31. Oktober 2004

Deutsch-Zeplinger bei Gedenkveranstaltungen in Heimatort

Rund 90 Landsleute besuchten vom 17. - 28. August ihren Heimatort Deutsch-Zepling, die eine Hälfte der Gruppe im Bus, die andere mit dem Pkw. Hintergrund bzw. Anlass der Reise (die Fränkische Landeszeitung berichtete) waren die Einweihung des renovierten Friedhofes von Deutsch-Zepling, das Gedenken an die zwangsweise Evakuierung vor 60 Jahren sowie das 120-jährige Bestehen der evangelischen Kirche „Peter und Paul“. Lesen Sie nachfolgend den gekürzten Bericht von Hans-Martin Fleischmann und Helmut Proske.
Am 17. August startete in Dinkelsbühl ein Reisebus mit 48 Landsleuten und einigen Bekannten Richtung Rumänien. In Deutsch-Zepling wurden wir auf die von der Bevölkerung gestellten Quartiere im Ort verteilt. Für einige Tage durften wir eine herzliche Gastfreundschaft genießen.

Am Donnerstag fand vor dem zum Gästehaus umfunktionierten, früheren Pfarrhaus die offizielle Begrüßung mit dem Bürgermeister, dem örtlichen Pfarrer, dem Schuldirektor Ghircau, dem dortigen Kirchenvorstand und interessierten Einwohnern statt. Bürgermeister Harsan hieß alle Gäste im Namen der politischen Gemeinde willkommen und bat sie, die Gemeinde und den ehemaligen Besitz nicht als fremde Gäste, sondern als (frühere) Eigentümer zu betrachten. Er betonte in seiner Ansprache die besonderen Verdienste der Siebenbürger Sachsen und den großen Verlust für Rumänien. Der Wegzug der deutschen Bevölkerung habe eine starke Lücke - menschlich und auch wirtschaftlich - hinterlassen.

HOG-Vorsitzender Johann Schuller stellte in seiner Ansprache klar, dass es sich bei dem Wegzug der deutschen Bevölkerung aus Nordsiebenbürgen 1944 nicht um eine Vertreibung durch die rumänische Bevölkerung gehandelt habe, sondern dass die Deutschen vielmehr durch die Wehrmacht - oft sogar unter Zwang - vor den herannahenden russischen Verbänden evakuiert worden wären. Bürgermeister Harsan gratulierte er zu seiner Wahl zum Bürgermeister und dankte ihm für die Mitarbeit bei der Vorbereitung des Treffens. Ausdrücklich bedankte er sich bei den Mitarbeitern der Rumänienhilfe Markt Nordheim e.V. unter ihrem Vorsitzenden Reinhold Probst für die durchgeführten Arbeiten am Friedhof in Deutsch-Zepling. Gemeindepfarrer Zoran Kezdi freute sich über die große Anzahl der Anwesenden und dankte der Heimatortsgemeinschaft für die gute Kooperation.



Feierlichkeiten an der neuen Gedenkstätte zur Erinnerung an die Evakuierung, Bildmitte von links: Johann Schuller, Pfarrer Hans Schneider, Pfarrer Zoran Kezdi, der orthodoxe Pope Leon Chereches und Reinhold Probst.
Feierlichkeiten an der neuen Gedenkstätte zur Erinnerung an die Evakuierung, Bildmitte von links: Johann Schuller, Pfarrer Hans Schneider, Pfarrer Zoran Kezdi, der orthodoxe Pope Leon Chereches und Reinhold Probst.


Freitag stand eine Fahrt nach Bistritz mit Stadtbesichtigung auf dem Programm. Die erste Station war die mächtige Stadtkirche, in der Stadtpfarrer Krauss einen kurzen Abriss über die Geschichte von Stadt und Kirche bot und auch auf die dramatische bauliche Situation des lange vernachlässigten Bauwerkes hinwies.

