16. September 2022

Auf geht’s ins Harbachtal!

Eine 36 Personen große Gruppe rumänischer und sächsischer Roderinnen und Roder besuchte gemeinsam sächsische Kirchenburgen. Im Rahmen des Kultursommers in Siebenbürgen und des damit verbundenen Einsatzes für die Vorbereitung und Durchführung der angekündigten Aktionen war für die Helferinnen und Helfer sowie Teilnehmer an den Workshops eine eintägige Bildungsfahrt mit Austauschmöglichkeiten geplant.
Am Dienstag, dem 9. August, kurz vor 10.00 Uhr fuhren wir aus Rode (rum. Zagăr) im Kreis Mieresch los. Nach etwa zwei Stunden Fahrt erreichten wir unser erstes Ziel, Seligstadt (rum. Seliștat) im Kreis Kronstadt, ein kleines Dorf an der Quelle des Harbachs, in dem noch etwa 200 Personen dauerhaft wohnen. Die Vorsitzende der HOG Seligstadt, Heidrun Meyndt, empfing uns mit einem traditionellen Schnaps und erläuterte uns den Ablauf unseres Besuchs. Nicolae Lupaşcu, ein gebürtiger Seligstädter, der sich privat für die Geschichte des Ortes interessiert, bot eine Führung in rumänischer Sprache im evangelischen Pfarrhaus und der Kirchenburg. Eine kleine Gruppe Jugendlicher wurde von Frau Meyndt auf Deutsch betreut. Vor dem ehemaligen Pfarrhaus erhielten wir Informationen zur Geschichte des Ortes. Vor allem die politische Entscheidung der 50er Jahre, die Eröffnung eines „Poligons“ (militärischer Schieß- und Übungsplatz) in unmittelbarer Nähe, führte dazu, dass die nahegelegene Verbindungstraße Richtung Agnetheln wegfiel und das Dorf nur noch über einen Feldweg von Bekokten aus erreichbar war. So abgeriegelt, verließen zahlreiche Bewohner den Ort und nur noch das große Pfarrhaus, die alte evangelische Kirche (erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt) und die Verteidigungsmauern sind Zeugen einer reichen, siebenbürgisch-sächsischen Kultur. Nach der Wende wurde mit Hilfe der Evangelischen Landeskirche das Areal in eine Jugendherberge umgewandelt. Hier finden zahlreiche Ferienangebote für Kinder und Jugendliche grenzüberschreitend statt.
Besuch des Bauernhauses Lukas in Seligstadt, das ...
Besuch des Bauernhauses Lukas in Seligstadt, das als Heimatmuseum umgestaltet wurde, Führung mit Dora Recker (4. von rechts). Foto: Annette Folkendt
Nach einem leckeren Mittagessen auf der Terrasse des Pfarrhauses mit Blick auf das Storchennest mit Jungvogel gingen wir zum Bauernmuseum Haus Lukas. Zahlreiche Exponate im Haus, Schuppen, Stall und Scheune, die das ländliche Leben des 20. Jahrhundert widerspiegeln, erinnerten uns an eine längst verflossene Zeit. Sie boten aber auch eine willkommene Gelegenheit mit unseren in Deutschland geborenen Kindern über den Alltag und die Lebensbedingungen von damals zu sprechen. Dora Recker, als Kennerin der Ausstellung, erklärte uns, wie das eine oder andere Gerät eingesetzt wurde.

Unseren zweiten Besichtigungsort, Trappold (rum. Apold), erreichten wir gegen 16.30 Uhr. In der imposanten Kirchenburg begrüßten und begleiteten uns freiwillige Jugendliche aus Deutschland (Unterfranken) und Belgien, die an einem europäischen Austauschprogramm teilnahmen. Während ihres Aufenthalts von vier bis sechs Monaten arbeiten sie an der Restaurierung der Kirchenburg mit und lernen handwerkliche Techniken der damaligen Zeit kennen. Die Kirchenburg in Trappold befindet sich in einer Reparatur- und Renovierungsphase und somit konnten wir diese Arbeitsmaßnahmen vor Ort bestaunen.

Für uns als Gruppe war der Tag spannend und interessant zugleich. Wir haben erfahren, welche Perspektiven sich in den beiden Ortschaften für den Erhalt der Kirchenburgen ergaben und dass hier die jahrhundertealte Hinterlassenschaft unserer Vorfahren mit neuen Akzenten versehen wird. Fotos von unserem Besuch unter www.hogrode.de/aktuelles.

Erika Waedt

Schlagwörter: Harbachtal, HOG, Rode, Bildungsfahrt, Seligstadt

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