13. Juli 2017

Gelungenes Fest: Treffen der HOG Nußbach

Im 32. Jahr seit ihrer Gründung blickte die Heimatortsgemeinschaft Nußbach im Rahmen ihres 16. HOG-Treffens vom 19.-21 Mai 2017 auf zwei große Ereignisse: 500 Jahre Reformation und 640 Jahre seit der ersten Erwähnung von Nußbach. „Komm, bau ein Haus, das uns beschützt, pflanz einen Baum, der Schatten wirft, und beschreibe den Himmel, der uns blüht“ sang unsere Gemeinschaft im Eröffnungsgottesdienst am 20. Mai im Evangelischen Bildungszentrum am Hesselberg.
Helmut Reich, der letzte eigene Seelsorger der Kirchengemeinde Nußbach, heute Pfarrer in Sonneberg/Thüringen, verwies in seiner Predigt auf ein neues Haus, an dem wir mit lebendigen Steinen in die Zukunft bauen sollen, um eine friedliche und gerechte Gemeinschaft zu fördern, zu gestalten und zu pflegen. Zum dritten Mal spielte die Orgel Erich Adler aus Großhaberdorf/Franken, der 2015 mit seiner Gattin unseren Ursprungsort am Geister Wald besuchte und unsere Gemeinschaft unterstützt. Beim Gedenken an die Verstorbenen der letzten zwei Jahre, verlesen durch Emmi Schmidts, stimmte die Gemeinde nach jedem dritten Namen in Begleitung der Orgel in den liturgischen Gesang „Herr, erbarme dich …“ mit ein. Die HOG Nußbach nimmt auch die Problematik der Heimatkirche, der kirchlichen Altenheime, der alten Menschen in Siebenbürgen wahr und will mit der Kollekte dieses Gottesdienstes im Altenheim Schweischer helfen, die Last zu tragen, denn „wer nichts für andere tut, tut nichts für sich“ (J. W. Goethe).
Andacht mit Pfarrer Helmut Reich beim Treffen der ...
Andacht mit Pfarrer Helmut Reich beim Treffen der HOG Nußbach. Foto: Georg Harry
Im festlich geschmückten Saal erinnerte die Wanderausstellung zur Reformation mit Siebenbürgen-Modul an die Erneuerung der Kirche im 16. Jahrhundert. In diesem feierlichen Rahmen begrüßte unser Schriftführer Georg Teutsch die 165 Anwesenden, teils in Burzenländer Tracht, und die geladenen Ehrengäste, Nußbachs amtierenden Bürgermeister Nistor Boricean mit Gattin Mihaela und Otmar Schall mit Gattin Hedda, Nachbarvater der HOG Rothbach. Es wurde ein Grußwort von Bischof Reinhart Guib vorgelesen.

Zu Beginn des offiziellen Teils, unserer Mitgliederversammlung, referierte Klaus Foof über die Reformation in Siebenbürgen und verwies auf die Ausstellung. Er tat dies zu Ehren unserer Gäste auch in rumänischer Sprache. In meinem Rechenschaftsbericht warf ich einen Blick auf 640 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung unserer Heimatgemeinde Nußbach vom 19. November 1377 als „villa Nucum“. Durch kriegerische Handlungen, Plünderungen, Brände und Erdbeben wurde Nußbach des Öftern verwüstet und zerstört. Das Leben der Bevölkerung war äußerst hart, oft tragisch und verbunden mit viel Leid. So kam es, dass um 1632 die Menschen folgende Mauerinschrift an ihre Kirchenburg schrieben: „Werden wir auch weglaufen, die wir noch geblieben sind, und Gott itzt nit anrufen, weil wir noch friedsam sind, sonst wird Er uns schicken den Feind, der wird uns gar verdilgen.“ Diese Inschrift lässt erkennen (und wird auch von Historikern so gedeutet), dass die Bewohner beabsichtigen den Ort zu verlassen. Erst 1989 haben die deutschen Bewohner ihre Gemeinde verlassen. Waren es damals noch 653, so sind in der Kirchengemeinde heute noch 101 Seelen, davon sechs im Sonderstatus. Ich verwies im Bericht weiter auf die kontinuierliche Arbeit im Vorstand, die Öffnung zur politischen Gemeinde und zu anderskonfessionellen Christen. Ein Zusammenwachsen dieser Gemeinschaften kann zu Erhalt, Pflege und Fortbestehen unseres Kulturgutes nur beitragen. Ich dankte den Mitgliedern für die zahlreichen Spenden, die in den letzten zwei Jahren ein erfolgreiches Arbeiten ermöglichten.

Im Anschluss trug Emmi Schmidts den Kassenbericht vor, Edwin Roth informierte über die zusammen mit Andreas Barthelmie vorgenommene Kassenprüfung, bestätigte die Richtigkeit, dankte für die ordentliche Pflege der Kasse und entlastete den Kassenwart.

In seinem Grußwort überbrachte Bürgermeister Boricean die besten Wünsche aus der Heimat. Er lud erneut ein zum ersten gemeinsamen Treffen am 12. August 2017 in Nußbach unter dem Motto „Gemeinsam in heimatlichen Gefilden“ („Împreună pe meleaguri natale“) und freute sich, dass dafür schon über 60 Teilnehmer aus Deutschland vorgemerkt waren. Im Namen der Landsleute dankte Siegfried Schuster dem Vorstand für die geleistete Arbeit, die aufwendige Vorbereitung und schloss auch das Hesselberg-Team, geleitet von Anita Spatz, mit ein, das für die Verpflegung und den reibungslosen Ablauf im Hintergrund tätig war. Mit dem Nußbacher Heimatlied von Irmgard und Pfarrer Erwin Barth endete der offizielle Teil.

Bei Kaffee, Baumstriezel und von unseren Frauen reichlich mitgebrachten Kuchen begann der gemütliche Teil des Festtages. Die Unterhaltung gestaltete bis in die späte Nacht das Duo „Stefan & Ossy“, zwei Siebenbürger aus Württemberg. Sie brachten den Saal zum Beben und sorgten für hervorragende Stimmung. Die Pausen füllte unser altbekannter Günter Schmidts am Akkordeon, so wurden Heimatlieder und bekannte Weisen gesungen.

Meine Landsleute brachten reichlich Freude sowie gute Laune zum Hesselberg mit, zeigten viel Interesse und waren dankbar für die beeindruckende Wanderausstellung, die das Deutsche Kulturforum östliches Europa uns zur Verfügung stellte. Diese gute Stimmung und die Dankbarkeit übertrugen sich auch auf das Pfingstwochenende. Wir besuchten zahlreich den Heimattag und mit Wappenschild beteiligten sich 34 Personen in Tracht am Festumzug in Dinkelsbühl.

Wir alle wissen: 2017 ist ein besonderes Jahr mit vielen großen Ereignissen in Kirche, Gemeinden und Heimatortsgemeinschaften, Begegnungen, die dem Erhalt der christlichen und menschenfreundlichen Werte in unserer Gemeinschaft dienen sollen. Wir wünschen dazu Gottes gutes Geleit, intensive Gespräche, spannende Erfahrungen, viel Gesundheit und Kraft.

Harald Johannes Zelgy

Schlagwörter: Nußbach, HOG-Treffen, Burzenland

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