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22. November 2010

Kulturspiegel

Schlesaks Enthüllungen über Oskar Pastior lösen Kontroverse aus

Hat der 2006 verstorbene Dichter und Büchner-Preisträger Oskar Pastior durch seine Securitate-Mitarbeit „historische Schuld“ auf sich geladen? Das behauptet der siebenbürgische Schriftsteller Dieter Schlesak, nachdem er Einsicht genommen hat in seine Securitate-Akte und darin Spitzelberichte von IM „Stein Otto“ fand. Mit den neuen Vorwürfen gegen ihren langjährigen Freund konfrontiert, äußerte sich die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller „entsetzt“. Zur aktuellen Medienberichterstattung über Pastiors Geheimdienst-Tätigkeit liefern rumäniendeutsche Literaten kontroverse Beiträge. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 3 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 22.11.2010, 11:08 Uhr:
    Eine nüchterne und gute, da vorsichtige, Darstellung der momentanen Situation.
  • Schreiber

    2Schreiber schrieb am 23.11.2010, 00:47 Uhr:
    ausgewiesen als Securitateforscher ist von den genannten eigentlich nur Sienerth, der die Anschuldigungen gegen Pastior als "noch nicht bewiesen" einstuft.

    In dem Belastungszitat aus dem Bericht Pastiors [dass sich Schlesak „mit den formalen Tendenzen dieser (westdeutschen) ‚modernen Poesie‘“ identifiziere; dessen Gedichte seien „hermetisch, kalt und unfähig“] lese ich hauptsächlich Literaturkritik heraus, wie sie heutzutage in jeder Zeitung oder in jedem Literaturbericht deutlicher und pointierter ausfallen würde (im Vergleich mit einigen Aussagen Reich-Ranickis über Kollegen lesen sich Pastiors Bewertungen geradezu lieb). Den Hoprich-Selbstmord gleich mit in die Anschuldigung zu packen entlarvt den Unseriösen. Zurückrudern hilft da wenig.

    Den Geschmack der späten Kollegenschelte behält es vorerst.
  • bankban

    3bankban schrieb am 23.11.2010, 14:55 Uhr:
    Naja, ich will ja nicht hyperkritisch sein, aber macht das Lesen von einigen Akten aus einem (zugegeben: anerkannten und guten) Literaturwissenschaftler gleich einen "ausgewiesenen Securitateforscher", der doch zuallererst Historiker (also mit den Methoden der Historikerzunft vertraut) sein muss?
    Nur eine Frage...

    Das Belastungszitat würde ich, lieber Schreiber, als so harmlos nicht auffassen. Denn in Zeiten, in welchen das Verfassen von Werken im Geiste des "sozialistischen Realismus" gefordert wurde, war es bestimmt kein Lob, wenn über einen geschrieben wurde, er sei Anhänger der modernen (=bürgerlich-kapitalistischen/eskapistischen usw.) Poesie. Und Begriffe wie "hermetisch, kalt und unfähig" konnte man (auf der Seite der Staatsmacht) geradewegs so lesen, als wolle sich einer bewusst/hermetisch von der komm. Gesellschaft abschließen, sei "kalt" den Problemen der kämpfenden Arbeiterklasse gegenüber und "unfähig" sich mit ihr zu solidarisieren. Zusammenfassend: ja, heute, in einer offenen und pluralistischen Gesellschaft wäre eine solche Beschreibung in einer Zeitung eine normale Rezension. Doch in einem stalinistischen Regime war dies bestimmt kein Empfehlungsschreiben, eher das Gegenteil.

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