18. November 2005

Karl-Gustav-Reich-Feier in Fürth

Karl Gustav Reich, einer der bekanntesten siebenbürgisch-sächsischen Mundartdichter, wäre heuer 100 Jahre alt geworden. 1905 in Hermannstadt als Sohn des Pfarrers Carl Reich geboren, verbrachte er seine Kindheit auf dem Pfarrhof von Kerz und lernte dort das urwüchsige sächsische Dorfleben kennen und lieben. Den 100. Geburtstag dieses beliebten Mundartdichters und Lehrers feierte am 13. Oktober die Fürther Nachbarschaft im festlich zu diesem Anlass geschmückten Martin-Luther-Heim.
Die Leiterin Rosel Potoradi begrüßte die zahlreich erschienen Gäste und führte in die Veranstaltung wie folgt ein: "Wir wollen heute daran erinnern, wer Karl Gustav Reich war, was er geschrieben und uns hinterlassen hat. Seine gewesenen Schüler, von denen mehrere unter uns sind, haben viele gute Erinnerungen an ihn aus der Schulzeit und späteren Klassentreffen. Aber auch einem breiten Publikum wurde er durch den Vortrag seiner heiteren sächsischen Verse bekannt, in denen er auf humorvolle Art Ereignisse aus dem Volksleben schildert. Er wollte Freude und Frohsinn verbreiten, aber vor allem mithelfen, unsere teure sächsische Mundart zu erhalten, weil in ihr etwas von der Seele unseres Völkchens weiterlebt. Prägend in diesem Sinne waren sicher auch seine Kindheits- und Jugenderlebnisse auf dem Pfarrhof in Kerz, dem Geburtshaus des bedeutenden Mundartdichters Viktor Kästner mit der Inschrift auf der Gedenktafel: ‚Wä, ich sal net sachsesch rieden?' Anlässlich seiner Lesereisen wurden auch viele siebenbürgisch-sächsische Lieder gesungen, die er auf der Gitarre begleitete."

Die Germanistin Katharina Unberath, eine gewesene Schülerin von Karl Gustav Reich, berichtete über bedeutende Lebensabschnitte ihres verehrten Lehrers. Er war nicht nur Lehrer mit seinem Geist und seinem Wissen, sondern mit dem Gemüt und dem Herzen, hob sie in ihrem betont emotionalen Beitrag hervor. Das Unterrichten war für ihn eine Angelegenheit des Herzens und er hat auch durch sein besonders einfühlsames Lehrer-Schüler-Verhältnis einige Generationen von sächsischen Lehrern und Lehrerinnen mitgeprägt.

Aus seinen drei Gedichtbändchen: "Kut, mer lachen int" (Kriterion Verlag Bukarest 1976), "Sachsesch Spaß vu Broos bäs Draas" und "Sachsesch Wält, dä as gefällt", beide in Deutschland erschienen, wurden von Katharina Schuller, Rosel Potoradi, Reinhold Schneider und Michael Orend mehrere heitere Gedichte vorgetragen. Bei dieser Jubiläumsfeier wurden selbstverständlich auch mehrere Lieder in siebenbürgisch-sächsischer Mundart gesungen, zu unserer Freude und gewiss auch im Sinne von Karl Gustav Reich.

Rosel Potoradi

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2005, Seite 17)

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