine beiden Bände werden als Nachschlagewerk und Quellensammlung nicht nur von siebenbürgisch-sächsischen, rumänischen und ungarischen Pharmaziehistorikern geschätzt und als Dokumentationsquelle verwendet.
Guido Fabritius wurde am 27. Oktober 1907 in Hermannstadt als siebentes Kind und einziger Sohn des Apothekers Robert Guido Fa­bri­tius (1865-1949) geboren. Sein Vater war Besit­zer der „Bären-Apotheke“ am Kleinen Ring in Hermannstadt, heute das Apothekenmuseum dieser Stadt. Der Großvater väterlicherseits, Karl Josef Fabritius, war Pfarrer und Historiker sowie Reichstagsabgeordneter im ungarischen Parlament und Mitglied der ungarischen Aka­demie der Wissenschaften. Nach dem Abitur, das Fabritius an der Brukenthalschule ablegte, folgte eine zweijährige Praktikantenzeit in der Apotheke in Săliște, in deren Folge er Pharma­zie an der Universität in Klausenburg studierte und sein Fachwissen im Studienjahr 1932/33 an der Universität in Berlin vervollständigte. Nach Hermannstadt zurückgekehrt, trat er hier als angestellter Apotheker in die väterliche Bären-Apotheke ein, die er 1936 auf eigenen Namen vertragsmäßig vom Vater übernahm.

Der Apotheker und Forscher Guido Fabritius. ...
Der Apotheker und Forscher Guido Fabritius.
Im Herbst 1936 war G. Fabritius Mitbegrün­der des „Vereins deutscher Apotheker in Rumä­nien“; er hat auch an der Herausgabe der „Apo­theker-Mitteilungen“, die ab 1937 als Beilage in der „Medizinischen Zeitschrift“ in Hermannstadt erschienen sind, aktiv mitgewirkt. Weiterhin gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der 1937 entstandenen „Apothekersektion“ des Sie­benbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt.

Von 1939 bis 1942 leistete Fabritius zeitweise Militärdienst im rumänischen und von 1943 bis 1945 im deutschen Heer. Nach Kriegsende folgte die Zeit der Gefangenschaft. Ab 1946 konnte er seinen Beruf als Mitarbeiter in Bonner Apo­theken wieder ausüben. 1952 pachtete Fabritius die Sonnen-Apotheke in Bonn, die er 1968 als Eigentümer erwarb. 1984 verpachtete er seine Apotheke, ging in den Ruhestand und übersiedelte von Bonn nach Drabenderhöhe. Im Dezem­ber 1995 übersiedelte er hier in das Altenheim Siebenbürgen, wo er am 19. August 1998 starb.

Bereits kurz nach der Gründung des Arbeits­kreises für Siebenbürgische Landeskunde (Ja­nuar 1962) wurde G. Fabritius im April 1962 Mitglied dieses Vereins. Als im Herbst 1975, während der Jahrestagung des Arbeitskreises die Gründung der Sektion Naturwissenschaften dieses Vereins erfolgte, gehörte Fabritius von Anfang an dazu. In das Arbeitsprogramm der Sektion wurde 1979 neben anderen Themen die Dokumentation und Veröffentlichung von Bio­graphien bedeutender siebenbürgisch-sächsischer Naturwissenschaftler, Ärzte, Apotheker, Forst- und Landwirte sowie die Abfassung der Geschichte dieser Fachberei­che aufgenommen. Diesem Aufruf folgend, hat sich Fabritius ab 1980 intensiv der Quellensuche und Dokumenta­tion der Geschichte des Apothekenwesens sowie dem Leben und Wirken deutscher Apotheker in Siebenbürgen und in den rumänischen Fürsten­tümern gewidmet. In drei Rundschreiben konnte er über 80 deutsche Apotheker und deren Anverwandte in Deutschland und Österreich ermitteln und erbat sich in einer Fragebogenaktion die notwendigen Daten und Unterlagen zur Durchführung seines Vorhabens.

Als Ergebnis dieser vieljährigen und opfervollen Bemühungen konnte Fabritius 1986 seinen ersten Band „Beiträge zur Geschichte der deutschen Apotheken und Apotheker in Sieben­bürgen“, unter Mitarbeit seiner Berufskollegen Dr. H. Folberth, F. A. Salmen, J. Bordon und G. Graef, im Deutschen Apothekerverlag in Stutt­gart herausgeben. In diesem Band hat er die Geschichte zahlreicher deutscher Apotheken in Siebenbürgen nach Verwaltungsgebieten zusam­mengefasst und beschrieben. Sein zweiter Band, „Verdienstvolle deutsche Apotheker aus Sieben­bürgen“, erschien im gleichen Verlag 1989. Hier veröffentlichte er die Biographien von 36 deutschen Apothekern mit ihren Veröffentlichungen, die in Siebenbürgen ab 1672 erfolgreich tätig waren. Der dritte Band, „Deutsche Apotheker in den rumänischen Fürstentümern“, blieb leider unabgeschlossen. Über bestimmte Kapitel der Pharmaziegeschichte Siebenbürgens, wie beispielsweise über „Die deutschen Apotheken und Apotheker Siebenbürgens in der Zwischen­kriegszeit“ oder über „Die Enteignung der deutschen Apotheken im April 1949 in Siebenbür­gen“, hat Fabritius wiederholt auf Ta­gungen der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde referiert. Das jahrelange Sammeln führte auch zur Zusam­menstellung einer umfangreichen pharmazeutischen Bibliographie Siebenbürgens von 1 300 Titeln, die bedauerlicherweise unveröffentlicht geblieben sind. Seine Verdienste um die Phar­maziegeschichte Siebenbürgens anerkennend, wurde Guido Fabritius 1993 als Ehrenmitglied in den rumänischen Apothekerverband aufgenommen.

Dr. Heinz Heltmann

Schlagwörter: Naturwissenschaften, Apotheker, Hermannstadt

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