16. Januar 2004

Hans Acker: Chronist des Weinlandes Siebenbürgen

Zum 90. Geburtstag des Wein - und Rebenfachmanns Hans Acker. Motto: "...wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen". (Psalm 90, 10)
Der Weinbau bei deutschen Siedlern in Siebenbürgen ist erstmals 1206 urkundlich nachgewiesen, sowohl in Mittel- als auch in Nordsiebenbürgen. Im westsiebenbürgischen Unterwald liegt zwar erst 1514 eine urkundliche Nachricht über den Weinbau im Stuhlsitz Mühlbach vor, doch weisen Gemeinschaftsweinberge, alte Weinlagenamen, Weinbergsgeräte und Sakralbauverzierungen auf eine frühe, in die Einwanderungsperiode fallende Weinbaukultur hin. So nachzulesen in dem von Hans Acker 1991 verfassten Büchlein „Weinland Siebenbürgen“ (Schriften zur Weingeschichte Nr. 108 der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.).



Hans Acker wurde 90
Hans Acker wurde 90
Hans Acker entstammt einem alten Unterwälder Bauerngeschlecht (lückenlos bis 1623 nachweisbar) und ist somit ein Glied dieser achthundertjährigen Weinbaukultur im Karpatenbogen. Er wurde am 30. Dezember 1913 in Hermannstadt geboren, als zweites von drei Kindern des Weinberg-, Rebschul- und Kellereibesitzers Johann Acker aus Kelling und seiner Ehefrau Elisabeth (geborene Schenker) aus Reußmarkt. Nach dem Besuch der Volksschule in Kelling und des Untergymnasiums in Mühlbach erhielt er 1929-32 im Hinblick auf die spätere Übernahme des väterlichen Betriebes eine Fachausbildung an der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Mediasch, 1935/36 vervollständigte er seine Ausbildung in Weinbau und Kellertechnik an der Lehr- und Forschungsanstalt in Geisenheim am Rhein. Nach der Rückkehr in das Familienunternehmen gründete er eine eigene Familie und 1938 eine kleine Weinkellerei in Kronstadt. Es folgten der Kriegseinsatz bis 1945 und schließlich der Verlust des seit Generationen im Familienbesitz befindlichen Betriebes durch Zwangsenteignung. Von 1945 bis 1948 war Acker in Ludwigsburg und Darmstadt interniert.

Nach seiner Tätigkeit als Weingutverwalter in Bad Dürkheim (1949-1953) wandte er sich ausschließlich der Weinwirtschaft zu und wurde 1959 Betriebsleiter und Prokurist der Weingroßkellerei eines Lebensmittelkonzerns im westfälischen Hagen. In diese Zeit fallen zahlreiche ausgedehnte Studien- und Geschäftsreisen in die bedeutendsten Weinbaugebiete Europas und Nordafrikas sowie seine intensive Mitarbeit bei vielen Fachzeitschriften. Auf eigenen Wunsch trat er 1975 in vorzeitigen Ruhestand. Seither betätigt sich Hans Acker auf mehreren Gebieten schriftstellerisch. Neben den vielen Arbeiten im Bereich des Weinbaus sei hier verwiesen auf seine Beiträge zur Chronik „Sächsische Weinbaupioniere“ (1983) mit fünf lesenswerten Artikeln über Michael Ambrosi sen. (1862-1933), Friedrich Caspari (1858-1935), Michael Acker (1861-1932), Stefan Fronius (1876-1953) und Michael Ambrosius jun. (1880-1940) sowie auf das von der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. Wiesbaden (1993) herausgegebene Büchlein „Weinland Siebenbürgen. Achthundert Jahre Weinbaukultur im Karpatenbogen“ (1993) . Dazwischen liegt eine ganze Reihe von Schriften vor allem über siebenbürgische Weinbaugeschichte.

Mit dem Ackerbau hat sich Hans Acker vor allem in den Schriften „Die Gründung und Förderung der siebenbürgisch- sächsischen Ackerbauschulen durch die Nationsuniversität und ihre erste Entwicklung von 1870-1880“ und „Die deutschen Landwirtschaftsschulen in Siebenbürgen“ (Wort und Welt Verlag 1990) auseinandergesetzt. Nicht zuletzt ist Hans Acker auch Genealoge und Heimatforscher. Seine zunächst im Selbstverlag und 1983 als Sonderdruck aus „Deutsches Familienarchiv“, Band 81, bei Verlag Degener & Co (Neustadt/ Aisch) erschienene, mit großer Sachkenntnis weit ausholende und liebevoll gestaltete „ACKER–CHRONIK. Heimatgeschichte eines siebenbürgischen Bauerngeschlechtes“ ist eingebettet in ein Kapitel aus Orts- und Heimatgeschichte des Stuhles und der Marktgemeinde Reußmarkt, „ein zeit- und kulturgeschichtliches Dokument, das weit über die sonst üblichen Familienchroniken hinausgeht“ (H. Hienz, Siebenbürgische Zeitung, August 1983).

Auch sein umfangreiches „Heimatbuch Kelling. Geschichte einer sächsischen Gemeinde im siebenbürgischen Unterwald“, „gewidmet meinen lieben Kellingern und unserer unvergeßlichen Heimatgemeinde“, erschienen im Selbstverlag des Verfassers, stellt ein sachlich fundiertes kulturgeschichtliches Dokument Siebenbürgens dar.

Schließlich veröffentlichte Hans Acker 1988 eine historische Novelle im Frankfurter R. G. Fischer Verlag (Edition Fischer, ISBN 3-88323-796-5) „Der Königsrichter“. Es ist die überlieferte Geschichte des politischen Repräsentanten eines Verwaltungskreises im damals österreichischen Siebenbürgen, des schreibunkundigen Königsrichters Andreas Acker, der 1704 zunächst in die Gewalt der ungarischen Rebellen Rákoczis gerät und danach von den Kaiserlichen erneut verhaftet wird, die ihn unter dem Verdacht des Landesverrats vor ein Kriegsgericht stellen. Doch der standhafte Ehrenmann erhält nach überzeugender Selbstverteidigung seine Freiheit wieder und volle Rehabilitation. Es gelingt auch das Geheimnis um seine rätselhafte Unterschrift zu lüften. Die historische Begebenheit „gewährt zugleich einen Einblick in die schöne Weinlandschaft Siebenbürgens und das in seiner kulturellen Eigenart ausgeprägte Leben der Deutschen im Karpatenbogen“ (Edition Fischer).

Dem hochbetagten Jubilar danken wir für alle erwiesene Liebe und verbinden damit alle erdenklich guten Wünsche für Gesundheit und Wohlergehen sowie die Hoffnung, ihn noch lange in unserer Mitte zu haben.

Prof. Dr. h.c. Dieter Acker

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 20. Januar 2004)

Schlagwörter: Porträt, Weinbau

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