22. April 2024

Kultur und Gemeinschaft für die Zukunft stärken/Ehemaliger Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster engagiert sich auch als 70-Jähriger für die Siebenbürger Sachsen

Hans-Werner Schuster erfüllt am 22. April sein 70. Lebensjahr in Puchheim bei München. In seiner 25-jährigen Tätigkeit als Bundeskulturreferent des Verbands hat er durch viele Initiativen die siebenbürgisch-sächsische Kultur in ihrer Vielfalt und ihrem Reichtum lebendig erhalten. Er ist Autor zahlreicher Publikationen über siebenbürgische Künstler, Mundart, die Russlanddeportation und Geschichte des Verbandes der Siebenbürger Sachsen. Die Verbandsentwicklung hat er konzeptionell und mit viel Gemeinschaftssinn jahrzehntelang mitgestaltet, für seine Verdienste wurde er beim Heimattag 2010 in Dinkelsbühl mit dem Goldenen Ehrenwappen des Verbandes ausgezeichnet. Seit dem 1. Januar 2020 ist er zwar in Rente, engagiert sich aber weiterhin ehrenamtlich für das, was er hauptamtlich mit angestoßen hatte.
Hans-Werner Schuster ...
Hans-Werner Schuster
1954 in Hermannstadt geboren, absolvierte Hans-Werner Schuster 1973 das Brukenthal-Gymnasium und studierte in seiner Heimatstadt Deutsch und Geschichte bis zur Ausreise nach Deutschland (1976). Das Studium der Geschichte Ost- und Südosteuropas, der Kunstgeschichte und Mittelalterlichen Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München beendete er 1986 mit einer Magisterarbeit zum Thema „Die Siebenbürger Sachsen in der Waffen-SS“.

Seine privaten Meilensteine: Hochzeit mit Nora Codreanu (1986), die Geburt der Söhne Alexander (1989) und Konstantin (1992) sowie des Enkels Korbinian (2021).

Beruflich war er zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Geschichte Ost- und Südosteuropas sowie am Ungarn-Institut (1980-1984) schon während des Studiums in München tätig und dann vier Jahre lang (1989-1993) als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Südostdeutschen Kulturwerk (heute IKGS). Den Höhepunkt markieren aber die 25 Jahre als Bundeskulturreferent von Oktober 1994 bis 2019. In dieser Zeit hatte er das Glück, „das zu tun, was ich tun wollte, dabei die vielseitigste, nie eintönig werdende Tätigkeit auszuüben und mit außergewöhnlichen Menschen – sei es durch Können und Wissen, sei es durch Leidenschaft und Engagement – zusammenzuarbeiten“.

Als Autor und Herausgeber hat er sieben Bücher erstellt und veröffentlicht: „Barbes“ (1996), die Bände zur Deportation der Südostdeutschen in die Sowjetunion (1999, 2004), Festschriften zum 50- und 60-jährigen Bestehen des Verbandes (1999 und 2009), „Sachsesch Wält“ (2010), „Lager Lyrik“ (2015). Hinzu kommen Kataloge und Begleitbroschüren zu Ausstellungen, wie z.B. „Drei Künstler aus Siebenbürgen“ (1997), „Burzenland – Künstlerland“ (1997), „Karl Brandsch. Ein siebenbürgischer Landschaftsmaler“ (2000), „Aufbruch ins Ungewisse“ (2014), „Jürgen van Buer: Ein feste Burg …“ (2016), „Michael Lassel: Barockkolloquium“ (2017), „Für die Gemeinschaft einstehen“ (2019). Zudem hat Hans Werner-Schuster fünf Nummern der Kulturreferenz. Infobriefe für Kulturreferenten und Kulturgruppen (1996-1999) sowie fünf Broschüren Arbeitsmaterialien herausgegeben, wobei zwei weitere Broschüren druckreif sind.

Mit diesen Veröffentlichungen setzte er Impulse und Handreichungen für die Kulturarbeit. Ebenso wichtig war ihm, dass sich die siebenbürgisch-sächsische Kulturarbeit in bleibender Form materialisiert, sei es als Zeitungsartikel, sonstiges Druckwerk, Fotos, Audio- oder Videoaufnahmen. Mit den Dokumentationen wollte er aufzeigen, dass es die Siebenbürger Sachsen gibt und dass sie hier sind. Dieser Sichtbarmachung dienten auch die rund 100 Ausstellungen, die der Kulturhistoriker und Kulturreferent in seiner 25-jährigen Tätigkeit gestaltete, von denen etliche als Wanderausstellungen mehrmals in Deutschland, Rumänien, Österreich und Ungarn gezeigt wurden. Zudem erstellte er ­Roll-ups zur Selbstdarstellung Siebenbürgens, der Siebenbürger Sachsen und des Verbandes.

Ihm war dabei bewusst, „dass siebenbürgisch-sächsische Kultur nur im Rahmen der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft bewahrt und weiterentwickelt werden kann“. Mit Blick auf den Gemeinschaftssinn hat Hans-Werner Schuster daher mit Landsleuten und Fachleuten eng zusammengearbeitet und vielseitige Veranstaltungen auf die Beine gestellt, seien es Heimattage, Kulturtage oder Seminare. In Zusammenarbeit mit dem Bundesvorstand und gemeinsam mit Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff (1994-2019) hat er sich auch dafür eingesetzt, Gemeinschaftsbesitz zu erwerben, namentlich die Geschäftsstelle des Verbandes (2000), die auch der Jugend- und Kulturarbeit eine Heimstatt bieten sollte.

