30. Juni 2011

26. Prudner Treffen: Heimat- und Zusammen­gehörigkeitsgefühl gepflegt

„Wenn uns wirklich etwas stark verbindet, dann ist es das Gefühl der gemeinsamen Heimat Siebenbürgen. Im Kleinen ist es natürlich Pruden, unser Heimatort. Ein Prudner Treffen ist wie ein neuer Lebensquell: Man schöpft aus dem Vergangenen für das Zukünftige.“
Ein bemerkenswertes Fazit beim 26. Prudner Treffen am 28. Mai 2011 im „Palmengarten“ in Nürnberg-Maiach, zu dem Lukas Geddert, Vorsitzender der HOG Pruden und der Regionalgruppe Schäßburg, beizeiten eingeladen hatte. Der Einladung folgte ein großer Schwung begeisterter Prudner und zahlreiche Freunde.

Im Großen Saal begann das Treffen mit einem festlichen Gottesdienst mit Pfarrer Johann Rehner. Zunächst konnte man dem Prudner Glockengeläut und dem Orgelvorspiel von Kurt Gehann lauschen, anschließend wurde nach siebenbürgisch-sächsischer Liturgie gesungen, gebetet, aufmerksam der Predigt gefolgt. Pfarrer Rehner (er stammt aus dem nordsiebenbürgischen Ludwigsdorf und war Pfarrer in Deutsch-Tekes) bezog sich auf den nachfolgenden Sonntag „Rogate“ und stellte die Frage: „Wie kommen wir zur Erkenntnis der Wahrheit?“ Etwa, indem wir beten, denn den Menschen kann man auch durch das Beten definieren. Beten, auch im Sinne des Benedikt von Nursia (ora et labora = bete und arbeite), sei letztlich die Begegnung mit Gott, genau so wie Begegnung mit Gleichgesinnten.
Die Alzner Tanzgruppe erfreute beim Prudner ...
Die Alzner Tanzgruppe erfreute beim Prudner Treffen mit ihrem Können. Foto: Lukas Geddert
Nach dem Mittagessen (das Personal der Gaststätte hat sich insgesamt voll bewährt) eröffnete Lukas Geddert offiziell das Treffen. Er begrüßte als Ehrengäste Ute und Harald Nötzold aus Zwickau, die die Renovierung der Prudner Kirche und einiger Häuser in Pruden vorangetrieben haben und regelmäßig das „Rüstzeitheim Pruden“ mit Leben füllen, Studiendirektor a.D. Horst Göbbel mit Gattin, Lehrer i.R. Helmut Höhr mit Ehefrau, Horst Leutner mit Gattin sowie den Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung, Siegbert Bruss. Nachdem er seinen Dank an Pfarrer Rehner und seine Freude über die Anwesenheit der Landsleute und Prudner Freunde zum Ausdruck ­gebracht hatte, wurde Lukas Geddert geehrt. Seitens des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften überreichte Horst Göbbel ihm die Goldene Ehrennadel als Zeichen der Anerkennung und Dank für die Verdienste um die Heimatortsgemeinschaft Pruden und die Regionalgruppe Schäßburger Raum, für seine ehrenamtliche Arbeit bei der Erstellung des Prudner Heimatbuches. Seine zahlreichen Geschenksendungen an Institutionen in Siebenbürgen, im Bereich des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, der Heimatortsgemeinschaften, der Stadt Dinkelsbühl, der Einrichtungen auf Schloss Horneck, seine Großzügigkeit bei diversen Spendenaktionen und ganz besonders bei der Unterstützung des Freundeskreises Rüstzeitheim „Lutherhaus Pruden“, geleitet von Ute und Harald Nötzold, wurden ebenfalls erwähnt. Nach dem Treffen konnten 2500 Euro für den Erhalt der Kirche überwiesen werden. Die Silbernadel des HOG-Verbandes für langjährige Mitarbeit im Vorstand der HOG-Pruden überreichte Lukas Geddert anschließend Horst Leutner, Andreas Botschner und Georg Zikeli, für den die Tochter die Ehrennadel in Empfang nahm.