Mit der Einweihungsfeier des renovierten Evangelischen Friedhofes von Deutsch-Zepling fand am Samstagvormittag ein Höhepunkt der Reise statt. Der Friedhof, früher ein mit hohem Gras, Disteln und Unkraut überwucherter Platz mit umgestürzten Grabsteinen, erwies sich nun als gepflegter Friedhof mit einem neu angelegten, auf die renovierte zentrale Gruft zuführenden Kiesweg, der zudem zum Schutz vor Weidevieh von einem hohen Zaun umgeben ist. Neben Pfarrer Kezdi nahmen an der Feier Bürgermeister Harsan, der Pope der orthodoxen Gemeinde Leon Chereches, der HOG-Vorsitzende Hans Schuller und Reinhold Probst von der Rumänienhilfe Nordheim e.V. teil. Probst hatte sich bei den Arbeiten am „neuen“ Friedhof mit großem Aufwand an Zeit, Arbeit und Material eingesetzt; dies wurde in den Ansprachen des HOG-Vorsitzenden wie von Pfarrer Kezdi gewürdigt. Schuller, Ehrenbürger der Gemeinde Deutsch-Zepling, dankte der Kirchengemeinde, Pfarrer Rehner, Pfarrer Kezdi sowie Kurator Mathias Göttfert für ihre gute Gemeinschaftsleistung. Innerhalb von vier Jahren war der Friedhof Schritt für Schritt wieder hergerichtet worden. Auch der HOG-Vorstand hatte sich an der Sanierung im Jahre 2001 beteiligt. Ein ganz besonderer Dank galt den vielen Spendern aus Deutschland und Österreich. Am Nachmittag stand eine Kutschfahrt durch Deutsch-Zepling auf dem Programm. Die Gemeinde hatte dazu 13 Pferdegespanne organisiert. Abends fand im Garten des Pfarrhauses ein Grillfest statt.

Am Sonntag fand ein Gedenkgottesdienst statt unter dem Motto „60 Jahre nach der Evakuierung und 120 Jahre Evangelische Kirche in Deutsch-Zepling“, in dessen Verlauf ein von Maria Rohwer verfasster Zeitzeugenbericht über die letzten Stunden in Deutsch-Zepling und den Treck in Richtung Österreich verlesen wurde. In seiner Predigt erinnerte Pfarrer Kezdi an die bedeutenden Leistungen der Zeplinger Vorfahren, die es vor 120 Jahren vermocht hatten, nicht nur die noch heute das Ortsbild prägende evangelische Kirche zu erbauen, sondern unter großen Opfern noch das Gemeindehaus und die Schule zu vollenden. Der Gottesdienst schloss mit einer Abendmahlsfeier unter Mitwirkung von Pfarrer Hans Schneider, ein der Reisegruppe angehörender Landsmann.

Nach dem Gottesdienst wurden alle Teilnehmer in den Festsaal des Gemeindehauses zum Mittagessen und einem kulturellem Programm eingeladen, an dem die Tanzgruppen des Deutschen Forums aus Sächsisch Regen, eine hinreißende Kindertanzgruppe aus dem benachbarten Botsch sowie die Weilauer Zigeunerkapelle mitwirkten. Selbstverständlich waren auch die Honoratioren des Ortes sowie die Gasteltern anwesend. Alle Reiseteilnehmer erhielten von Bürgermeister Harsan eine Urkunde, um deren besondere Verbindung zu ihrem Ort Deutsch-Zepling zu dokumentieren. Namens der HOG dankte Johann Schuller Bürgermeister Harsan für die gute Mitarbeit bei diesem Treffen mit einem Präsent. Weitere Präsente überreichte er Pfarrer Kezdi und Pfarrer Rehner. Für seinen Einsatz bei der Renovierung des Friedhofs händigte Schuller Reinhold Probst eine Dankurkunde aus.

Am Montagmorgen wurden wir von den rumänischen Gasteltern, dem Kirchenvorstand und Bürgermeister Harsan herzlich verabschiedet. Im Rahmen einer Siebenbürgen-Rundfahrt unter der sehr guten Reiseleitung von Ewalt Zweyer wurden u.a. Schäßburg, Birthälm, Kronstadt, Tartlau, Honigberg, Kerz und schließlich Hermannstadt (mit Empfang beim Bischof) besucht. Die Reiseteilnehmer nahmen unauslöschliche Eindrücke mit nach Hause.

Hans-Martin Fleischmann / Helmut Proske


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