18. Dezember 2012

Filigrane Meisterwerke

Kürzlich hat Edith Rothbächer für die Trachtenpuppenausstellung im Landeskirchlichen ­Museum des „Friedrich-Teutsch“-Hauses in Hermannstadt vier siebenbürgisch-sächsische Trachtenpuppen gespendet. Derzeit sind über 50 sächsische Trachtenpuppen nebst Kirchentrachtenteilen im „Friedrich-Teutsch“-Haus zu bestaunen, die alle Trachtenlandschaften Siebenbürgens repräsentieren.
Edith Rothbächer war Anfang November in Begleitung ihrer Tochter Ute nach Hermannstadt geflogen, um die kleinen Kunstwerke der Leiterin des Teutsch-Hauses, Gerhild Rudolf, persönlich zu übergeben. Diese bedankte sich im Namen des Teutsch-Hauses für die wertvollen Puppen, in denen aufwändige Handarbeit stecke.

Zur Trachtenpuppe der verheirateten Frau in der „alten“ Frauentracht aus Heldsdorf im Burzenland: In alten Darstellungen der Tracht aus Heldsdorf ist diese blaue Bockelung des Burzenlandes zu sehen. Als Edith Rothbächer diese Puppe fertigte, wollte sie die „alte“ Heldsdörfer Tracht wieder zum Leben erwecken, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Die Frau trägt einen Spangengürtel, der rundum getragen wird. Die weiße Schürze mit genetztem Spitzeneinsatz ergänzt das Bild. Diese Tracht wurde viel in der habsburgischen Zeit getragen.
Edith Rothbächer spendete vier Trachtenpuppen an ...
Edith Rothbächer spendete vier Trachtenpuppen an das Teutsch-Haus in Hermannstadt.
Zur Trachtenpuppe des verheirateten Mannes in der weißen Nösner Bauerntracht aus Jaad im Nösnerland: Das Prachtstück dieser Tracht ist der breite Gürtel mit der filigranen Muster- bzw. Riemchenarbeit. Die weiße Stiefelhose mit Gürtel wurde nur im Sommer – auch zur Kirche – getragen. Solch breite Gürtel wurden von reichen Bauern getragen und sind typisch für die Bauerntracht in ganz Siebenbürgen, unter anderem findet man sie in Stolzenburg, Streitfort, Deutsch-Weißkirch.

Zum Trachtenpuppenpaar in der blauen jungsächsischen Tracht: In den Ortschaften, in denen es wenig Tracht gab, entwickelte sich die blaue, jungsächsische Tracht sehr schnell. Alte Volkskunstelemente der siebenbürgischen Trachten kamen hinzu und ergänzten das Trachtenbild. Die Kinder trugen zuerst die jungsäschsische Tracht, die dann von den Erwachsenen zum Tanz übernommen wurden. Der herzförmige Schnitt am Leibchen des Mädchens ist das Prachtstück, das mit verschiedenen Mustern bestickt wurde. Der Junge trägt das Hemd mit schwarzem Kreuzstichmuster und bunt bestickter Samtkrawatte. Diese Tracht wurde im Kokelgebiet, der Repser Gegend, dem Burzen- und Nösnerland sowie von Kindern und Jugendlichen zum Tanz getragen.

Dietmar Melzer

Schlagwörter: Trachtenpuppen, Hermannstadt, Museum

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