12. September 2004

Siebenbürgische Forscher tagen in Hermannstadt

Das von der Volkswagen-Stiftung geförderte Projekt Erschließung evangelischer Gemeindearchive in Siebenbürgen wird mit einem internationalen Symposium vom 10. bis 12. Oktober 2004 im Friedrich-Teutsch-Haus, dem Zentralarchiv und zukünftigen Museum der Evangelischen Kirche A.B, in Hermannstadt beendet.
Von 2001 bis 2003 wurden rund 150 Archive aufgelöster evangelischer Kirchengemeinden in das neueingerichtete, ehemalige Waisenhaus Hermannstadts verbracht. Die Archive wurden geordnet, in Findbüchern verzeichnet und ordnungsgemäß gelagert. Im Frühjahr dieses Jahres wurde das Archiv der Öffentlichkeit vorgestellt und für Benutzer geöffnet.

Die Veranstalter des Symposiums sind die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien, das Siebenbürgen-Institut Gundelsheim, die Internationale Sektion der Archive von Kirchen und Religionen im Weltkirchenrat sowie der Lehrstuhl für Ostmitteleuropäische Geschichte der Humboldt-Universität Berlin. Es werden fünfzehn Referenten aus Deutschland, Rumänien, Ungarn und anderen Ländern erwartet, außerdem die Projektinitiatoren und -begleiter, ehemalige Mitarbeiter und Praktikanten sowie weitere Vertreter aller Minderheitenkirchen in Rumänien.

Das Programm sieht vor: Sonntag, den 10. Oktober, eine Tagesexkursion gemeinsam mit den Teilnehmern des Treffens der Südostdeutschen Historischen Kommission in die Provinz der sieben Stühle. Am Montag, um 8:30 Uhr eine Morgenandacht, danach die Begrüßung durch die Veranstalter. Es folgen jeweils fünfundvierzigminütige Vorträge mit anschließender Diskussion. Dr. Helmut Baier von der Internationalen Sektion der Archive von Kirchen und Religionen im Weltkirchenrat, Nürnberg, beginnt mit der Archivpolitik der Europäischen Union, gefolgt von Jan van Haastrecht, Niederlande: Kirchliches Archivrecht in den Niederlanden in Relation zum Staat. Prof. Dr. Bernd Hey vom Landeskirchlichen Archiv Westfalen, Bielefeld Thema lautet: Vom Lesen der Akten zum Verstehen der Landschaft – Annäherung an Siebenbürgen, Dr. Wolfgang Krogel von der Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte in Berlin: Zur Lage von Landeskirchengeschichte und kirchlicher Erinnerungskultur. Um 14 geht es mit Magazin- und Ausstellungsführungen im Zentralarchiv und im Museum weiter. Die Referenten des Nachmittags sind: Prof. Dr. Günter Schödl, Humboldt-Universität Berlin: Nürnberg und das historische Ungarn, Dr. Michael Diefenbacher vom Stadtarchiv Nürnberg: Die Beziehungen Nürnbergs zu Siebenbürgen, Dr. Michael Häussler, Berlin: Archivierung elektronischer Daten. Aufgabe und Herausforderung für Kirchenarchive, Dr. Christa Stache, Evangelisches Zentralarchiv Berlin: Präsentation von Findmitteln im Internet im EZA Berlin, Dr. Raimer Witt, Schleswig: Der ethische Berufkodex der Archivare. Am Dienstag, den 12. Oktober, wird ab 9.00 Uhr weitergetagt: Dr. Herbert Wurster, Passau: Historische Bevölkerungsdatenbank in der Diözese Passau für medizinhistorische Forschungen, Dr. István Szabadi, Ungarische Kirchenarchivvereinigung Budapest: Das Archivgut der protestantischen Gemeinden in Ungarn jenseits der Theiss, Dr. Wolfram G. Theilemann, Evangelisches Zentralarchiv Hermannstadt: Zu Stand von Bewertung und Kassation im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Monica Vlaicu, Evangelisches Zentralarchiv Hermannstadt: Archivalien kirchlicher Provenienz in der Hermannstädter Filiale der Rumänischen Nationalarchive. Die Nachmittagssitzungen beginnen wie am Vortag 14.00 Uhr mit einer historischen Stadtführung. Danach referieren Prof. Dr. Hermann Pitters, Hermannstadt: Zur Entwicklung der Kirchengeschichtsschreibung der Siebenbürger Sachsen, Dr. Gerhard Schullerus, Hermannstadt: Bischof Friedrich Teutsch als Historiker, Prof. Dr. D. Paul Philippi, Hermannstadt: Martin Felmer als Historiker. Abschließend gibt es eine Zusammenfassung der Tagung, eine Bilanzierung der Ergebnisse und ein Schlusswort.

Mit dieser Tagung wird noch einmal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das durch die Schrumpfung der evangelisch-sächsischen Gemeinden akut gefährdete, nunmehr aber dauerhaft gesicherte und für die Forschung zugängliche wertvolle kirchliche Archivgut gelenkt. Das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche will sich als musterhaft kundenorientierte und bestens ausgestattete Einrichtung der Öffentlichkeit in Rumänien und darüber hinaus präsentieren. Die Tagung ist öffentlich und Fachleuten sowie interessierten Laien zugänglich.

G. B.


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