12. August 2004

Siebenbürger in Nürnberg: "Unglaubliche Kraft und Optimismus"

"Ich bin jedesmal beeindruckt. Überall in unserem Land gibt es Depression, unglückliche Gesichter, Veranstaltungen, die leer sind. Aber auf eine Veranstaltung, da kann man sich verlassen: das ist das Sommerfest der Siebenbürger Sachsen in Nürnberg. Von hier geht eine unglaubliche Kraft und Optimismus aus! " So begann Dr. Markus Söder, Landtagsabgeordneter und Generalsekretär der CSU, eines der prominentesten Mitglieder der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen der Landssmannschaft der Siebenbürger Sachsen, sein Grußwort am 18. Juli vor rund zweitausend Siebenbürger Sachsen und deren Freunden auf dem Caritas-Erholungsgelände am Kuhweiher in Nürnberg-Röthenbach.
Wettermäßig günstig "getimet", organisatorisch durch das rotblaue SPS-Team ("Siebenbürgischer Party Service") unter der Leitung von Thomas Miess und Horst Hartig bestens in Szene gesetzt, wurde auch das diesjährige Fest des Zusammenhalts ein Erfolg.

Nach der herzlichen Begrüßung durch die Stellvertretende Kreisvorsitzende Inge Alzner – sie führte übrigens mit viel Anmut durch das variationsreiche Programm - hob der Kreisvorsitzende Horst Göbbel in seinen einleitenden Worten hervor, dass diese Feier keine Selbstverständlichkeit sei. Es gelte, „unseren stark vom Fernsehen und vom Jammern auf hohem Niveau geprägten Alltag zu durchbrechen. Zu durchbrechen mit einem deftigen siebenbürgischen Fest mit wohlklingender beschwingter Musik, mit viel Tanz und Tracht, mit Farbe und Geschmack, mit vielen Kindern und vielen jung gebliebenen Menschen, mit siebenbürgisch-sächsischer Verbundenheit, mit Gemeinschaftssinn, mit lieben Gästen aus dem öffentlichen Leben, mit hunderten Teilnehmern, die mit ihrer Bereitschaft, da zu sein, dem ganzen Treiben die besondere Würze verleihen“. Zugleich appellierte Göbbel, dass es zwar ratsam sei, an unsere Vergangenheit zu erinnern, jedoch lebensnotwendig sei, unsere Zukunft aktiv zu gestalten. In diesem Zusammenhang informierte er über einen Schwerpunkt der Kulturtage der Siebenbürger Sachsen im Herbst in Nürnberg: das Gedenken der Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen im September 1944. Dabei würden die Betrachtung und Bewertung von Vergangenem und dessen Auswirkungen auf unsere Gegenwart und Zukunft den zentralen Platz einnehmen. Das zweite Wochenende im September (10.-12. September) böte bei den zentralen Veranstaltungen hierfür günstige Gelegenheiten. Horst Göbbel sprach eine herzliche Einladung zu den Kulturtagen aus.

Horst Schmidtbauer, Bundestagsabgeordneter der SPD, der auch Grüße vom erkrankten Landtagsabgeordneten Stefan Schuster (SPD) überbrachte, betonte das „Muss, bei Ihnen zu sein“ und die Bedeutung der Unterstützung der kulturellen Arbeit auch in schwierigen Zeiten. Er wolle weiterhin verlässlich an der Seite der Siebenbürger Sachsen stehen. Andrea Loos überbrachte Grüße von der CSU-Stadtratsfraktion und hielt fest, es gäbe wohl kaum ein so fröhliches Fest wie das der Siebenbürger Sachsen. Dr. Markus Söder traf eindeutig die Stimmung der Menschen, als er sagte: „Was wir entscheidend in unserem Land brauchen, das ist Optimismus, das ist Patriotismus und es ist die Kraft, etwas zu verändern. Und so, wie die Siebenbürger Sachsen damals, als sie ihre alte Heimat verlassen haben und die neue Heimat gefunden haben, auch nicht verzagt, sondern sich etwas überlegt haben, wie ich mich da zurechtfinden muss, wie ich mich da einstellen kann auf die neue Situation, und angepackt haben für ein Land und eine Gemeinschaft, das ist es, was wir wieder brauchen in unserem Deutschland. Deswegen kann ich allen nur sagen: Wir brauchen ein Stück weit mehr Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Dann geht es dem Land auch wieder besser.“




