29. Januar 2018

Kochbuch "Kann Spuren von Heimat enthalten" erschienen

Von Oktober 2016 bis März 2017 zeigte das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München die Ausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ über Essen und Trinken, Identität und Integration der Deutschen des östlichen Europa, für die unter anderem zahlreiche Familienrezepte und Regionalkochbücher gesammelt und ausgewertet wurden. Eine Auswahl daraus enthält das gleichnamige Kochbuch, das gerade im Münchner Volk Verlag erschienen ist.
„Typische Rezepte der Deutschen aus dem östlichen Europa“, so der Untertitel, hat das Herausgeberteam des HDO (Patricia Erkenberg, Brigitte Steinert, Andreas Otto Weber) ausgewählt und mit Siegfried Sammer, Küchenmeister und langjähriger Betreiber der HDO-Gaststätte „Zum alten Bezirksamt“, einen Fachmann hinzugezogen, der sie für den heutigen Gebrauch neu bearbeitet hat.

In neun Kapiteln werden Gerichte der Deutschbalten, Russlanddeutschen, Pommern, Ostpreußen und Schlesier, der Deutschen aus Böhmen und Mähren, der Slowakei und der Bukowina, der Donauschwaben und Siebenbürger Sachsen präsentiert. Ansprechende Fotos von Christian Martin Weiß, der schon andere HDO-Publikationen bebildert hat, ergänzen die Rezepte; wo es keine Fotos gibt, hat Daniela Grabner passende Illustrationen geliefert, die zart und zugleich bodenständig daherkommen – so, wie es vielen der Speisen entspricht. Jedem Kapitel ist ein kurzer bebilderter Einführungstext vorangestellt, der historische, landeskundliche und kulinarische Informationen zur jeweiligen Region enthält.

Suppen und Braten, Aufläufe und Fischgerichte, Kuchen und Desserts finden sich in dem aufwändig gestalteten Kochbuch, in dem die Häufung von Hefegebäck (mal süß, mal pikant) auffällt. Besonders im Gedächtnis bleiben die ostpreußischen Gründonnerstagskringel: Die Zubereitung dieser Köstlichkeit aus – natürlich – Hefeteig erfordert Zeit und Geduld und wurde als Schritt-für-Schritt-Anleitung fotografisch festgehalten. Ähnliches widerfährt dem Lendenbraten: Dieses Rezept wurde genutzt, um die Technik des Spickens in Wort und Bild zu erläutern. Siebenbürgen präsentiert sich mit Sauerampfer- und Weinsuppe, Klausenburger Kraut, Evengelisch Henkel, Vogelmilch mit Schneeballen, Hanklich mit zweierlei Belag sowie Harlekinschnitten. Baumstriezel (wieder Hefe!) als typisches Gebäck gibt es in der Einführung zum Kapitel.

Die Freude am sorgfältig ausgestatteten Band trübt, dass die Zutaten in fast keinem Rezept in der Reihenfolge ihrer Verwendung aufgeführt werden, was sich beim Nachkochen als lästig erweist. Zudem irritiert das Glossar am Ende des Buchs – muss man Begriffe wie Karotten oder Suppengrün wirklich erläutern? Zumal regionaltypische Ausdrücke wie Glumse, Powidl oder Spirgel an entsprechender Stelle unter dem Rezept erklärt werden. Besser wäre vielleicht ein alphabetisch oder nach Hauptzutaten sortiertes Rezeptregister gewesen. Nichtsdestotrotz ist die vorliegende Zusammenstellung „immateriellen Kulturguts“, wie HDO-Direktor Andreas Otto Weber die vielfältigen kulinarischen Traditionen der deutschen Zuwanderer in seiner Einführung nennt, ein gelungenes, ansprechendes Kochbuch, das einen Platz auf den vielen Regalmetern Culinaria, die es bereits gibt, beanspruchen darf.

Doris Roth


„Kann Spuren von Heimat enthalten. Typische Rezepte der Deutschen aus dem östlichen Europa“, für das Haus des Deutschen Ostens herausgegeben von Andreas Otto Weber, Patricia Erkenberg, Brigitte Steinert, Volk Verlag, München, 2018, 156 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-86222-217-9.

Schlagwörter: Kochbuch, deutsche Minderheit, Osteuropa, HDO, München, Besprechung

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