24. Januar 2005

Siebenbürger Sachsen erfolgreich im Himalaja

Am 4. Oktober 2004 starteten vier Senioren der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins in den Himalaja nach Nepal zum Trekking in den Sagarmata Nationalpark. Es waren dabei: Dieter Schmidt, Gudrun Schmidt, Inge Bonfert und Erich Bonfert als Tourenleiter. Der Gruppe schloss sich auch die 33-jährige Tochter Andrea Schmidt an.
Neun Monate dauerten Training und Vorbereitung, bis alle im Flugzeug nach Kathmandu waren. Noch ein paar Einkäufe in Kathmandu und, mit einem Tag Verspätung (wegen schlechtem Wetter), flog die Gruppe nach Lukla. Hier warteten schon die Träger für das Gepäck. Zwei Tagesmärsche dauerte die Wanderung im Dhud Kosi Tal bis zu dem Sherpadorf Namche Basar auf 3 450 m. Hier bot sich am nächsten Morgen vor der Kulisse der Kwangde Ri-Gipfel ein großartiges Panorama. In Namche Basar gibt es ein Museum über Sherpa-Kultur, in dem auch Bilder der berühmten Bergsteiger aus der Vergangenheit zu sehen sind.

Siebenbürgische Alpinisten auf dem Vorgipfel des Chukung Ri, von links nach rechts: Dieter Schmidt, Erich und Inge Bonfert.
Siebenbürgische Alpinisten auf dem Vorgipfel des Chukung Ri, von links nach rechts: Dieter Schmidt, Erich und Inge Bonfert.

Jeden Morgen brechen wir ungefähr um sieben Uhr auf und nach einem Marsch von sechs bis sieben Stunden einschließlich Mittagspausen erreichten wir das nächste Quartier. Nach Namche Basar wird man von den Bergriesen Tamserku, Taboche, Ama Dablam begleitet, die alle über 6 000 m hoch sind. Talaufwärts im Hintergrund zeichnen sich die höchsten Berge der Welt ab. Es sind dieses der Mount Everest (8 850 m) und der Lhotse (8 500 m). Der Weg führte uns am Kloster Tengpoche vorbei nach Chukung ins Herz des Himalaja, unter die 3 500 m hohe Lhotse-Wand. Nach dem Kloster Tengpoche hatten wir einen Ruhetag zur besseren Akklimatisation. Die große Höhe machte den meisten zu schaffen. Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Husten und eine allgemeine Mattigkeit sind einige Symptome der Höhenkrankheit. Das Dorf Chukung erreichten wir nach weiteren zwei anstrengenden Tagesreisen, wobei wir abermals tausend Höhenmeter stiegen. Chukung am Fuße der Ama Dablam (6 850 m), ein Berg aus Fels und Eis. In der Nacht hat es 5 cm Neuschnee gegeben. Die Temperaturen sanken auf - 10° C. Am nächsten Morgen war kein Wölkchen zu sehen. Wie ein Kristall leuchtete die Ama Dablam im dunkelblauen Himmel.

Wir hatten vor, den Chukung Ri (5 546 m) zu besteigen. Inge, Dieter, Erich und die zwei Guides begannen um sieben Uhr den Aufstieg. Es ist kein langer und schwieriger Weg, doch die Höhe macht einem zu schaffen, so dass man nach je zwanzig Schritten eine Verschnaufpause einhalten muss. Wir erreichten den Sattel und anschließend den Nebengipfel des Chukung Ri (5 365 m). Das reichte uns. Von hier aus kann man weit talabwärts unseren Weg verfolgen. Zwei Achttausender (Lhotse und Makalu), zwei Siebentausender (Nuptse und Pumo Ri) und viele Sechstausender sind von hier zu sehen. Wir stiegen ab und nach einer Ruhepause an der Herberge wanderten wir weiter bis Dingpoche, wo uns Gudrun und Andrea erwarteten. An den nächsten zwei Tagen stiegen wir über Dugia nach Lobuche (4 930 m) auf. Eine Wanderung in der Nähe führte Gudrun und Andrea bis auf 5 040 m Höhe. Am nächsten Tag mussten sie jedoch wegen anhaltenden Hustens mit Dieter den Abstieg antreten. Inge und Erich gingen am nächsten Tag nach Gorak Shep und bestiegen am selben Tag den Kala Pattar (5 545 m). Hier steht man unmittelbar unter dem Pumo Ri (7 145 m), dem Nuptse (7 879 m) und dem Everest. Die nächsten acht Tage Trekking führten uns über Portse Kumjung zum Kloster Tame und über Namche Basar das Dhud Kosi Tal abwärts zum Chiwang Kloster, wo wir uns alle wieder einfanden, um drei Tage lang die budhistische Mani-Rimdu-Feier beobachten zu können. Auf dem Weg dahin kamen wir durch das Gebiet, das von den Maoisten kontrolliert wird, die eine im Untergrund operierende kommunistische Gruppierung in Nepal ist. Nach einer Zwangsabgabe (Taxe) von 1 000 Rupis bekamen wir „Durchgangsgenehmigung“. Höhepunkt des Festes war der Besuch des bekannten Rimpoche, der ehemalige Lehrer des Dalai Lama in Lhasa, bevor dieser mit Heinrich Harrer aus Tibet vor den Chinesen floh. Der Rimpoche erteilte allen Gläubigen, aber auch uns seinen Segen.

Am dritten Tag des Festes bewunderten wir die Maskentänze, die einen spirituellen Hintergrund haben. Hier endete unser Trekking, das so reich an Höhepunkten war. Wir hatten 17 500 Höhenmeter hoch und runter bewältigt. Von Phaplu flogen wir mit einem Kleinflugzeug zurück nach Kathmandu, wo wir noch zwei Tage Besichtigungen in der kulturträchtigen Umgebung genossen, bevor wir am 2. November nach Deutschland heimflogen. Gar manches verlief nicht planmäßig, erforderte Geduld, großen Energieaufwand, Ausdauer. Doch sagte Inge am Ende: „Wenn alle Schwierigkeiten überstanden sind, da beginnt man zu prallen.“

Erich Bonfert

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