2. Juli 2003

Jüngster Footballer in europäischer Spitzenliga

Jüngster Spieler der „National Football League“ (NFL) in Europa ist der 21-jährige Siebenbürger Sachse Christopher Liess. Seine steile Karriere begann während eines Schüleraustauschprogramms in Amerika. In Elkcity in Oklahoma war er fasziniert vom American Football.
Fußball ist ein sehr beliebter Volkssport in Europa und heißt in England „Football“, in Amerika hingegen „Soccer“. In Nordamerika wird mit „Football“ eine ganz andere Sportart bezeichnet, die nach unserem europäischen Verständnis eher dem Rugby ähnelt: Die Spieler sind in Schutzanzüge mit Helmen und Gesichtsschutz verpackt, die Tore stehen in luftiger Höhe.

Um den American Football Sportart auch auf dem alten Kontinent bekannter zu machen, gründeten die Amerikaner die „National Football League“ (NFL) in Europa, in der sechs Mannschaften mit je 50 – 60 Spielern mitmachen, wovon aber nur je sechs Europäer sein dürfen und der Rest Amerikaner. Die sechs Teams kommen aus Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Barcelona, Amsterdam und Glasgow und stellen somit rund 380 aktive Spieler. Der Jüngste von allen ist mit gerade 21 Jahren Christopher Liess, ein Siebenbürger Sachse aus Waldkraiburg.



Christopher wurde am 25. Juni 1982 in Köln geboren. Seine Eltern, Hannelore aus Rosenau und Kurt aus Heldsdorf, siedelten Mitte der 80er Jahre nach Waldkraiburg um, wo Christopher auch zur Schule ging. Seinem Vater, einem Sportlehrer, eiferte er nach. Beim TSV 1860 Mühldorf fing Christopher mit Kunstturnen an und erkämpfte sich zwischen 1989-1993 einige Meistertitel. Beim Heldsdorfer Treffen 1992 durfte Christopher vorturnen. Von 1996 bis 1999 spielte er beim VfL Waldkraiburg Basketball, bevor er 1999 nach Beendigung der elften Klasse des Waldkraiburger Gymnasiums im Rahmen eines Schüleraustauschprogramms für ein Jahr nach Amerika fuhr, um die englische Sprache intensiver zu lernen und um sein Fernweh zu stillen. In Elkcity in Oklahoma war Christopher auf Anhieb vom American Football fasziniert. In der Schule tat er sich relativ leicht, so dass er genügend Zeit für Football-Spiele und Leichtathletik hatte.

Zurück in Bayern legte er 2002 das Abitur am Gymnasium in München-Moosach ab und spielte Football bei den „Munich Cowboys“ in der Bundesliga. Hier entdeckte ihn ein Talentsucher der NFL und lud ihn zu einem Trainingscamp ein. Beim einwöchigen Lager in Frankfurt am Main qualifizierte sich der junge Siebenbürger zusammen mit den besten europäischen Talenten für ein sechswöchiges Trainingscamp in Tampa-Bay, Florida. Hier wurden die europäischen Talente im Februar und März 2003 gesichtet, und kurz danach konnte Christopher einen heiß begehrten Vertrag bei „Rheinfire Düsseldorf“ abschließen. Damit wurde der 20-Jährige der Jüngste von 380 NFL-Spielern. Mit der Rückennummer 9 und als „Wide Receiver“ kämpfte er in fünf Hin- und fünf Rückspielen um die europäische Krone im American Football. Gleich das erste Heimspiel gegen „Amsterdam Admirals“ ging verloren. Aber dann folgte eine Reihe von Erfolgen, so dass „Rheinfire Düsseldorf“ zum Schluss das World-Bowl-Finale gegen die Erzrivalen „Frankfurt Galaxy“ in Glasgow bestreiten konnte. Die Düsseldorfer wurden leider nur Vizemeister. Sein erstes Profijahr im Football hat Christopher somit erfolgreich hinter sich gebracht.

Kämpft in einer rein männlichen Sportart: Christopher Liess.
Kämpft in einer rein männlichen Sportart: Christopher Liess.


Ab Juli spielt der Siebenbürger bei den „Cologne Crocodiles“ in Köln in der Bundesliga und, wenn alles klappt, studiert er ab Herbst Sportjournalismus an der Sporthochschule in Köln. In der nächsten Saison kämpft er dann wieder mit „Rheinfire Düsseldorf“ in der NFL Europe um den europäischen Meistertitel.

Das komplizierte Regelwerk des American Football lässt sich auf einen Kernsatz reduzieren: In vier Versuchen muss eine Mannschaft zehn Yard an Boden gewinnen, um irgendwann das „Ei“ kicken zu können. Mit „Ei“ ist der ovale Ball gemeint, um den es hier geht. Gelingt das nicht, erhält die gegnerische Mannschaft das „Ei“. Jedes Spiel wird zeremoniell von den mittlerweile auch in Europa bekannten „Cheerleaders“ eröffnet. Mit Begriffen wie „First Touch“, „Touch-Down in der Endzone“, „Extrapoint“ oder „Goal-Post“ kommt Christopher sehr gut zurecht. In diesem Jahr findet erstmals eine Weltmeisterschaft der Nationalmannschaften im Football statt, und Christopher ist als NFL-Spieler automatisch dabei. Zeitpunkt und Ort der WM standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Das sportliche Multitalent Christopher Liess hat seinen Weg in einer rein männlichen Sportart gefunden, die auf dem Vormarsch ist auch in Europa. Immerhin jubeln in der „Arena auf Schalke“, wo Rheinfire Düsseldorf seine Heimspiele austrägt, im Schnitt rund 35 000 Fans den Spielern zu.

Herbert Liess

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