22. Oktober 2004

Hilfe für Landsleute dringend nötig

Viele Siebenbürger Sachsen im Herkunftsgebiet fallen unter die Armutsgrenze. Das habe seinen Grund auch darin, dass die Hinwendung Rumäniens zur Marktwirtschaft soziale Härten mit sich bringt, die vor allem Rentner und besonders die Kranken, aber auch öfters ganz junge Menschen treffen. „Man darf sie nicht im Stich lassen“, erklärte der Vorsitzende des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Peter Pastior, gegenüber dieser Zeitung. Deshalb will die soziale Einrichtung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland weiter helfen und hofft dabei auf die Solidarität der hier lebenden Landsleute.
Die deutsche Minderheit in Rumänien ist durch den Massenexodus Anfang der neunziger Jahre, durch ein hohes Durchschnittsalter und die allgemeine Teuerung im Karpatenland erheblich geschwächt. Die Fördermittel der öffentlichen Hand, namentlich des Bundesinnenministeriums, nehmen jedoch kontinuierlich ab, selbst die Spendengelder aus dem privaten Bereich sind leider rückläufig. Um so stärker ist der Einsatz des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen in München gefragt. Die Einrichtung setze sich nach wie vor vielfältig im Herkunftsgebiet ein und wolle nach Möglichkeit auch im kommenden Jahr seinen humanitären Aufgaben im gewohnten Umfange nachkommen, betont Pastior.

Bis Ende September 2004 habe das Sozialwerk ein Spendenaufkommen von leider nur 42 000 Euro aus dem privaten Bereich verzeichnet. (In der gleichen Zeitspanne 2002 waren es noch 61 000 Euro.) Dazu kommen der verbandsintern festgelegte Anteil aus den Mitgliedsbeiträgen, der dem Sozialwerk zugeführt wird, und Spenden der Hamburg-Mannheimer-Versicherten. Zusammen ergibt das in den ersten neun Monaten des Jahres 61 000 Euro. Insgesamt liegen die Einnahmen des Sozialwerks von Januar bis Ende September 2004 somit bei knapp 103 000 Euro.

Das ist nicht übermäßig viel angesichts der humanitären Leistungen, die das Sozialwerk in diesem Jahr bereits erbracht hat. Allein für so genannte „Einzelhilfen“ wurde bis September eine wesentlich höhere Summe ausgegeben: etwa 118 000 Euro. Es handelt sich vor allem um Lebensmittelpakete und bescheidene Geldhilfen für besonders bedürftige Landsleute, zudem um Medikamente und sonstige medizinische Hilfen für Schwer- und Schwerstkranke, aber auch um Unterstützung der Altenheime in Siebenbürgen mit Medikamenten und Pflegematerial. „Die Hilfsmaßnahmen dieser Art dürfen kaum reduziert, schon gar nicht gestoppt werden, denn von ihnen hängt in so manchem Fall die nackte Existenz von Menschen ab“, betont Pastior. Das Sozialwerk werde bis Jahresende insgesamt über 4 500 Einzelbetreuungen durchgeführt haben. „Um diese Betreuung im gleichen Umfang auch im kommenden Jahr durchführen zu können, sind wir auf Spenden unserer Landsleute in Deutschland angewiesen“.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Betreuung der Altenheime Siebenbürgen, vor allem jenes in Schweischer, aber auch Kronstadt-Blumenau, Hermannstadt und die Pflegestation in Schäßburg werden ständig unterstützt.

Bekanntlich ist das Sozialwerk auch Mittler von humanitären Hilfen des Bundesministeriums des Innern (BMI) nach Siebenbürgen. Lediglich zum Vergleich mit den vom Sozialwerk aufgewendeten Eigenmitteln sei hier der Zuwendungsbetrag genannt, der bisher in diesem Jahr (Stand: ebenfalls Ende September 2004) als Paket- und Geldhilfen des BMI über diese Einrichtung ins Siedlungsgebiet geflossen ist: gerade mal 28 000 Euro. Es ist also nicht nur so, dass das Sozialwerk einem Mehr an Armut, Verlassenheit und menschlicher Not in Siebenbürgen entgegenzuwirken hat, sondern dass es auch versuchen muss, wenigstens zum Teil die Lücken zu schließen, die sich zunehmend in der Förderung durch die öffentliche Hand auftun. Es ist noch nicht abzusehen, ob die öffentliche Hand diesen Bereich im nächsten Jahr noch unterstützen wird.

Deshalb klopft das Sozialwerk jeden Euro dreimal nach seinem Verwendungszweck ab und hält die anfallenden Verwaltungs- und Nebenkosten sehr gering. So werden Lebensmittelpakete, die an bedürftige Landsleute verteilt werden, in Zusammenarbeit mit der Saxonia-Stiftung in Kronstadt kostengünstig vor Ort gekauft und verpackt.

Damit das Sozialwerk weiter helfen kann, rechnet es nach wie vor mit der Mithilfe der hiesigen Landsleute, die seit vielen Jahren in bewundernswerter Treue zum Herkunftsgebiet und seinen Menschen gerade über diese ihre humanitäre Einrichtung in München ein gerüttelt Maß an Solidarität bewiesen haben. Für Spenden ist der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2004, ein entsprechender Überweisungsträger beigelegt.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2004, Seite 1-2)

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