Garant für das gute Gelingen des Sommerfestes: Siebenbürgerischer Party Service (SPS) unter der Leitung von Thomas Miess und Horst Hartig. Foto: Roswitha Bartel
Garant für das gute Gelingen des Sommerfestes: Siebenbürgerischer Party Service (SPS) unter der Leitung von Thomas Miess und Horst Hartig. Foto: Roswitha Bartel


Das Fest stand wieder unter einem guten Stern. Viel Freude bereiteten den Anwesenden die Nürnberger Kindertanzgruppe unter der Leitung von Annette Folkendt, die Kindertanzgruppe der Nachbarschaft Herzogenaurach, die Herzogenauracher Jugendtanzgruppe und die Herzogenauracher Tanzgruppe (alle unter kompetenter und sehr engagierter Leitung von Brigitte Krempels), die Tanzgruppe der HOG Alzen, traditionell geleitet von Heidi und Martin Mehburger, sowie die Trachten-Tanzgruppe Nadesch, geleitet von Dieter Altstädter.

Da der letztjährige Malwettbewerb so gut angenommen worden war, gab es auf Initiative von Melitta Zakel für die Jüngsten wieder einen von Dietlinde Eichner geleiteten und von der Fa. Lyra gesponserten Malwettbewerb. Die Jury, zusammengesetzt aus Frida Dugonitsch, Erzieherin, Heike Recker, Kinderpflegerin, und Christina Wagner, Kinderpflegerin, ermittelte folgende Ergebnisse: Kinder Vorschulalter: 1. Preis: Silke Folkendt, 2. Preis: Andrea Cazan, 3. Preis: Daniel Schüller; Kinder im Grundschulalter: 1. Preis: Andreas Morth, 2. Preis: Karline Folkendt, 3. Preis: Sven Hartig; Kinder ab 10 Jahre: 1. Preis: Isabel Eichner, 2. Preis: Corinna Faff, 3. Preis: René Hartig. Die Hauptpreise waren Sach- und Übungsbücher und die Trostpreise für alle anderen Teilnehmer Süßigkeiten. Die Bewirtung der rund 2000 Gäste mit ungemein begehrten Mici oder Baumstriezel, mit Bier oder Limonade, das muss jemand unserem SPS-Team unter Leitung von Thomas Miess und Horst Hartig erst mal nachmachen. Von der stundenlangen exzellenten musikalischen Festbegleitung durch unsere treue Siebenbürgische Blaskapelle Nürnberg unter Hans Welther und Richard Taub und den Tanzeinlagen unserer Kulturformationen ist auch nur Positives zu berichten. Ohne sie würde das Stimmungsfördernde und -tragende, das uns anregt, das uns eng verbindet, das auch unsere siebenbürgisch-sächsische Seele nährt, fehlen. Allen Akteuren, den vielen helfenden Landsleuten, den zahlreichen begeisterten Besuchern des Festes gebührt große Anerkennung.

Das Fest bot – wie alljährlich seit 1992 – ungezählte Möglichkeiten, Vergangenes zu bedenken, Gegenwärtiges einzuordnen, Künftiges zu planen. Auch das Sommerfest 2004 bestärkt uns, auf unserem gemeinschaftsfördernden Weg zu bleiben. Auf ein Neues in 2005!

Horst Göbbel

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 13 vom 10. August 2004, Seite 16)

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.