Es folgte eine spannende Rede von Helmut Höhr über ein uns nahe stehendes Thema „großer emotionaler Tragweite“, nämlich zum Begriff, zum Gefühl, zur Bedeutung von „Heimat“. Die alten Fragen „Was ist Heimat?” bzw. „Wie viel Heimat braucht ein Mensch?“ ging Helmut Höhr von verschiedenen Seiten an, persönliches Erleben ausbreitend, aus Liedern zitierend („Nach der Heimat möchte ich wieder / nach dem teuren Vaterort, wo man singt die frohen Lieder, Wo man spricht ein trautes Wort“) und bekennend, seine Erfahrungen über den Begriff Heimat habe er mit neuen Inhalten bereichern können. „Heimat“, meinte er, „ist ein Ort, den man liebt, schön findet und mit dem man sich verbunden fühlt. Die Bezeichnung Heimat gibt es nur in der deutschen Sprache ... Wir Siebenbürger Sachsen hatten drei Begriffe: unser Vaterland war Rumänien, dem gegenüber wir ehrlich und treu unsere Pflichten erfüllten, unser Mutterland Deutschland, zu dem unsere kulturellen Beziehungen nie abbrachen, schließlich war unsere schöne und liebe Heimat Siebenbürgen, das ‚Land des Segens, der Fülle und der Kraft‘.“ Konzentriert hielt Helmut Höhr fest: „Für uns Siebenbürger Sachsen, die wir eine Heimat verlassen haben, hat der Heimatbegriff drei Komponenten: die äußere Heimat, die Umgebung und ihre Menschen, die darin leben, die innere Heimat, darunter versteht man das Heimatgefühl, dazu gehören Familie, Freunde, Sprache, Glaube, Sitten und Bräuche, und die Geborgenheit, die die äußere und die innere Heimat verbindet.“

Schließlich räumte Helmut Höhr mit einer weit verbreiteten Annahme auf, wenn er zusammenfassend feststellte: „Heimat ist kein Geschenk, die Heimat muss man sich erwerben, Anteil nehmen am alltäglichen Leben … Unsere Heimatortstreffen sind auch der Ausdruck des Heimatgefühls, des Gefühls der Zusammengehörigkeit ... Jeder braucht eine Heimat, sie ist für uns Menschen so notwendig wie die Luft zum Atmen. Uns Siebenbürger Sachsen ist es in die Wiege gelegt worden, auch die neue Heimat zu lieben, sie zu pflegen, dass sie uns immer lieber und schöner wird und erhalten bleibt. Die Erinnerungen an die alte Heimat, an Pruden etwa, mit seinen so schönen Tälern, Bergen und Wäldern, die Große Kokel, darin wir beim Baden immer unseren großen Spaß hatten, und die Erinnerung an den feierlichen Klang der Glocken der Prudner Kirche bleiben auch weiter bestehen.“

Anschließend vertiefte Horst Göbbel in seiner umfassenden Ansprache den Begriff „Heimat“, indem er einen seiner Aussprüche zitierte: „Heimat ist dort, wo wir gemeinsam unterwegs sind“. Er konzentrierte sich in besonderem Maße auf den Begriff Gemeinschaft, zitierte Friedrich Schiller mit seinem Maria-Stuart-Wort: „Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren“, und erinnerte daran, dass alles wirkliche Leben Begegnung sei. Auch beim gerade stattfindenden Heimatortstreffen.

Harald Nötzold schilderte als letzter Redner die Entstehung des Rüstzeitheims „Lutherhaus Pruden“ seit dem Beginn des Umbaus des Pfarrhauses 1998, weitere gewichtige Bauaktivitäten in Pruden während der letzten Jahre, berichtete über viele Begegnungen meist junger Menschen aus aller Welt in Pruden, über die nachhaltigen Eindrücke bei Jugendlichen und Er- wachsenen, über das Nachdenken über den wirklichen Sinn und die entscheidenden Werte des Lebens, über gegenseitiges Geben und nehmen. Bei Kaffee und Kuchen konnte man sich austauschen, über Vergangenes und Gegenwärtiges reden.

Die siebenbürgische Tanzgruppe der HOG Alzen erfreute die Teilnehmer des Prudner Treffens mit ihrem Können. Während der gesamten Veranstaltung konnten sich die Besucher an zahlreichen Fotos aus Pruden und früheren Prudner Treffen erfreuen. Bei der von Lukas Geddert veranstalteten Tombola gab es viele schöne Preise zu gewinnen. Der Hauptpreis, eine Voigtländer Digitalkamera, ging an Katharina Tatter aus Frankfurt. Die Einnahmen gehen als Spende an den Freundeskreis Rüstzeitheim „Lutherhaus Pruden“, wofür Harald Nötzold besonderen Dank aussprach.

Anschließend spielte die „Fürberg-Musik“ Reinhard Homm und Partnerin zum Tanz auf. Es wurde beschwingt gefeiert, um Mitternacht war der wunderschöne Tag zu Ende. Wir danken allen, die zum guten Gelingen des Treffens beigetragen haben, Horst Göbbel und vielen anderen, in besonderem Maße dem Faktotum dieses Treffens: Lukas Geddert.

Dagmar Geddert
Horst Göbbel

Bildergalerie auf www.siebenbuerger.de:

26. Prudner Heimattreffen in Nürnberg

Schlagwörter: HOG-Treffen, Pruden

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