18. November 2025

33. Genealogie-Seminar in Bad Kissingen: Berufe, Bilder, Daten

Vom 10. bis 12. Oktober fand in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen das 33. Arbeitsseminar des Vereins für Genealogie der Siebenbürger Sachsen e. V. (VGSS) statt. Unter dem Motto „Berufe, Bilder, Daten: Aspekte siebenbürgischer Familiengeschichte“ trafen sich zahlreiche Mitarbeiter des seit mittlerweile 17 Jahren bestehenden Genealogie-Projektes, um Erfahrungen auszutauschen, sich über neue Entwicklungen zu informieren, neue Arbeitsmethoden kennenzulernen und informativen Vorträgen beizuwohnen.
Gruppenbild mit Mitarbeitern am Projekt ...
Gruppenbild mit Mitarbeitern am Projekt „Genealogie der Siebenbürger Sachsen“ Foto: Anneliese Vater
Nach der Anreise am Freitag begann der Abend mit der offiziellen Eröffnung der Tagung. Die Teilnehmer stellten sich vor und freuten sich, neue Mitarbeiter des Projektes, die erstmals dabei waren, auch persönlich kennenzulernen. Anschließend führte Dietmar Gärtner mit seinem Vortrag „Einführung in die Seminarthematik“ in das Thema ein. Er stellte auch den aktuellen Stand der Arbeiten sowie die technische Infrastruktur des Projektes vor und zeigte anhand von Diagrammen den Arbeitsablauf der Erfassung, Prüfung und Übertragung von genealogischen Daten und was noch verbessert werden kann, um die Qualität der veröffentlichten Orts-Stammbäume weiter zu erhöhen. Mit „Orts-Stammbaum“ (oder kurz Stammbaum) werden hier die genealogischen Daten von einem ganzen Ort oder mehreren kombinierten Orten bezeichnet.

Der Samstag stand ganz im Zeichen praktischer Arbeit und methodischer Vertiefung. Den Anfang machten Anneliese Vater und Waltraud Gross mit einem kurzen Bericht über den Auftritt des VGSS beim „11. Tag der Genealogie“ im Kulturzentrum Burg Baesweiler, der am 5. Oktober 2025 vom Arbeitskreis Familienforschung im Geschichtsverein Baesweiler veranstaltet worden war. Gemeinsam mit Edeltraud Dabkowski hatten sie die Arbeit unseres Vereins dort erfolgreich präsentiert und vielen Interessierten Rede und Antwort gestanden.

Der nächste Vortrag widmete sich der Integration von Fotos in die genealogische Datenbank – ein Thema, das auf reges Interesse stieß. Jutta Tontsch erläuterte, welche Bilder in die Stammbäume eingebunden werden können, welche Formate und Größen geeignet sind und wie die Dateien sinnvoll benannt werden sollten. Besonders betonte sie die Bedeutung einer korrekten Quellenangabe.
Ein Blick in den Seminarraum während eines ...
Ein Blick in den Seminarraum während eines Vortrags. Foto: Dietmar Gärtner
Am Nachmittag fanden Parallelveranstaltungen statt: Während Jutta Tontsch in der einen Gruppe Übungen zur Foto-Einbindung im Programm Gen_Plus leitete, zeigte Dietmar Gärtner der zweiten Gruppe, wie Bilder und Daten im Programm TNG, das wir auch für die Präsentation im Web verwenden, hochgeladen, erfasst und geprüft werden können.

Derzeit enthalten von den 42 veröffentlichten Stammbäumen, die insgesamt 51 Ortsgenealogien umfassen, nur sieben auch Bilddateien. Umso größer ist die Hoffnung, dass künftig auch weitere Ortsgenealogen ihre Daten mit Fotos anreichern.

