Hurghada, Ägypten. Die 14-jährige Eve ist mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester Lisa im Urlaub. In der Hoteldisko lernt Eve die blinde Kleo kennen, deren Verhalten sie zugleich fasziniert und befremdet. Kleo ist nur ein Jahr älter als sie selbst, aber Eve spürt, dass sie ein besonderer Mensch ist, der seine Behinderung sogar im Urlaub, in einer fremden Umgebung mit Bravour meistert. Zudem ist sie trotz des geringen Altersunterschieds sehr viel erwachsener als Eve und begeistert sich für Kultur und Geschichte Ägyptens, denen Eve nicht viel abgewinnen kann.

Nach ein paar Tagen, in denen sich eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen den Mädchen entwickelt und Eve großen Respekt für die blinde Kleo gewonnen hat, ist Kleo plötzlich verschwunden. Es heißt, sie sei abgereist, aber Eve kann sich nicht vorstellen, dass ihre neue Freundin einfach nach Deutschland zurückfährt, ohne sich zu verabschieden. Bei ihren Nachforschungen lernt sie Jojo kennen, der an einer seltsamen Augenkrankheit leidet und etwas zu wissen scheint, das sie zu Kleo führen könnte. Gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche und entdecken dabei einen geheimnisvollen Kellerraum, in dem mysteriöse Akten, Überwachungskameras und andere Dinge lagern, die so gar nicht in das ägyptische Ferienparadies passen wollen. Was hat das alles zu bedeuten? Und welche Rolle spielt die Doppelgängerin Kleos, die ebenfalls blind ist und sich in Ägypten aufhält?

Karin Bruder, die 1960 in Kronstadt geboren wurde und hauptberuflich als Garten- und Landschaftsarchitektin arbeitet, hat ein fesselndes Buch geschrieben, das auf eindrückliche Weise vor Augen führt, wo die Grenzen der modernen Wissenschaft anzusiedeln sind und wie weit Menschen für Ruhm und Achtung zu gehen bereit sind. Nicht nur Jugendliche werden diesen Roman mit angehaltenem Atem lesen.

Doris Roth

Karin Bruder: „Die Erben der Pharaonin“, Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 2004, 300 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 3-8000-5103-6.