22. April 2024

Urweger Treffen in Denkendorf

Als ich das letzte Mal in Urwegen war, beschlich mich ein befremdliches Gefühl. Vertraut und doch fremd war das, was ich sah. Es war nicht MEIN Urwegen, es hat sich verändert. Es fehlte was Wichtiges: Es fehlten die Menschen, die hier wohnten, die Urweger, die Urwegen zu dem gemacht haben, was es damals war.
Urweger Tanzgruppe führt ihren Tanz vor der ...
Urweger Tanzgruppe führt ihren Tanz vor der vollen Denkendorfer Halle auf. Foto: Günther Zeck
Viele von uns Urwegern wollten sich wieder mal in Deutschland treffen. Diesem Wunsch kamen Günther Zeck, Michael Minth, Andreas Thiess und ich gerne nach. Mit viel Spaß bereiteten wir alles vor, so dass am 2. März in Denkendorf das Fest steigen konnte.

„Puhhh … schaut euch mal um ... Und? Was seht ihr? Lauter bekannte Gesichter, oder?“, begann Nadine Zey ihren Beitrag zum Treffen. Viele der fast 400 Anwesenden konnten diese Frage mit „Ja!“ beantworten. Nadine erzählte die Geschichte der kleinen Anna, die ihre Wurzeln nicht vergisst. Diese begleiten sie ein ganzes Leben lang. So geht es auch uns, die wir uns auf den Weg machten, um „gemeinsam unsere Kultur weiterzupflegen“. Wozu uns Nadine in ihrem Beitrag auch einlud.

Birgit Schorsten-Last eröffnete das Fest mit einer Andacht. „Zu einem Fest wie heute gehört auch Musik. Die Blaskapelle ist da, der Chor ist da. Wie schön, dass ihr diese Andacht und diesen Tag mitgestaltet“, sagte Birgit. „Lobe den Herren“ sangen die Anwesenden, begleitet von der Blaskapelle. Heimatliche Klänge begleiteten uns durch diesen Tag. Ein herzliches Dankeschön für ihr unermüdliches Engagement geht an die Leiter der Gruppen: Michael Rastel (Chor) und Michael Thiess (Blasmusik). „Lobe den Herren“ – die Urweger hatten nicht selten Grund zur Klage. Brand der Bergkirche, Enteignung, Verschleppung, es sind keine kleinen Wehwehchen. Und dennoch haben sie diese Katastrophen gemeistert. So erinnerte uns Birgit an unsere Geschichte. „Und nun schaut euch um, was für eine wunderbare Gemeinschaft da ist, trotz Auswanderung, trotz Leben in verschiedensten Städten. Ich glaube, dafür können wir Gott loben: Wir sind miteinander verbunden.“ Auch das war deutlich zu spüren. Obwohl sich manche sehr lange nicht gesehen hatten, knüpften sie an die alten Zeiten an, tauschten sich angeregt aus, frischten Erinnerungen auf und verbrachten eine kurzweilige Zeit miteinander. Sehr erfreulich fand ich auch, dass viele junge Leute den Weg nach Denkendorf fanden. Urweger, die unser Dorf nur von Urlauben und/oder Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern kennen. Sie waren da, sie spürten die Energie und trugen selbst auch zum Gelingen dieses Tages bei.

Die Tanzgruppe ist ein Projekt dieser jungen Urweger. In unserer farbenfrohen Tracht führten sie sächsische Tänze auf und luden zum Abschluss alle ein mitzutanzen. Ja, das ist MEIN Urwegen. Die Trachten zu sehen, berührte mich sehr. Ich bin mächtig stolz auf diese jungen Leute, die die Tradition weiterhin erhalten. Gänsehautfeeling. Dieses verstärkte sich noch bei der Darbietung der Kindertanzgruppe. Engel in Tracht tanzten einen Tanz, den sie zu Hause eingeübt hatten. Herzergreifend schön. Ein herzlicher Dank geht an alle Eltern, die mit den Kindern geübt haben, und ganz besonders an Martina Schorsten, die diese wunderbare Idee umsetzte und die auch die Jugendgruppe mit viel Leidenschaft leitet. Menschen wie sie lassen die alten Bräuche weiterleben und spannen den Bogen zur Zukunft. Auch Tanja Wolf gehört zu diesen jungen Menschen. Sie setzt sich dafür ein, dass dieses Jahr am Pfingstsonntag wieder eine Urweger Gruppe beim Trachtenumzug des Heimattages in Dinkelsbühl mitläuft.

Nadine referierte weiter: „Wir müssen nicht jeden kennen, um zu wissen, dass uns etwas verbindet.“ Die altbekannten Lieder, die Trachten, die Diashow, überall spürten wir die Verbundenheit. Wir tragen die Erinnerung in unseren Herzen, sie wird uns immer begleiten.

Nach dem offiziellen Teil spielten die „Power Sachsen“ zum Tanz auf, und wir alle sorgten für eine volle Tanzfläche und ausgelassene Stimmung. Diese war auch dem köstlichen Urweger Wein geschuldet. Ich finde: Dieser Wein schmeckt wie mein Urwegen. Und ich singe heute noch: „Urweger Wein – ist so wie das Blut der Erde ...“ Schön war‘s, nicht wahr?

Vielen Dank an die Musiker und den Winzer Gerhard Schuster. Auch er bringt uns die alte Heimat wieder näher. Und doch waren das Wichtigste an diesem Tag die Begegnungen mit den Menschen, mit denen man einen Teil seines Weges gegangen ist. Ich fühlte die Verbundenheit und die gemeinsame Geschichte. Vielen Dank für diese schönen Begegnungen. Und so würde ich auf die Frage „Wot as Glack?“ – so der Titel eines Gedichtes von Adelheid Elst – antworten: „Ech ban sihr glacklich, wun ich ken Urbijen terf kun, wo ech vill heksch Steangden erliwt hun.“

„Unsere Identität als Siebenbürger Sachsen, unsere Geschichte, unsere Traditionen und unsere Kultur haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind – eine starke und stolze Gemeinschaft. Wir sollten stolz sein, wer wir sind und woher wir kommen.“ Stimmt, Nadine.

Wenn ich an meine Zeit in Urwegen denke, denke ich ans Schurplich („wo fräher word gedongzd, mam Mai och man Treng“), ans Wisenrech (wie Heidi auch in ihren Gedicht), die Burg, den Friedhof, die Kirche, den Turen, an den Fischteich, den Harrenkampel. Was für Erinnerungen und Geschichten fallen euch ein, liebe Leser, wenn ihr an Urwegen denkt?

Ein schöner Tag wurde uns geschenkt und ich möchte mich bei allen bedanken, die den Tag zu dem gemacht haben, was er war: ein wundervolles Wiedersehen, an das wir uns noch lange erinnern werden. Lässt er sich wiederholen?

Monika Hamlescher-Hihn

Schlagwörter: Urwegen, HOG-Treffen, Bericht

Bewerten:

15 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.