In einem anschließenden Vortrag befassten sich beide Referenten mit der Vereinheitlichung historischer Berufsbezeichnungen, um die Recherchierbarkeit genealogischer Daten zu verbessern. Da in den Stammbäumen oft verschiedene Bezeichnungen für denselben Beruf verwendet werden, erschweren diese Varianten statistische Auswertungen. Gemeinsam wurde überlegt, wie sich künftig eine systematische Kategorisierung umsetzen lässt, um Recherchen zu vereinfachen.

Der Abend bot Raum für praktische Übungen sowie eine Diskussionsrunde, moderiert von Bernd Eichhorn – ein lebendiger Erfahrungsaustausch, der das Gemeinschaftsgefühl im Verein weiter stärkte.

Rosita Weigand-Gunesch während ihres Vortrages ...
Rosita Weigand-Gunesch während ihres Vortrages über die Pest in Hahnbach. Foto: Anneliese Vater
Der Sonntag begann mit einem historischen Blick in die Vergangenheit: Rosita Weigand-Gunesch präsentierte ihren Vortrag „Die Pest in Hahnbach. August bis Dezember 1738“. Eindrücklich schilderte sie, wie die Krankheit, die sich über Rattenflöhe und teils auch von Mensch zu Mensch verbreitete, 66 Todesopfer allein in Hahnbach forderte. Vermutlich waren es mehr, da sich auch Flüchtlinge aus Hermannstadt dort aufhielten. Zunächst wurden die Toten in den Hausgärten begraben, später in der „Wenigau“, einer anliegenden Weide. Besonders tragisch waren ganze ausgelöschte Familien.

Es folgte die Rubrik „Kurioses aus den Matrikelbüchern“. Die Familienforscher wurden gebeten, außergewöhnliche oder amüsante Funde aus Kirchenbüchern vorzustellen. Dr. Lieselotte Schiller-Nau berichtete unter anderem von einem Blutbad in Halvelagen aus dem Jahr 1849. Ungarische und armenische Rebellen aus Elisabethstadt fielen in dieses sächsische Dorf ein und erschossen mehrere Dorfbewohner. Diese wurden gemeinsam in einem Massengrab beerdigt. Bei dieser Beisetzung ist sogar eine der Kirchenglocken gesprungen – ein Zeichen, das damals als besonders unheilvoll galt.

Werner Hientz präsentierte das Protokoll einer Verlobung mit Hindernissen aus Baaßen im Jahr 1821. Der junge Martin Zoppelt wollte unbedingt Sara Schuller heiraten – obwohl er sie erst wenige Wochen kannte. Der Pfarrer zweifelte, fragte kritisch nach und warnte Sara vor Martins „Eigensinn“. Doch diese blieb gelassen: „Er wird sich schon bessern“, meinte sie. Schließlich blieb dem Geistlichen nur, das Paar samt seinen Eigenheiten Gott anzuvertrauen.

Jutta Tontsch berichtete über einen Doppelmord in Birthälm: 1895 wurde dort die Witwe Maria Zenn ermordet aufgefunden, ihre Nichte Sophia Werder galt zunächst als flüchtige Täterin. Erst 13 Jahre später entdeckte man Sophias Skelett im Keller desselben Hauses – ebenfalls ermordet. Offenbar hatten die wahren Täter beide Frauen getötet und wollten den Verdacht auf Sophia lenken. Der Fall blieb ungelöst.

Mit einem gemeinsamen Rückblick auf die Tagung und Ausblick auf zukünftige Projekte endete diese Veranstaltung.

Wie jedes Jahr bot das Seminar eine gelungene Mischung aus Fachvorträgen, Praxisübungen und freundschaftlichem Austausch. Man verabschiedete sich in der Hoffnung, sich beim 34. Arbeitsseminar im März 2026 in großer Runde wiederzusehen und sich bis dahin auf den digitalen Kanälen weiterhin rege auszutauschen.

Jutta Tontsch
Dr. Dietmar Gärtner

Online-Bildergalerie:

33. Genealogie-Seminar im Oktober 2025 in Bad Kissingen

Schlagwörter: Genealogie, Seminar, Heiligenhof

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