Erfolgreich war auch eine weitere Initiative zur Stärkung des Gemeinschaftssinns und des Gemeinschaftsbewusstseins. Zusammen mit Robert Sonnleitner, Günther Melzer und anderen Mitstreitern wurde der Internet-Auftritt www.siebenbuerger.de entwickelt und im September 2000 umgesetzt. „Es wird als Gemeinschaftswerk aller Siebenbürger Sachsen immer weiter ausgebaut und ist heute die umfassendste Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen und zugleich das wirkungsvollste Instrument zum Erhalt siebenbürgisch-sächsischer Kultur, Identität und Gemeinschaft“, betont der Jubilar im Gespräch mit der Siebenbürgischen Zeitung.

Als im neuen Jahrtausend der Bund die Förderung für die Landsmannschaften kräftig zusammengestrichen hatte, waren neue Ideen und Schritte zur finanziellen Sicherung des Verbandes gefragt. Von 2002 bis 2011 bestritt der Kulturreferent seine halbe Arbeitszeit als Mitarbeiter der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ) und setzte sich vor allem für die digitale Umstellung der Arbeitsprozesse ein. „Der Erwerb der Geschäftsstelle und die Umstellung auf Desktop-Publishing haben das finanzielle Überleben des Verbandes, der SbZ und damit auch der siebenbürgisch-sächsischen Kulturarbeit zumindest mittelfristig gesichert“, stellt Hans-Werner Schuster heute im Rückblick fest. „Langfristig dürfte es durch das inzwischen gegründete Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen gesichert werden.“ Von der bayerischen Staatsregierung 2018 angestoßen, hatte er gemeinsam mit der damaligen Bundesvorsitzenden Herta Daniel ein Konzept für die Gründung eines Kulturwerks erarbeitet – seine bedeutendste Tätigkeit kurz vor Eintritt in den Ruhestand.

Ehrenamtlich darf der Rentner nun das mit begleiten, war er seinerzeit hauptberuflich mit angestoßen hat. Seit Gründung des Kulturwerks der Siebenbürger Sachsen im August 2020 ist Hans-Werner Schuster als dessen Stellvertretender Vorsitzender aktiv, Anfang dieses Jahres wurde er in dieses Amt wieder gewählt. „Das Wichtigste, das mit dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen erreicht wurde, ist die deutliche Anhebung der finanziellen Mittel, die ihm die bayerische Regierung zur Förderung siebenbürgisch-sächsischer Kultur alljährlich zur Verfügung stellt“, sagt er. Ebenso wichtig sei die Tatsache, dass dadurch siebenbürgisch-sächsische Kulturarbeit berechenbarer und planbarer geworden sei. Kulturschaffende, Kulturgruppen und sonstige Einrichtungen, die Kulturmaßnahmen planen und Förderung beantragen, gehen nun ein geringeres Risiko ein, leer auszugehen, d.h. umsonst Vorbereitungsarbeit geleistet zu haben. Natürlich hat der ehrenamtliche Vorstand auch organisatorische Aufgaben wahrgenommen, um das Kulturwerk rechtlich, räumlich und personell einzurichten und funktionsfähig zu machen.

Und was macht Hans-Werner, „Schusti“, wie ihn seine Freunde nennen, privat? Es sei eine Illusion zu glauben, dass ein Rentner das tut, was er will und wann er will. „Es gibt immer etwas zu erledigen, und da das Erledigen nicht mehr ganz so flott von der Hand geht, ist man doch dauernd beschäftigt. Nicht zuletzt mit all dem, wozu die Zeit vorher nicht gereicht hat.“ So bringt Hans-Werner Schuster nun Ordnung in seine Sammlungen, insbesondere Fotos und Kunst, kümmert sich um Entschädigungen in und aus Rumänien, ebenso musste das bald 50 Jahre alte Haus generalüberholt werden. „Und kaum war das geschehen, kauften sich mein ältester Sohn und die Schwiegertochter ein 100 Jahre altes Haus. Dort bringe ich zurzeit die gemachten Erfahrungen ein. Das Schönste daran ist aber, dass ich dadurch viel Zeit mit meinem Enkel verbringen kann.“ Korbinians Geburt vor knapp zweieinhalb Jahren sei ein ebenso schönes Erlebnis wie die Zeit, die er nun mit seiner Ehefrau Nora, die vorzeitig in Rente gegangen ist, genießen darf. „Wir gehen in Konzerte und ins Kino, besuchen Museen und Ausstellungen, lernen gemeinsam Spanisch, fahren Ski, halten uns mit Pilates und Spaziergängen fit und versuchen so viel wie möglich von dieser Welt zu sehen.“ Letztes Jahr besuchten sie zu Ostern Israel und Jordanien, bereisten im Sommerurlaub Nordfrankreich und zeigten in den Pfingstferien der Schwiegertochter und dem Enkel Siebenbürgen. Dieses Jahr wird das Ehepaar nach Südafrika reisen.

Wir wünschen Hans-Werner Schuster, auch im Namen aller ehemaligen Kollegen, Gesundheit, viel Schaffensfreude und noch viele glückliche Jahre inmitten seiner Familie.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Hans-Werner Schuster

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