9. März 2011

„Manche Kunststücke müssen ein Leben lang reifen“

Der Magier und Musiker Michael Schlesak wurde 1970 in Bukarest geboren, lebt aber nun schon seit 1974 in Deutschland, wo er ab 1982 die Münchner Zauberschule besuchte. Seine Lehrer waren berühmte Meister wie Michael Ammar (Weltmeister der Mikromagie), Daryl Martinez (Weltmeister der Kartenzauberei), David Williamson (Gold Cup Award, erster Preis in Close-Up-Magie). Heute ist Schlesak selbstständiger Diplomzauberer, Pianist und Komponist, seine Spezialität sind Zauberkonzerte. Dass er oft als „Sohn des Autors Dieter Schlesak“ vorgestellt wird, stört ihn nicht, „denn es stimmt ja auch“, meinte er bei seinem Besuch in der Redaktion der Siebenbürgischen Zeitung, bei dem er auch ein paar faszinierende Kostproben seiner Künste zum Besten gab. Das Interview führte Meike Kolck-Thudt.
Herr Schlesak, Sie haben sich einen sehr ungewöhnlichen Beruf ausgesucht. Wie kommt man auf die Idee, Magier zu werden?
Mich hat schon als Kind alles Magische fasziniert. Es hat mich gereizt, Ungewöhnliches selber schaffen zu können. Der Zauberer hat ja den inneren Wunsch, Sachen positiv zu verändern. Es gibt aber auch schwarze Magie: Das ist dann eher Voodookult, bei dem Leute negativ verhext werden. Das, was ich mache, ist das Gegenteil, denn es geht um die gute Atmosphäre, um positive Stimmung, um Lachen, Staunen, um den Verblüffungseffekt. Und es kann sehr lange dauern, bis ein Kunststück so ausgereift ist, dass es wirklich verblüfft! Darum geht’s aber. Denn die Magie ist verblüffungsabhängig! Wenn Sie wissen, wie’s funktioniert, dann staunen Sie ja nicht mehr. Das ist eigentlich einer Wissenschaft gleichzusetzen, denn analytisch betrachtet ist die Frage immer, was die perfekte Lösung ist. Der Zauberer muss in der Vorführung die Lösung, die Methode, zauberhaft umsetzen.

Wie reagieren Freunde und Verwandte auf so einen Berufswunsch?
Ich habe ja das Glück gehabt, dass mich alle unterstützt haben. Ich hab von Anfang an sehr viel gezaubert, weil Magie eben nur in der Interaktion zwischen Publikum und Zuschauer gut funktioniert. Am Anfang ist natürlich keiner gut. Familie und Freunde sagen dann, wo man aufpassen und noch üben muss! Und dann geht’s wieder ins stille Kämmerlein, stundenlang Sitzen und Üben. So ist das übrigens auch beim Klavierspiel. So kann’s sein, dass bestimmte Kunststücke ein Leben lang reifen.

Sie komponieren Musik und beziehen die Klavierkompositionen auch in Ihre Auftritte als Magier mit ein. Welchen Stellenwert hat die Musik in Ihrem Beruf, in Ihrem Leben?
Magie und Musik ergänzen sich sehr gut. Musik ist für mich immer hörbar gemachtes Gefühl, das heißt, das, was das Wort nicht so gut ausdrücken kann, kann dann die Musik besser ausdrücken. Beim Komponieren gehe ich so vor, dass ich zuerst den Titel hab, und dann komponier ich die Musik dazu. Wenn Sie mir jetzt zum Beispiel spontan einen Titel sagen, dann versuch ich das möglichst hundertprozentig musikalisch auszudrücken. Man könnte auch musikalisches Gedicht dazu sagen.

Magier und Musiker: Michael Schlesak ...
Magier und Musiker: Michael Schlesak
Vom wem bekommen Sie Ihre Aufträge?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich hab natürlich früher viel in meinem Freundeskreis gezaubert. Inzwischen sind die Einsatzgebiete unterschiedlich: Ich habe private Kunden und Großkunden, also Firmen. Und das Dritte ist das öffentliche Konzert auf der Bühne, mit Eintritt. Ich habe das Glück gehabt, dass ich zum Beispiel auf Schloss Nymphenburg oder Schloss Hirschberg spielen durfte. Schlösser sind natürlich besonders toll, weil die meistens einen eigenen Flügel haben. Private Kunden engagieren mich für Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen oder Zauberabende. Großkunden buchen mich auch für Jubiläen oder für Feiern ihrer Mitarbeiter. Aber ich mache auch Produktpräsentationen: Da bringe ich dem Kunden durch die Magie ein Produkt näher.

Wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag aus?
Je nach dem, was eben an Aufträgen anliegt. Mal ist Klavierarbeit vonnöten, und wenn ein neuer Titel da ist, dann beschäftige ich mich mit dem Komponieren. Es gibt aber auch den Büroalltag, also Kundenakquise, E-Mails schreiben ... Das dritte ist das Zaubern Üben. Die meisten Zuschauer und Zuhörer vergessen, dass ich nicht hingehe und alles einfach aus dem Ärmel schüttele. Man kennt es ja auch von Weltklassemusikern: Die üben auch bis zu acht Stunden am Tag! Der Auftritt ist immer nur das Endergebnis. Die eigentliche Arbeit muss ich davor leisten.

Was darf man sich von einer Vorstellung des Magiers Schlesak erwarten? Was ist das Spezielle daran?
Also das Besondere ist sicherlich, dass es preisgekrönte Zaubereien sind. Ich habe mich Wettbewerben gestellt, auch internationalen. Bei solchen Wettbewerben kämpft man ja, unter Anführungsstrichen, vor allem gegen sich selbst. An dem Tag, zu der Minute, muss die beste Leistung erbracht werden. In der Kunst ist das ja, im Gegensatz zum Sport, weniger ein Konkurrenzkampf. Und die Jury entscheidet natürlich sehr subjektiv.

Sie sind schon gemeinsam mit Ihrem Vater Dieter Schlesak aufgetreten. Wie funktioniert das, wie sieht die Rollenaufteilung aus?
In erster Linie ist es sein Auftritt, seine Lesung. Nur ist es so: Wenn er eineinhalb oder zwei Stunden seine Texte liest, dann haben die Zuhörer nicht immer Zeit, darüber nachzudenken. Deswegen suche ich dann einen passenden Titel aus oder komponiere sogar eigens für ihn. Und die Zuschauer und Zuhörer sitzen da, hören die Musik und können gleichzeitig über sein Werk nachdenken. Und dann liest er eben wieder. Wenn ein Zauberstück dazu passt, kommt auch Magie dazu, je nach Abend. Wir waren ja auch in dem Café Merlin in Stuttgart, da hat das gut gepasst. Oder im Literaturhaus. Es ist eine Fusion, ein Wechselspiel.

Ihr Vater ist in Schäßburg geboren, Sie haben aber den größten Teil Ihres Lebens in Deutschland verbracht. Wie ist Ihr Bezug zu Siebenbürgen?
Also für mich ist das ein traditionelles, faszinierendes, aufregendes Land. Die Kultur hat dort einen hohen Stellenwert und die Atmosphäre ist natürlich ganz anders als in Deutschland. Es ist auch etwas Magisches, sag ich mal. Durch die alten Bauten, durch die Schlösser ... Diese Atmosphäre inspiriert mich auch für meine Künste!

Sie sagen ja selbst: Die Region hat etwas Magisches an sich. Würde es sich da nicht anbieten, sich als Magier aus dem geheimnisvollen Transsylvanien zu verkaufen?
Ich muss sagen: Als Kind fand ich das alles sehr faszinierend, weil ich dachte, dass Dracula Wirklichkeit ist. Und viele glauben noch immer, dass das echt ist. Aber es ist ja alles Fiktion und ist dadurch, finde ich, etwas problematisch! Und wenn ich dann mit der Dracula-Masche komme ... Also es ist immer ein bisschen ein Problem, wenn man dann damit identifiziert wird. Ich bin ja nicht der Dracula-Zauberer!

Stehen in nächster Zeit Auftritte an?
Öffentliche Auftritte mache ich relativ selten. Die meisten buchen mich für Events. Wenn jemand Interesse an öffentlichen Auftritten hat: einfach per E-Mail (michaelschlesak[ät]googlemail.com) bei mir melden, dann kann ich sie einladen. Und alles Weitere ist ja auf meiner Homepage www.michaelschlesak.de ersichtlich.

Vielen Dank für das Gespräch!

Schlagwörter: Interview, Musiker, Zauberer

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