27. Juli 2023

PEN Romania bezieht Stellung für Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz, der als „Nazi“ beschimpft wurde

Schlimme Erinnerungen an Zeiten werden geweckt, als es für so manche Rumänen im Kommunismus opportun war, ethnisch Deutsche als Nazi zu beschimpfen, einfach nur aufgrund von persönlichem Frust oder sobald man sich im Nachteil empfand. Aus einem ebensolchen Grund hat sich diese Tage ein Temeswarer Inhaber von Bierstuben und Geschäftsmann dazu befleißigt gefühlt, in den sozialen Netzwerken den Oberbürgermeister Dominic Fritz, der bekanntlich aus dem Schwarzwald stammt, als „lepră de pui nazist“ (Lepra einer Nazigeburt) herabzuwürdigen.
Screenshot des Facebook-Postings von Dominic ...
Screenshot des Facebook-Postings von Dominic Fritz (Ausschnitt)
Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hat das Posting auf Facebook weitere infame Kommentare ausgelöst und Likes auch von hohen Amtsträgern der Landes- und Lokalpolitik erhalten – quer durch die Parteien. Mäßigende Wortmeldungen aus den Parteizentralen gibt es keine.

Nun melden sich Stimmen aus der Zivilgesellschaft. An prominenter Stelle ist der Vorsitzende der Schriftsteller- und Publizistenvereinigung PEN Romania zu nennen: Radu Vancu appelliert am 25. Juli an bürgerliche Vereinigungen, extremistischem Sprachgebrauch entgegenzutreten. Er ruft zu Solidarität auf, insbesondere in der Eingrenzung fremdenfeindlicher, chauvinstischer Hetze gegenüber ethnischen und sexuellen Minderheiten. Radu Vancu fordert als Vorsitzender des PEN Romania: „Wir müssen die Freiheit des Denkens und des Wortes gemeinsam verteidigen. Ebenso gemeinsam müssen wir uns für Toleranz und Respekt gegenüber Alterität einsetzen.“ Nur mit diesem Gemeinsinn sieht er eine Chance für ein europäisches Rumänien, für das seit 1989 gekämpft und gearbeitet werde.

Radu Vancu bei einer Lesung. Foto: privat ...
Radu Vancu bei einer Lesung. Foto: privat
PEN Romania sieht die Behörden in der Pflicht, die Demokratie und Bürgerrechte zu schützen. Sie haben im vorgenannten Sinne zügig und effizient tätig zu werden um nicht zuzulassen, dass hassgeladener Diskurs zur Normalität wird. Erinnert wird an vergangene Erfahrungen Rumäniens, in denen staatlich begangene Verbrechen zu Massenverbrechen geführt haben. „Die Sprache des Verbrechens hat Verbrechen zur Folge.“ Sie muss gestoppt werden.

orb

Schlagwörter: Temeswar, Verleumdung

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